
Seit der Pandemie ist ja viel von „Home-Office“ und „Working Remotely“ die Rede. Menschen, die nichts anderes kannten als ihren Schreibtisch in einem Großraumbüro, mussten/durften/sollten plötzlich zu Hause bleiben, um ihre Arbeit zu verrichten.
Ob das immer so toll ist, wie es sich anhört, darüber streiten sich die Geister. Ich habe als Freiberufler ein Leben lang „Home-Office“ gemacht und kann mir gar nicht vorstellen, wie es ist, das Büro von 9 bis 5 mit irgendjemandem zu teilen.
Die Vorteile der Heimarbeit liegen klar auf der Hand: Du bestimmst weitgehend deinen Arbeitsalltag selbst. Das erfordert viel Disziplin – vor allem im Sommer, wenn der Strand oder der Swimmingpool nur ein paar Meter vom Schreibtisch entfernt locken.
Der große Nachteil des Arbeitens von zu Hause: Es fehlt ein soziales, berufliches Umfeld, mit dem du dich austauschen kannst. Auf Zuruf mal kurz eine Frage beantwortet zu bekommen, habe ich oft vermisst.
Ob es ein Vor- oder Nachteil ist, dass dein Arbeitsplatz fünf Meter Luftlinie vom stets gut gefüllten Kühlschrank ist, muss jeder für sich entscheiden. Ich hätte mir vermutlich manches Pfund Hüftgold ersparen können, hätte ich bei jedem Hungeranfall in die Kantine rennen müssen.
So richtig darüber nachgedacht, was es mit diesem „Working Remotely“ auf sich hat, hatte ich ehrlich gesagt noch gar nie, weil es halt schon immer ein Stück Normalität bei uns war. Bis eben die Pandemie kam und viele meiner ehemaligen KollegInnen plötzlich mit dem oben beschriebenen Kühlschrank-Problem konfrontiert wurden. Es war Lore, die neulich mal feststellte: „Eigentlich waren wir mit dem ganzen Home-Officing ganz schön früh dran“.
Konfliktsituationen für den „Heimarbeiter“ entstanden oft dann, wenn wir Freunde oder Kollegen zu Besuch hatten, bei denen es auch um Mitternacht noch ein Fläschchen sein durfte. Nicht alle haben das Prinzip „Arbeiten von zu Hause“ verstanden. Beim Aufstehen am nächsten Morgen unterscheidet sich der Heimarbeiter nur unwesentlich vom Bürogänger.
Nur weil der Schreibtisch nicht in einem Wolkenkratzer steht, sondern in einem kuschelig eingerichteten Büro daheim, bedeutet noch lange nicht, dass die Arbeit ruht, wenn dir der Kumpel beim Home Officing über die Schultern schaut und fragt, was man denn heute so gemeinsam unternehmen könnte. Das waren die nervigsten Momente meiner Haus-Arbeit.
Dass „Home Officing“ nicht immer bedeuten muss, dass man sein Büro tatsächlich in sein Haus verlegt hat, zeigt die Fotogalerie weiter unten. Geschrieben und gesendet wurden im Garten, im klirrend kalten Blockhaus am See, in der Ferienwohnung in Palma oder sonstwo oder auch in irgendwelchen Hotelzimmern.
Eine bizarre Begegnung gab es vor vielen Jahren mit einer Nachbarin. Sie hatte mich beobachtet, wie ich mal auf dem Balkon, mal im Garten und hin und wieder auch bei geöffnetem Wohnzimmerfenster in meine – damals noch – Schreibmaschine hämmerte. Sie hatte auf einen Spion getippt, wie sie mir später verriet. Bis sie sich eines Tages ein Herz fasste und wissen wollte, was ich eigentlich so mache den ganzen Tag. „Arbeiten, schreiben, recherchieren, fürs Radio senden“, anwortete ich wahrheitsgemàß.
Einen Job, wo man den lieben, langen Tag daheim bleiben kann, hätte sie auch gerne, lautete ihre Antwort damals. Wer weiss, vielleicht hat sie ihn ja während der Pandemie endlich bekommen, ihren Traumjob.
Mein liebstes Bild zum Thema „Fern-Arbeit“ ist das Acryl-Gemälde, das Lore vor vielen Jahren am Strand von Delaware in den USA gemalt hat. Wer bei Meeresrauschen in einem Pinienwald seiner Arbeit nachgehen darf, weiß, was Glück bedeutet.










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That painting is a treasure, but today’s generation might wonder what that keyboard is you are working with. 😀
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Interessant mal deine Seite zu hören. Ich selber arbeite in der IT und kann meine Arbeit (inzwischen) komplett von zu Hause erledigen. Ich bin aber auch schon jeden Tag 100km zur Arbeit gefahren (eine Strecke) und das einige Jahre. Daher kenne ich beide Seiten. Mit Kind genieße ich nun die Freiheit nur 1x pro Woche im Büro zu sein und möchte die durch Home Office gewonnene Zeit nicht mehr hergeben.
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