
Winter können sie, die Montrealer – das muss man ihnen lassen. Nach den beiden Schneestürmen der letzten Tage müssen mehr als 10.000 Kilometer Straßen und Gehwege geräumt werden – das entspricht der Strecke von München nach Tokio. Das kostet Zeit und Geld: 50 Millionen Dollar hat die Stadtverwaltung allein für diesen Blizzard zur Seite gelegt.
Mehrere Menschen haben die massiven Schneefälle nicht überlebt. Ein 13-jähriges Mädchen wurde in einem Dorf außerhalb von Montreal in einem Schneetunnel verschüttet und konnte erst geborgen werden, als es zu spät war.
In der Montrealer Innenstadt entdeckten Passanten in einem geparkten Auto die Leiche eines Mannes, der vermutlich versucht hatte, sich aus eigener Kraft aus den Schneemassen zu befreien. Dabei müssen ihn – und sein Auto – die Kräfte verlassen haben.
Innerhalb von vier Tagen fielen 75 cm Neuschnee – so viel wie seit fast 127 Jahren nicht mehr. Da es bereits Tage zuvor ordentlich geschneit hatte, liegt noch immer gut ein Viertel der Stadt unter einer meterhohen Schneedecke. Aber die wichtigsten Durchfahrtsstraßen sind inzwischen geräumt, und auch bei uns im Stadtteil St. Henri tut sich etwas.
24 Stunden am Tag rollen die Räumkommandos vorbei. Erst ertönen die Sirenen, um die Autobesitzer aufzufordern, ihre Fahrzeuge in Sicherheit zu bringen. Dann folgen Raupenfahrzeuge und Sattelschlepper, die wie Monstertrucks durch die Nacht rauschen. Die riesigen Lkws bringen die Schneemassen dann zu einer Schneehalde, die inzwischen 30 Meter hoch ist.
Die Stadtverwaltung appelliert an die Bewohner, nach Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten, um zu verhindern, dass parkende Autos die Räumkolonnen behindern.
Die Schneeräumung erfolgt in mehreren Phasen: Zunächst werden enge Straßen und Fahrradwege geräumt, um den Durchgang für Einsatzfahrzeuge zu ermöglichen, gefolgt von Hauptstraßen, Sammelstraßen und schließlich Wohnstraßen.
Die Schneeräumung ist eine der größten logistischen Herausforderungen der Stadt Montreal und kostet jährlich 200 Millionen Dollar – mehr als in jeder anderen Stadt der Welt.


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Wahnsinn! Bei solchen Schneemassen wäre bei uns schon längst das blanke Chaos ausgebrochen. Letztes Jahr fielen hier in München binnen 36 Stunden etwa dreißig Zentimeter Schnee – und da ging gar nichts mehr! Es gab keine Müllabfuhr mehr, die Öffentlichen fuhren zwei Tage lang nicht, Supermärkte wurden nicht mehr beliefert, und in sämtlichen Medien brach das große Geheule und Gejammere aus…
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Ich weiss,,Herbert – und ich hoffe, dass dieses „noch“ noch sehr lange, bzw. immer erhalten bleiben wird!
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Schön ist zurzeit dort, wo Friede und Harmonie unter den Bewohnern herrschen. Beides ist hier – noch – gewährleistet. Deshalb: Ja, es ist schön, hier zu leben.
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Man muss sich immer wieder wundern, dass die Stadt am Ende dem Schnee Herr wird und dass im Frühjahr und im Sommer wieder alles grünt und blüht.Heuer wird es damit wohl ein bisschen länger dauern! Wir sind am Montag von „Up North“ heimgekommen (dort war der 2. Schneefall nur 27 cm😉) und war überraschend, wie geräumt die Autobahn und die Landstrassen doch waren.
Mein Sohn musste am gleichen Tag noch nach Ottawa und bis zur Grenze nach Ontario müssen die Strassen- und Sichtverhältnisse sehr schlecht gewesen sein. Kurz nach dem er durch war, ist dieser Teil der 40 dann aus Sicherheitsgründen gesperrt worden!
Aber trotzdem – es ist schon schön hier zu leben! Oder, was meinst du?
VG Christa
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