Ein Deutscher gegen Mallorca

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Die Peinlichkeit hört an der „Schinkenstraße“ nicht auf. © Bopp

Sich als Deutscher unbeliebt zu machen, funktioniert auf Mallorca nicht nur am Ballermann. Es geht auch ziviler: Man macht hier Urlaub und stellt dabei fest, dass Einheimische für manche Dienstleistungen weniger bezahlen als ausländische Touristen. Dann klagt man bei der EU wegen Diskriminierung – und bekommt Recht.

Genau das ist jetzt passiert. Die Folge: Zwar bezahlen Touristen auch künftig unverändert den Preis, den sie schon immer für die historische Bummelbahn zwischen Palma und Sóller berappen mussten. Aber Einheimische bezahlen jetzt mehr, nämlich genau so viel wie die Touristen. Konkret: 16 Euro statt bisher sieben.

Gewonnen hat keiner. Nur dass das Image des deutschen Nörglers mal wieder bedient wurde.

Mit dem Residentenrabatt, den Mallorquiner und solche, die dort legal einen Wohnsitz haben, jahrelang genießen konnten, ist jetzt also Schluss. So besagt es ein bürgerfremdes Gesetzes-Monster, das verhindern soll, dass innerhalb Europas das Preisgefüge durcheinandergerät.

Unberücksichtigt bleibt dabei die Tatsache, dass Mallorquiner im Schnitt weit weniger verdienen als Deutsche oder Bürger vieler anderer EU-Länder. Dazu kommt, dass sie als „locals“ ohnehin schon Touristenpreise für vieles bezahlen müssen, was andernorts weniger kostet.

Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang weniger die Tatsache, dass ausgerechnet ein Deutscher den Streit angezettelt hat. Kalt erwischt haben mich die teilweise herzlos-schneidig geführten Auseinandersetzungen in den sozialen Medien. Dazu zählt auch ein Internetforum, das ich regelmäßig besuche.

Da wird zynisch der „arme Spanier“ angeführt, der künftig „für die Touristen-Bimmelbahn“ etwas tiefer in die Tasche greifen müsse. Und: “Gibt es jetzt in der Tramuntana schon ein Jammertal, welches von der Bimmelbahn angefahren wird?“

Diese Eiseskälte passt nicht zu Mallorca und seinen liebenswerten Bewohnern. Die sind in der Tat nicht alle arm, ganz im Gegenteil. Aber viele von ihnen tun sich schwer, mit ihrem Einkommen den preislichen Herausforderungen gerecht zu werden, die so eine Ferieninsel nun einmal mit sich bringt.

Aber es gibt auch besonnene Stimmen: „Man stößt sehr vielen vor den Kopf. Von daher: Bekloppte und unnötige Aktion“, schreibt ein User im Mallorca-Forum.

Meine Meinung: Peinlich, unnötig und missgünstig.

Ein befreundeter Journalist drückt es in einer Mail noch drastischer aus: „Eine unglaubliche Geschichte! Man möchte vor Scham versinken oder den Kerl  in Sauerkraut einlegen“.

Wer Mallorca und seinen „Residenten“ etwas Gutes tun möchte, kann sich nach vorheriger Anmeldung einer Unterschriftenaktion für die Wiedereinführung des Residenten-Rabatts anschließen. Den Link dazu finden Sie  > hier <

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Ein Gedanke zu „Ein Deutscher gegen Mallorca

  1. Na ja ,zu dem Thema sollte man vielleicht mal eine weitgefächerte Befragung veranstalten. Abgesehen davon ,dass der gewährte Rabatt von neun Euro ziemlich krass ist , denke ich, dass eine anteilmässige Erhöhung des Fahrpreises für die Einheimischen eventuell ja auch den Fahrpreis für ALLE verringern könnte. ( z.B. auf 12.- )

    Mir waren bisher übrigens lediglich Rabatte für Schüler , Behinderte ,Rentner u. Arbeitslose geläufig ! Darüber hinaus sollte nicht vergessen werden, dass wir doch in die EU eingebunden sind. Glücklicherweise ! Bis vor gar nicht solanger Zeit ,war diese Insel nämlich ein rechtsfreier Raum ! Wenn man sich mit dem EU Regelwerk naeher befasst, werden sich triftige Gründe finden für die Entscheidung (en) Es kann ja wohl auch nicht angehen, dass jedes Land und jede Insel nun alles wieder uneinheitlich , verwirrend ,aufwendig nationalstaatlich regeln will oder soll ! Oder ?
    Ich denke, besonders in diesen turbulenten Zeiten, ist es doch ganz besonders wichtig : verlässliche ,möglichst einheitliche ,verständliche ,umsetzbare Strukturen für ALLE zu schaffen!
    Das gilt schliesslich für fast alle Bereiche in der EU ! Dazu gehört dann aber auch ,dass man einige seiner Souveränitäten ,ohne zu mosern , an eine zentrale Stelle abgibt, zur Vereinheitlichung der gemeinsamen Belange ! (dort kann man sie ja dann nach Herzenslust ,zentral anfechten ,modifizieren und passend gestalten !
    ‚ Image-Bedienung ‚ und ‚Gesetz-Monster‘ finde ich an der Stelle dann doch zu weit hergeholt. Wir sollten eher dankbar sein ,dass wir diese Gestaltungmöglichkeiten haben .

    Bei den Einkommensverhältnissen sehe ich nämlich das ‚ Wohlstandsgefälle‘ hier als genau so gravierend an wie im Rest der Welt ! Der Ton und die Kaltschnäuzigkeit und herzlosen Kommentare ,in den Medien, sind höchst bedauerlich , doch oft genau den vorgenannten Ungerechtigkeiten geschuldet ( und werden in den Zeiten von ‚ alternative facts and fake news ‚ nur noch zunehmen = Wahlkämpfe und die neuen Medien ! )

    Diejenigen , die sich aus welchen Gründen auch immer , nicht mitgenommen fühlen, helfen nun den Autokraten an die Macht ! Mir scheint, sie begeben sich lieber in eine folgenschwere ‚ freiwillige Knechtschaft ‚ , als sich an einer 70-jährigen erfolgreichen EU Entwicklung und einer globalen Gesellschaft zu beteiligen ! Wie blöd kann man eigentlich sein ?? Darum heißt es ja doch so schön : ‚ die Hoffnung stirbt zuletzt ‚! In diesem Sinne..R..🏝

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