Da isser wieder: Old Man Winter!

IMG_9170Wir wussten, dass er kommt. Alle wussten es. Zeitungen, Radio, Fernsehen – sie hatten uns schon seit Tagen vor einem frühen Wintereinbruch gewarnt. Doch als Old Man Winter dann gestern Abend ohne anzuklopfen bei uns ankam, war der Schreck groß.

Das mit einer Schneedecke überzogene grasgrüne Blechdach meines Frühstück-Diners „Greenspot“ auf der Rue Notre Dame ließ keinen Zweifel: Er war wieder da, der Herr Winter.

Gleich um die Ecke dann das für die Jahreszeit viel zu fröhliche Surren einer Handschneefräse. Frank, unser emsiger Hausmeister, hatte sie gleich nach der Rückkehr von einem Kurztrip nach Florida vor ein paar Tagen aus dem Keller geholt. Für alle Fälle.

He just couldn’t wait“, versucht mir seine Freundin Karine fast entschuldigend seinen Enthusiasmus für Spielzeuge zu erklären. Und ganz ehrlich? Die elektrische Handfräse, mit der er hingebungsoll den Schnee auf dem Gehweg vor unseren Terrassen wegzaubert und sich dabei den Hipsterbart zustaubt, ist aber auch ein selten tolles Ding.

Ausgerechnet Frank, der eigentlich Francisco heißt und seine Wurzeln in Galizien hat, liebt an diesem Abend den Schnee. Wir hören es bis in die späte Nacht.

Jean von gegenüber ächzt. Dabei ist er von uns allen der einzige Hardcore-Quebecker. Geboren und aufgewachsen in einer Provinz, von der Gilles Vigneault behauptet, Mon pays, ce n’est pas un pays, c’est l’hiver“. Dieses Land sei kein Land, singt er, es sei der Winter.

Jean verflucht den kanadischen Winter jedes Jahr aufs Neue, hat aber trotzdem schon den Schnee von unsere Terrasse geräumt, als wir gerade erst aufstehen.

In Jeans Wahrnehmung setzt die kalte Jahreszeit im Zeitalter der Erderwärmung immer früher ein, was natürlich nachweislich nicht stimmt. Aber für Jean ist es eine fette, weiße Überlebenslüge. Er braucht das.

Und wir so?

Wir haben eben die ganz dicken Kaliber aus dem Klamottenlager geholt. Heute Nacht soll das Thermometer auf gefühlte minus 22 Grad Celsius sinken. Also tauschen wir die frühen Winterstiefel gegen die richtigen Winterstiefel ein und freuen uns, dass wir – Winter hin oder her – Freunde haben, die dieses Schicksal mit uns teilen.

Könnte es nicht viel, viel schlimmer sein?

Und während Francisco in diesem Moment vor meinem Fenster schon wieder eine weitere, viel zu fröhliche Runde mit der Elektrofräse dreht, freuen wir uns mit Doug und Marjolaine, die vorgestern ins schneefreie Portugal abgereist sind. Und für Jean, der sich jetzt doch tatsächlich entschlossen hat, diesen Winter auf der Karibikinsel Martinique zu verbringen.

Wir freuen uns aber auch für uns selbst, weil auch wir wieder Pläne für den Winter haben.

Und was für welche!

Unzertrennlich: Frank und die Schneefräse:

 


Und hier noch eine Bildergalerie auf der Homepage der CBC


 

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