
Über Bücher von Freunden zu schreiben, ist eine heikle Sache. Gibt es zu viel des Lobes, wirkt so eine Rezension schnell unglaubwürdig. Kritisiert man das Werk des Kumpels zu sehr, könnte man dem Autor womöglich schaden. Versuchen wir’s also mit der guten, alten Mitte.
Josef und ich kennen uns seit mehr als 45 Jahren. In der Redaktion Ulm der „Schwäbischen Zeitung“ hatten wir uns damals als Kollegen schätzen gelernt.
Als uns Josef im Mai überraschend in Montreal besuchte und wir über meinen neuen Roman sprachen, erwähnte er eher beiläufig, dass auch er ein Buch geschrieben habe. Gelesen habe ich dieses Buch erst jetzt.
Das Buch „Rommel – ein gelernter Demokrat“ über den langjährigen Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel ist weit mehr als eine Biografie über den Sohn des legendären „Wüstenfuchs“ Erwin Rommel. Es ist ein Dokument der Zeitgeschichte, auch ein Erklärstueck über die „Rote Armee Fraktion“, die vor allem in Süddeutschland ihre blutigen Spuren hinterlassen hat.
Ich gestehe: Das Buch über Manfred Rommel, das jetzt in der 2. aktualisierten Auflage erschienen ist, habe ich zunächst eher zögernd in die Hand genommen. Als jemand, der seit 40 Jahren im Ausland lebt, war es nicht meine erste Wahl, mehr als 300 Seiten über einen Oberbürgermeister zu lesen, den ich persönlich nicht kannte und der in einer Stadt wirkte, in der ich nie gelebt habe.
Auch als Sohn des berühmten „Wüstenfuchses“ interessierte mich Manfred Rommel nicht sonderlich. Aber wenn der Autor ein langjähriger Freund und Kollege ist, drückt man schon mal ein Auge zu und liest Dinge, die nicht an oberster Stelle der To-Do-Liste stehen.
Und jetzt? Bin ich froh, dieses Buch gelesen zu haben. Autorität und Tiefe, mit der Josef Schunder das Leben von Manfred Rommel erkundet, sind beeindruckend.
Die Seiten sind vollgepackt mit fesselnden Facetten von Manfred Rommels Leben, sowohl als Sohn eines bedeutenden Militärführers als auch als eigenständige Persönlichkeit. Die Erzählung ist flüssig geschrieben und gespickt mit zahlreichen Schmankerln, was es dem Leser leicht macht, sich quasi spielerisch mit Geschichte und Geschichten zu befassen.
So viel Lokalkolorit bietet dieses Buch, dass man beim Lesen auch als NIcht-Stuttgarter am liebsten am Kachelofen sitzen und der guten, alten Zeit nachhängen möchte. Dass diese Zeit zwar alt, aber nicht immer gut gewesen ist, lässt Schunder in seinem Text genau so wenig aus dem Visier wie die Tatsache, dass ein Buch, in dem der „Wüstenfuchs“ eine große Rolle spielt, immer mit einem „Gschmäckle“ behaftet ist.
Dass es Josef Schunder gelungen ist, diesem „Gschmäckle“ den Stachel zu nehmen und gleich gar nicht den Verdacht aufkommen lässt, dass er sich ideologisch gleich macht mit dem oft zu glorifizierend dargestellten Generalfeldmarschall Erwin Rommel, ist ein weiterer Grund, warum ich dieses Buch wärmstens empfehle.
Als eBook ist die 2. aktualisierte Auflage bereits erhältlich. Die Druckausgabe wird voraussichtlich zu Weihnachten auf dem Markt sein.
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Lieber Herbert,
ich als Stuttgarter bin jetzt natürlich neugierig geworden. Zumal ich Manfred Rommel mehrfach vor dem Mikrofon hatte. Hauptsächlich, wenn es darum ging sein Verhältnis zu Landesduellen in der Fußball Bundesliga zu erkunden. Rommel versuchte, obwohl Oberbürgermeister von Stuttgart seine Liebe zum VfB nicht ganz so durchscheinen zu lassen🤔😊.
Nicht nur deswegen werde ich das Buch zum “Sohn des Wüstenfuchses“ aufmerksam lesen.
LG
Harry
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