
Über Maggy Akerblom zu schreiben, ohne ein Lächeln auf den Lippen zu haben, ist fast nicht möglich. Maggy ist heute früh im Alter von 83 Jahren in Montreal an Alzheimer gestorben. In meinem Kopf wird sie immer als das Kölsch Mädsche weiterleben, das für viele Lachfalten in meinem Gesicht verantwortlich ist.
Maggy war 27, als sie 1967 zur Weltausstellung nach Montreal gekommen war. Einige Jahre nachdem die Party von „EXPO 67“ zu Ende war, ging für Maggy der Spaß erst richtig los. Sie fing als Redakteurin und Sprecherin bei Radio Canada International an, dem Auslandssender der öffentlich-rechtlichen CBC. Dort haben wir uns Anfang der 80er-Jahre kennengelernt.
Keiner konnte den Jingle der täglichen Radioshow eleganter sprechen als sie. Wenn Maggy Akerblom die Kurzwellen-Sendung dreisprachig mit „Hier spricht Kanada. This is Canada. Ici Radio Canada“ ankündigte, flogen ihr in Deutschland und vielen anderen Teilen der Welt die Herzen zu.
Ich weiß das, weil ich oft dabei war, als die Hörerbriefe sortiert wurden. Niemand in der Redaktion erhielt so viel Fanpost wie Maggy Akerblom.
Als Maggy in den Ruhestand ging, hatte ich mich längst als Korrespondent selbstständig gemacht. Aber wir sind immer in Kontakt geblieben. Das hat zum einen mit unserer gemeinsamen Liebe fürs Radio zu tun, zum anderen, weil an Maggy in deutschsprachigen Kreisen in Montreal irgendwie kein Weg vorbeiführte. Ständig war sie auf der Bühne des großartigen Deutschen Theaters in Montreal zu sehen, gab eine Party oder besuchte eine.
Ich bewunderte ihre Fähigkeit, Texte, auch sehr anspruchsvolle, mit der Geschmeidigkeit der arrivierten Schauspielerin vorzutragen. In einem Stück war Cassian ihr Pendant. Er liebte es, die Theaterbühne mit Maggy zu teilen. Sie war in ihrem Element, wenn die Bretter unter ihr knirschten und wenn sie ihr Publikum verzaubern konnte.
Maggy kam aus einem Journalisten-Haushalt, das merkte man ihr an. Die Öffentlichkeit hat sie nie gescheut, einen guten Wein, noch besser ein Glas Champagner, auch nicht. Legendär waren die Partys in ihrem Haus im noblen Stadtteil „Town of Mount Royal“. Dort lebte sie lange mit ihrer Tochter Daniela und ihrem Sohn Oliver.
Maggy hatte das Leben verstanden und wusste es zu zelebrieren. „Hab‘ ich das nötig, bei meiner Figur?“, war ein running gag, der es auch in unseren Haushalt geschafft hat.
Unvergessen auch die Schilderung einer Deutschland-Reise, bei der sie ihre an Alzheimer erkrankte Mutter in Köln besuchte.
Als Mutter und Tochter im Mietwagen den Rhein entlang fuhren, habe die Frau Mama irgendwann gesagt: „Sie fahren aber gut!“ Maggy erinnerte ihre Mutter daran, dass es ihre Tochter sei, die am Steuer saß. „Kinder?“, habe die Mutter gesagt, „das würde mir gerade noch fehlen!“
Dass jetzt auch Maggy an den Folgen von Alzheimer gestorben ist, kam bei der familiären Vorbelastung nicht ganz überraschend. An der Trauer, die wohl alle, die sie kannten, empfinden, ändert dies nichts.
Dann mal tschö, Maggy! Dort, wo du jetzt bist, hat bestimmt schon jemand den Roten Teppich für dich ausgerollt und dir zur Begrüßung ein Glas Champagner kredenzt.
Den hast du dir redlich verdient, bei deiner Figur.
Radio-Jingle mit Maggy Akerblom (ab 2:35 Minuten) Danke, Stefan!