Merci, Valérie!

Ich liebe unsere Oberbürgermeisterin. Sie heißt Valérie Plante und macht mir jeden Tag das Leben ein kleines bisschen leichter. Madame Plante (49) leitet seit 2017 die Geschicke von Montreal und hat sich vor allem durch eines einen Namen gemacht: Sie hat ein Herz für Radfahrer. Und für Rentner.

Wer über 65 ist und in Montreal die öffentlichen Verkehrsmittel benutzt, zahlt keinen Cent. 70 Kilometer kreuz und quer durch die Vier-Millionen-Stadt? Kein Problem. Die Montrealer Metro ist zuverlässig, sicher und sauber. In den meisten der 68 U-Bahnhöfen führen Aufzüge vom Straßenniveau direkt zu den Bahnsteigen.

Das ist nicht nur behindertengerecht, sondern auch ein toller Service für uns Radfahrer. Und erst recht für gehbehinderte Radler wie mich.

Der erste Waggon ist stets für Rollstuhlfahrer und Radler ausgelegt. Gibt’s dort keinen Platz mehr, dürfen auch die restlichen Waggons benutzt werden. Fahrradhalter sind dafür verantwortlich, dass die Räder nicht rutschen – bei einem schweren eBike kann das eine sportliche Herausforderung werden.

Aber man hilft sich gegenseitig und schnappt sich schon mal die Lenkstange des Nachbarn, wenn das Rad zu kippen droht.

Valérie Plante hat uns nicht nur die kostenlose Rad-Bus-U-Bahn-Kombi beschert, sondern auch eines der bestausgebauten Radfahrnetze des Kontinents. Kein Stadtteil, der nicht erschlossen wäre, kaum eine Nebenstraße, die nicht über einen Fahrradweg verfügt. Selbst in Industriegebieten gibt es noch geteerte Fahrradwege.

STARKE FRAU: Oberbürgermeisterin Valérie Plante

Fast 3500 Kilometer Radwege stehen uns im Großraum Montreal zur Verfügung, 700 davon das ganze Jahr über. Die „bike paths“ im Winter eis- und schneefrei zu halten, ist eine logistische Meisterleistung. Tausende der Radfahrer, die auch bei minus 25 Grad noch in die Pedale treten, danken es der Stadt.

Fast 10000 Fahrräder, darunter 2400 eBikes, warten an 800 Verleih-Stationen auf Nutzer. Das Montrealer „BIXI“-System gilt von der Auslastung her als eines der erfolgreichsten der Welt.

Nicht jeder ist glücklich mit der Fahrrad-Politik von Valérie Plante. Viele Autofahrer stöhnen, weil der ständig wachsende Ausbau der Radwege oft auf Kosten von Parkplätzen geht. Aber Madame Plante und ihre Partei „Projet Montréal“ machen unbeirrt weiter.

Dass wir mit „Projet Montréal“-Stadtrat Craig Sauvé in unserem Viertel einen tatkräftigen Befürworter der Fahrrad-Idee haben, soll auch nicht unerwähnt bleiben. Merci, Craig!

In den kommenden fünf Jahren sollen weitere 230 Kilometer Radwege gebaut werden, die als „sicher“ eingestuft werden. Das heißt, sie sind nicht nur durch Straßen-Markierungen als Radwege gekennzeichnet, sondern durch Begrenzungszäune auch physisch vom Autoverkehr getrennt.

Auch dafür schon jetzt: Danke, Valérie!

3500 Kilometer Radweg stehen Montrealern zur Verfügung.
Auch auf den städtischen Fähren geht es rund. Auf dem St-Lorenz-Strom geht es in die Vorstädte.
Radelnd über die neue Champlain-Brücke.
Auf der Aussichtsplattform des „Mont Royal“.
800 Bixi-Verleihstationen. Diese hier an der Rue Crescent mit Leonard Cohen im Hintergrund.
Radler in Uniform. Die Montrealer Fahrrad-Polizei
Radfahrer in Montreal führen alles andere als ein Schattendasein.
Fahrrad-Fun in der Unterführung
Vergissmeinnicht mit zwei Rädern Fotos: © Bopp

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2 Gedanken zu „Merci, Valérie!

  1. Das sollte hier in Deutschland (Rheinland-Pfalz) auch Schule machen.
    Viele Radler hier benutzen den Gehweg, weil zu gefährlich auf der Strasse…
    Die Autos und auch die schweren Trucks (40 Tonner) heizen viel zu schnell vorbei.
    (Zum Verständnis, ich wohne direkt an einer vielbefahrenen Strasse mit Limit 50 km, die meisten sind schneller unterwegs…

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