Mit Corona kam die Lieferitis

IMG_3545.jpgBestellst Du schon, oder kochst Du etwa noch? Nie seit meiner ganzen Kanada-Zeit – und das sind immerhin schon 40 Jahre – habe ich so viele Menschen so viele Mahlzeiten bestellen sehen. Schon klar: Die Restaurants sind geschlossen und Kochen ist nicht jedermanns Sache.

Wenn jetzt schon dein Stamm-Diner bei dir um die Ecke einen Lieferdienst anbietet, muss die Not groß sein – und zwar auf beiden Seiten: Beim Kneipen-Besitzer und beim Kunden.

Ob frittierte Zwiebelringe, Pommes, Dill-Gurken oder das Quebecker Nationalgericht PoutineThe Green Spot liefert neuerdings aus.

In einer Stadt mit mehr als 5000 Restaurants ist der Appetit groß. Denn müssten alle Restaurants über Nacht komplett zumachen, würde nicht nur ein wirtschaftliches Chaos entstehen, sondern auch ein kulinarisches.

Publikumsverkehr ist nicht gestattet, Take Out und Essen auf Rädern schon. Der Montrealer isst gern. Und wenn „le resto“, wie er seinen Esstempel liebevoll nennt, nicht mehr geöffnet ist, muss eben der Lieferdienst her.

Davon gibt es hier Dutzende. Von Uber-Eats bis Feodora, mit zahlreichen Einzelkämpfern

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Frisch aus der Pfanne: Schnitzel bei Bopps

dazwischen. Und der Liefermarkt läuft wie geschmiert.

Chez Ma Tante bietet Poutine und Hotdogs an. Le Petit Alep hat’s mit der syrischen Küche und La Khaīma brutzelt Mauretanisches und liefert dann frei Haus.

Auch Lebensmittel lassen sich viele Montrealer lieber vor die Haustür stellen anstatt vor der Ladentür Schlange zu stehen. Er erwarte jeden Moment eine neue Lieferung, textet mir gerade mein Kumpel Jean, „schon die dritte Lieferung in acht Tagen“.

Und wir so?

Gehen einmal pro Woche tüchtig einkaufen. Dann wird gekocht – und zwar jeden Tag.

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Hausgemacht: Lores Kartoffelsalat

Dabei darf es schon mal ein bisschen mehr sein. So wie eben, als dampfende Kässpätzle auf dem Tisch standen.

Italiener, habe ich heute gelesen, haben während des Lockdowns im Schnitt zwei Kilo zugelegt. Viel weniger dürften’s auch bei mir nicht sein.

Lebensmittel-Lieferungen hatten wir noch nie und auch den Essensdienst haben wir noch nie bemüht. Und zwar wirklich noch nie, auch vor der Corona-Krise nicht.

Dabei habe ich kein grundsätzliches Problem mit Food to Go. Es schmeckt mir einfach nicht außerhalb des Restaurants, wo es frisch gekocht wird. Ein Chicken Tikka Massala, das beim Stamm-Inder nicht heiß aus der Küche serviert wird, sondern erst auf den Liefertruck gepackt werden muss, verliert nicht nur seinen Geschmack, sondern auch seinen kulinarischen Charme.

All denen, die sich nicht daran stören, dass Pho Bo mit dem Radl kommt, wünsche ich guten Appetit!

11 Gedanken zu „Mit Corona kam die Lieferitis

  1. Hallo Herbert, Corona hat auch gute Seiten. Denn nur durch diesen Virus habe ich Dich, Deine Familie und die Bloghausgeschichten kennengelernt. Du schreibst so spritzig und authentisch, dass das Lesen immer wieder Spaß macht. Ich freue mich auf mehr.
    Viele liebe Grüße aus der Oberlausitz!

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  2. Hier sieht es leider anders aus: Restaurants machen Pleite. Und ganz schlimm auch fuer die Angestellten die hierzulande im wahrsten Sinne des Wortes „brotlos“ werden, weil sie wegen fehlender Arbeitslosenunterstuetzung noch nicht einmal genug Geld fuer Essenskaeufe haben und auf Spendentafeln angewiesen sind.

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  3. Hallihallo…Ich höre zwischen Deinen kulinarischen Gelüsten ganz laut und deutlich den Lob-Gesang auf die Koch-Künste Deiner Frau 👏 ! NEID ! Ich kann ja nur 🍀hoffen, dass Ihr möglichst bald mal wieder auf Eure Lieblingsinsel kommt ❗️
    Deine bebilderten Beschreibungen erinnern mich immer an die ‚nahrhafte’ Zeit , in der ich für das CIA ,Epicurean- Automobilrallyes ausgerichtet und gefahren hab !
    ( Culinary Institut auf Amerika )
    Hier : Seit dem extrem strengen Lockdown bekocht ER sich selber ! 😷
    „Nur die Sache die man aufgibt ist verloren !“ lg. Euer magerer Alt – Geselle..XR.🏝

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  4. Interessant finde ich, dass Restaurants sich in diesen Zeiten Ihre Gedanken machen MÜSSEN um Kunde zu halten. Und das wiederrum belebt den Markt auf Dauer. Sei es nun die Umstellung des Menüs, oder auch ein online Bestell System.

