Zwei Große: Götz und Bernd

Bernd und Bopp beim Bier in Leutkirch im Allgäu. Circa 2010

Für den Bruchteil einer Sekunde bin ich erschrocken. Wie er so sprach, sich bewegte, sich bei Diskussionen nicht wegduckte, auch wenn’s aussichtslos erschien – das war mein Freund Bernd, wie er leibt und lebt.

Doch Bernd lebt nicht mehr. Er ist vor mehr als sieben Jahren viel zu jung verstorben. Der Mann, in dem ich meinen alten Kumpel sah, war der Schauspieler Götz Schubert. Er spielt zurzeit in der wunderbaren ARD-Serie „Haus aus Glas“ das schwierige, höchst komplexe Familienoberhaupt.

Auch Bernd war nicht immer einfach. Aber er war aus einem Holz geschnitzt, wie man es in den Wäldern dieser Welt nur noch selten findet. Kernig, knorrig, hart oder auch weich und zum Schluss so fragil, dass der Baum knickte, sein Körper ihn im Stich ließ.

Bernd war ein Westfale, den es ins Allgäu verschlagen hatte und den das Allgäu nie mehr losließ. Gestorben ist er auf seinem Bauernhof in einem Dorf namens Bettelhofen. Dort, zwischen den sanften Hügeln der Voralpen, hat er jahrezehntelang gelebt.


Ein bisschen Bernd: Götz Schubert.
© Wikipedia

Gelebt, wohl gemerkt. Gearbeitet hat er in anderen Städten. In Baden-Baden, wo er bei SWF3 ein bekannter Rundfunkmoderator war. In Hannover bei Radio FFN. Und in Berlin, wo er jahrelang „der Frühstücksdirektor“ war, als den er sich mit der ihm eigenen Selbstironie bezeichnete. Dabei war er weit mehr als das.

Er war Chef des SAT1-Frühstücksfernsehen, das er aus dem Typus Gruß-August herausholte und ihm seine Handschrift gab, die bis heute nicht verblasst ist. Der Hund, der live und unkontrolliert durchs Fernsehstudio Gassi gehen durfte, wurde Kult. Er war Bernds Idee. Ein Hund, wenn auch ein anderer, läuft auch heute noch durch den TV-Set. Die Moderatorin Marlene Lufen hat es erst neulich erzählt, als sie bei „Inas Nacht“ zu Gast war.

Ich habe Bernd Dassel bei seiner Arbeit beobachtet – in Baden-Baden, in Hannover und auch in Berlin. Ein unanstrengender Chef war er sicher nicht. Aber stets authentisch war er, einschließlich des Krückstocks, mit dem er schon mal auf den Tisch haute. Die Stöcke mögen ihm körperliche Stütze gegeben haben, ausgebremst haben sie ihn nie.

„Unkaputtbar“ sei er, sagte er manchmal über sich. Ein Trugschluss, wie sich am 31. Oktober 2016 auf tragische Weise herausstellen sollte. Es war der Todestag meines Freundes.

Das alles ging mir jetzt wieder durch den Kopf, als ich Götz Schubert im Fernsehen sah. Herrn Schubert bin ich nie begegnet. Es würde mich aber nicht wundern, wenn er, der berühmte Schauspieler, sich darüber freuen würde, in einem Atemzug mit meinem Kumpel Börnie genannt zu werden.

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