
Wenn der Mond am hellen Nachmittag die Sonne küsst und der Himmel dabei verschämt den Vorhang zuzieht, dann ist das ein Grund zum Feiern. Die totale Sonnenfinsternis war ein Naturspektakel, wie man es nicht alle Jahre, nicht einmal alle Jahrzehnte sieht.
Wenn die “Total Solar Eclipse” sich dann auch noch direkt über der Farm abspielt, die zu unserem Home Away from Home geworden ist, dann berührt das deine Sinne auf eine Art und Weise, die nur schwer zu beschreiben ist.
Innerhalb kurzer Zeit verwandelt sich der stahlblaue Frühlingshimmel in ein graues Tuch und spielt dann minutenlang Versteckspiel im Stockdunkeln, nur um wenig später den Vorhang wieder zurückzuziehen und dem sonnigen Nachmittag neuen Schwung zu verleihen.
Dazwischen ein Kaleidoskop von Licht und Schatten, Wind und Stille, Wärme und Kälte. Und irgendwann, als der Mond bereits tschüss gesagt hat, erscheint am Horizont etwas, von dem man nicht weiß, ob es nach Sonnenaufgang oder Abendrot aussieht.
Anders als in der Millionenstadt Montreal, wo sich Hunnderttausende zu Sonnenfinsternis-Partys auf der Île Sainte-Hélène und zahlreichen anderen Parks getroffen haben, ging es auf Cassians Farm beschaulich zu.
Nach einem Mittagessen schnappte sich jeder eine Spezial-Sonnenbrille und blickte, zunächst sehr behutsam, später aber beherzt, in den Himmel.
Vielleicht war dieses Naturspektakel so emotional, weil es lange, sehr lange Zeit dauern wird, bis es sich einem erneut bietet – bei manchen zu lange, um es noch einmal zu erleben.
Wer das Glück hat, so ein Wunder der Natur im Kreise der Familie und mit Freunden zum letzten Mal bestaunen zu können, fühlt dann auch einen Hauch von Demut.
Danke, Natur! Danke, Himmel! Danke, Familie!













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Ich habe das hier in München life im TV verfolgt, und mir so sehr gewünscht, das mit eigenen Augen sehen zu können.
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Ich versuche es mal wieder mit einem Kommentar (hat ja letztens nie richtig geklappt):
Wirklich sehr spektakulaer und eindrucksvolle Bilder! „Unsere“ Sonnenfinsternis 1999 war ja leider von Wolken verhangen. Jetzt durfte ich dank dir, lieber Herbert, eure „miterleben“. Danke dafuer!
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Absolut beneidenswert. So ein Naturereignis live zu erleben ist ein Traum, der nicht jedem Erdenbürger zuteil wird. Als hier in Deutschland 1999 die letzte totale Sonnenfinsternis zu sehen war, bin ich extra mit meiner Familie nach Ulm gefahren, weil sie dort total war. Ich kann mich erinnern, dass die kids wenig begeistert von der Fahrt waren. Umso erfreulicher, dass sie sich jetzt bedankt haben, dass ich ihnen seinerzeit die Möglichkeit geboten habe. Kleines Kuriosum am Rande: Diese UV Brillen haben wir seinerzeit für die nächste Finsternis aufheben wollen. Lieber Hebo, es lohnt sich nicht; wirf sie weg.
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Herberto, du hast dir ja wirklich eine blumige Prosa einfallen lassen zu diesem Minutenspektakel – ein echter Lesegenuss, das ganze auch ein bebrillter Augengenuss, der bei uns beiden ohne grossen Bahnhof ablief, aber dennoch erinnerungswürdig. bleibt. Auf dass die Sonne und der Mond, le soleil et la lune dich solange abküssen, bis dir das Gendering durcheinander kommt.
Pedro y Lauretta
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