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  5. Na, von den Extrakilos mangels Bewegung schweigt des Sängers Höflichkeit…… Wir kochen jeden Tag selbst, genauso wie früher. Es kam sowieso sehr selten vor, dass wir uns vom Inder in Palmanova etwas nach Hause bestellt haben.
    Ich gehe 1 x wöchentlich einkaufen und stelle fest, dass das eigentlich viel praktischer ist, weil ich besser und koordinierter einkaufe. Und spart Sprit ;-) . Ein Blatt Papier auf dem Tisch dient als, während der Woche wachsender, Einkaufsliste.
    Ab gestern dürfen wir uns nun auf der Insel wieder bewegen und Besuche machen. Deshalb geht es gleich erstmal zu meiner Schwester, die ich nun 2 Monate nicht mehr sehen konnte.
    Liebe Grüße und bleibt gesund!

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  6. Das ist nichts Neues in Bonn. Drei Lieferdienste konkurrieren, die wir allerdings wg.Aufpreises für Kunden oder Restaurants nicht nutzen. Die von uns bevorzugten Restaurants, die das kochen, was ich nicht oder nicht so gut kann, liefern nicht. Pizza und Co sowie die Hinesische süß-saure Ente haben wir früher beim Hersteller unseres getesteten Vertrauens bestellt und von ihm in unseren vorgeheizten Backofen (100 Grad C) geliefert bekommen. Daran ändert sich 2 x im Monat nix.
    Mit Tiko Gemüse und den Frischwaren unserer Bio-Bauern in und um Bonn bzw. dem Milch- Bio-Supermarkt und Metzger/Bäcker versorgen wir uns alle zwei bis 3 Tage um die Mittagszeit, wenn es dort weitgehend leer ist. Von den zur Zeit nur noch 300 Erkrankten bzw. rund 2000 Getesteten in Quarantäne (von insgesamt 300.000 Bonner Einwohnern) begegnet uns niemand. Im Zweifelsfall halten wir immer die medizinisch gesicherten 2 Meter Abstand und tragen die Masken nur aus Solidarität.
    Wir lieben das Einkaufen und kochen für uns beide alle 2 Tage eine komplette Mahlzeit für 4 Personen, die dann eingefroren und im Bedarfsfall nach Uni oder Ausflügen schnell in der Mkrowelle aufgetaut Ist. Einige tiefgefrorene Fertiggerichte ergänzen unseren Vorrat. Zu Vor-Corona-Zeiten hat sich wenig geändert, außer daß wir uns deutlich mehr in der menschenleeren Natur aufhalten. Lieferungen von Supermärkten wie Rewe und Edeka mögen wir wg. der mangelnden Frische-Qualität nicht. Für Tiko usw. wird wie früher auch auf Vorrat bei den regelmäßigen Sonderangeboten Im Supermarkt eingekauft.

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  7. Pre-Covid we ate out several times a week just because it was nice to have someone else do the work. Fortunately I am married to a good cook and not terrible myself. We did order BBQ ribs as they travel well, and we wanted to support the restaurant, a favorite. But Alie does not like fish or even the smell of them; fish does not travel well. So yesterday we went out — our restaurants recently opened at 25% capacity. I had some wonderful salmon. 😃

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  8. Hier haben wir, weil wir ja nicht im Restaurant essen gehen konnten, aber die hiesigen Restaurants, die ja wegen der ausbleibenden Touristen riesige Einbussen hatten, unterstuetzen wollten, viel zur Lieferung nach Hause oder als to-go zum Abholen bestellt, und ich kann mich ueber die Qualitaet nicht beklagen. Ungewoehlich ist natuerlich, dass das Essen in diesen Einheits-Styropor Containern kommt, aber man braucht es ja nicht daraus zu essen. Und die Liefer- bzw. Abholzeiten sind ja, in einer kleinen Stadt, sehr kurz.
    Und auch jetzt, wo die Restaurant wieder geoeffnet sind, werden wir nicht ausgehen zum Essen. Wir werden uns hueten, so wie die Lage hier in Texas ist. Und wir werden fuer eine lange Zeit auch nicht einkaufen gehen, sondern uns die Lebensmittel ans Haus liefern lassen. Bestenfalls werden wir sie am Supermarkt abholen.
    Ich denke, das Verhaeltnis zwischen selber kochen und Vorgekochtes essen hat sich wohl nicht veraendert.

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  9. Bei uns wird auch gekocht und auf Teufel komm raus gebacken. Manchmal hatte ich das Gefühl, eine Strudelfabrik zu sein! Denn selbstverständlich werden die Kinder „mitbebackt“! Vor kurzem kam ein Wunsch meines Sohnes nach Cordon Bleu… demnächst wird ihm das dann fertig geliefert werden… Und im Moment sind wir „up north“ und meine bessere Hälfte bereitet Krabben zu!
    Übrigens, ein guter Service ist „Cook it“! Meine Tochter bestellt dort, du bekommst alle Zutaten für ein bestimmtes Rezept, mit der genauen Anleitung – ich habe vor Corona davon schon öfters für sie bei ihr gekocht!
    Auf alle Fälle- Guten Appetit!!
    Und über die extra Kilos sprechen wir nicht!😉
    Viele Grüsse
    Christa

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