
Stimmt. Manchmal ist es schwer, in der Fremde zu sein. Der Satz in der Überschrift stammt von meinem Freund Frank. Er spielt dabei auf ein Dilemma an, mit dem ich mich jetzt immer häufiger auseinandersetzen muss: Nicht dabei sein zu können, wenn irgendwo gefeiert, gelacht, gegessen und getrunken wird. Oder getrauert. Wie jetzt beim Begräbnis meines Bruders in Ummendorf.
Kontinente, Ozeane, Arbeit, Abenteuer: Oft waren sie mir wichtiger als das, was sich in Ummendorf abspielte. Mein Leben ist in Kanada – und das schon seit fast einem halben Jahrhundert.
Lange Zeit spielten Entfernungen keine große Rolle. Ich war so oft in Deutschland, dass ich meine Geschwister vermutlich nicht weniger häufig gesehen habe, als wenn ich meinen Lebensmittelpunkt in München hätte – und nicht in Montreal.
Doch dann kamen Krankheiten und Alter. Plötzlich war es mit der Mobilität vorbei.
Ich bin meinem Bruder Wolfgang unendlich dankbar, dass er, obwohl auch schon jenseits der 80, die Verbindung zu meiner Familie und mir aufrechterhält.
Oder meine Cousine Margret, die nicht müde wird, mir von „dohoim“ zu berichten. Sie tut das in schönen Worten und wunderbaren Bildern.
Ummendorf ist weit – und manchmal doch so nah. Schön, dass uns das Internet virtuelle Brücken schenkt, über die man kurz mal gehen kann. Noch schöner, dass es Menschen gibt, die diese Brücken in Anspruch nehmen.
So wie Josef, mein früherer Nachbar, der mich über das Geschehen in Ummendorf informiert. Oder Johannes, der sich als Dorfhistoriker in meiner Heimatgemeinde besser auskennt als jeder andere. Oder Irmgard, eine Freundin aus Grundschulzeiten, die das Herz nicht nur am richtigen Fleck hat, sondern auch die Hand am Puls von Ummendorf. Oder Claudia, mit der ich auch die Schulbank gedrückt habe.
Ihnen allen gebührt heute mein Dank. Sie sorgen dafür, dass an Tagen wie diesen die Fremde nicht ganz so weh tut.
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Najaaa…., ich bin ja nicht soweit weg von „der Heimat“ wie Du, Herbert, aber trotz der Liebe zu meinen 2 in Deutschland lebenden Geschwister, zu deren Kinder und Kindeskinder, trotz der sporadischen und schönen Kontakte zu Schulfreundinnen, Ich wüsste nach 50 Jahren beim besten Willen nicht mehr, wie ich mich noch wohl, oder „zuhause“ fühlen könnte…
Die Besuche werden mit zunehmenden Alter natürlich weniger, hüben wie drüben, jedes mal hofft man, dass es nicht das letzte Wiedersehen war.
Andererseits haben wir doch, im Vergleich zu früheren Zeiten, das unglaubliche Glück, uns sehen und sprechen zu können, wenn es auskommt. Wir können uns verabreden und nach Herzenlust erzählen, ohne das unser Bankkonto in rote Zahlen gerät.
Früher haben wir zig-seitige Briefe geschrieben, die kamen aber immer erst viele Tage später an. Ein Vorfall in der Familie wäre per Telegramm gekommen, ohne weitere Information, etc.
Tja, ideal ist kaum etwas…
Liebe Grüße, Elgard
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Deine Empfindungen kann ich gut verstehen. Im Moment der fernen Beisetzung des Bruders natürlich besonders.
Aber auch sonst wird im Alter die „Nabelschnur“ zur Heimat stärker. Und ist es nicht ein wunderbares und positives Zeichen, dass du immer noch so viel Interesse an der Heimat hast? Und dass es so viele Menschen gibt, die dir das nahe bringen, was für dich doch in so unerreichbare Ferne gerückt ist?
Da menschelt es doch auf sehr schöne Weise. Dadurch bist du „mittendrin“.
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Danke, lieber Rolf. Deine einfühlsamen Worte tun gut. Schön von dir nach so vielen Jahren zu hören. Auch dir alles Gute im schönen Bad Buchau.
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Lieber Herbert,
von Eberhards Tod habe ich mit großer Wehmut erfahren. Ich fühle mit Dir und deinen Angehörigen in der Trauer um Eberhard. Als liebenswerten und freundlichen Menschen und Fachmann als Maler im Haus meiner Eltern habe ich ihn gekannt, und so werde ich ihn auch in meiner Erinnerung bewahren. Unser Herrgott möge ihm ewigen Frieden und Geborgenheit schenken.
In stillem Gedenken und herzlicher Anteilnahme
Rolf Preißing, dein ehemaliger Mitschüler am WG, jetzt wohnhaft in Bad Buchau
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💜🪷
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