
Es war wieder einmal die „New York Times“, die erklären musste, dass die Waldbrände im Norden von Quebec praktisch nicht zu stoppen sind. Während sich die meisten lokalen Medien mit dem Smog, der uns seit Wochen einhüllt, arrangiert haben, bedarf es eines Blicks von außen, um die Gefahr der Brände und ihrer Folgen richtig einzuschätzen.
Mehr als 400 Brandherde gibt es allein in der Provinz Quebec. Deren größte Stadt Montreal liegt zwar gut 600 Kilometer südlich der eigentlichen Brandzone. Aber die Folgen sind Tag und Nacht zu sehen, zu riechen, zu spüren.
Der beißende Rauch legt sich förmlich auf Haut, Kleidung und Haare. Richtig gefährlich wird es, wenn sich der Smog seinen Weg in die Atemwege sucht – und findet. Das ist angesichts der winzigen Rauchpartikel bei den meisten Menschen der Fall.
Auch über einige amerikanische Großstädte im Nordosten der USA hat sich die Smog-Glocke inzwischen gelegt. So waren die Leuchtreklameschilder in Manhattan zeitweise in dicken Rauch gehüllt. Selbst im fernen Europa sind die Rauchschwaden inzwischen angekommen.
Eine Blog-Leserin schrieb gestern: „Mittlerweile ist der Rauch der gigantischen Waldbrände sogar hier in Südbayern angelangt, und beschert uns traumhaft schöne Sonnenuntergänge, die man aber nicht recht genießen kann bei dem Gedanken daran, was sie verursacht.“
Auch Freunde auf Mallorca berichten vom Smog, der aus dem Westen kommt.
Entstanden sind die Waldbrände in vielen Fällen durch Blitzeinschläge. Die wiederum sind auf das für diese Jahreszeit viel zu früh einsetzende extrem heiße und schwüle Sommerwetter zurückzuführen. Zusammen mit einer extremen Trockenheit sorgen diese meterologischen Bedingungen für den „perfekten Sturm“.
Da es sich in den betroffenen Regionen meistens um leicht entzündbare Baumsorten handelt, sind die Brände kaum zu stoppen.
Das liegt auch an den riesigen Flächen. Die Provinz Quebec ist dreimal so groß wie Frankreich. Da richten selbst die mehr als tausend Feuerwehrleute nur wenig aus, obwohl sie vom Militär und von Lösch-Kommandos aus anderen Teilen der Welt unterstützt werden.
Inzwischen sind Einsatztrupps aus Frankreich, Spanien, Portugal, Mexiko, Chile, den USA und Costa Rica im Einsatz. Selbst Süd-Korea, Australien, Neuseeland und Südafrika haben Löschkolonnen nach Kanada entsandt. Doch der durchschlagende Erfolg ist bisher ausgeblieben. Die Feuerwalze rollt weiter.
Auf die Hilfe benachbarter Provinzen ist, wie sonst bei Waldbränden üblich, kaum zu zählen. Die meisten von ihnen sind mit ihren eigenen Löscharbeiten beschäftigt.
Dass es überhaupt zu diesem katastrophalen Ausmaß von Bränden kommen konnte, hat auch mit der Sparpolitik von Land und Bund zu tun. Gab es vor Jahren noch bemannte Feuerwachttürme und Frühalarmsysteme in Form von Flugpatrouillien, so fielen diese Kontrollmechanismen nach und nach dem Rotstift zum Opfer.
Menschen sind bisher nicht zu Schaden gekommen. Ob, wie viele und welche Tierarten den Flammen zum Opfer gefallen sind, kann nur erahnt werden.
Sicher ist: Sollten die Waldbrände auch in den nächsten Wochen noch weiterlodern wie bisher, muss mit gesundheitlichen Langzeitschäden gerechnet werden, deren Folgen nicht abzusehen sind.
Vorher/Nachher: Downtown Montreal unter einer Smog-Glocke:



Interaktive Waldbrand-Karte: Wo lodern die meisten Feuer?
Waldbrand-Erklär-Video (Quelle: CBC):
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In den Badlands ja, aber Canada und Trockenheit passen gar nicht zusammen, und doch wird es anscheinend immer mehr zur bitteren Realität. Exzellenter Beitrag, lieber Herbert! Herzdank.
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Ganz fürchterlich! All die armen Tiere!
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Fürchterlich, welch eine Katastrophe!
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Es ist zum Verzweifeln, dass man kaum etwas Anderes tun kann als abzuwarten, dass – so schlimm es auch ist – den Waldbraenden „das Material ausgeht“.
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