
Die wichtigste Erkenntnis unserer Reise in die westkanadische Prärie kommt zuletzt: Die Freundlichkeit der Menschen, die dort leben. Dass Kanadier generell ein liebenswertes Volk sind, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Was wir in den vergangenen Tagen in Manitoba an Freundlichkeit erlebt haben, ist noch einmal eine Klasse für sich.
Als Fußgänger bist du in Winnipeg King of the Road. Kaum setzt man den Fuß auf den ersten Balken des Zebrastreifens, quietschen bei den Autofahrern die Bremsen. Anders als etwa in Montreal, wo man sich als Fußgänger am besten mit Stahlhelm und Ritterrüstung in den Straßenverkehr wagt, wird man in Manitoba wie ein kostbarer Schatz auf zwei Beinen behandelt.
An Flughäfen zählt das Security-Personal in den meisten Ländern, die ich bereist habe, nicht unbedingt zu den größten Sympathieträgern. Anders in Winnipeg. Hier wurden wir mit so viel Herzlichkeit begrüßt, dass man fast schon Hintergedanken vermuten könnte: „Was will der Mensch von mir?“
„Wohin geht’s?“, will der Mann in Uniform an der Sicherheitsschranke wissen, während er uns abscannt. „Nach Montreal“, antworte ich. „Hab mal fünf Jahre in Winnipeg gelebt.“ Er: „Gut so! Nix wie weg von hier.“ Nicht gerade ein idealer Slogan fürs Fremdenverkehrsamt der Stadt Winnipeg, aber das ehrliche Bekenntnis eines jungen Kerls, der von der Prärie aus schon mal in eine richtige Großstadt wie Montreal schielt.
Dann die Szene am Abflug-Gate im Flughafen in Winnipeg: Fast 200 Passagiere warten darauf, den später bis auf den letzten Platz besetzten Airbus betreten zu können. Was macht der Air-Canada-Mann? Erblickt meinen Rollator, kommt auf mich zu und lässt uns wie VIP-Passagiere in die Kabine schreiten, damit wir als Erste unsere Plätze einnehmen können – Economy Class, nicht Business oder First.
Beim Besuch des beeindruckenden Winnipeger Kongresszentrums führte uns eine liebenswürdige junge Frau namens Suzanne in eine der Großküchen. Es war mein ausdrücklicher Wunsch gewesen, zu sehen, wie eine Hundertschaft an Köchen bis zu 8000 Mahlzeiten zubereitet. Stressiger Job. Und was macht die Chefköchin? Nimmt sich alle Zeit der Welt, uns im freundlichsten Manitoba-Englisch das Tagesmenü zu erklären.
Und dann natürlich unsere Gastgeberin Christa, deren Liebenswürdigkeit von jeher nicht zu überbieten ist. Ihre Freundinnen und Freunde, die Nachbarn, der Gärtner – sie alle strahlen eine ansteckende Herzlichkeit aus.
„Friendly Manitoba“ steht auf dem offiziellen Autokennzeichen dieser Provinz. Ausnahmsweise ist ein Slogan mal kein Klischee.


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Man kann sich entweder mit dem Rollstuhl bis zum Sitz bringen lassen oder den Rollator am Eingang zum Flugzeug abgeben und sich dann zum Platz geleiten lassen. Ich glaube, die meisten Airlines sind da ziemlich entgegenkommend.
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In Kanada darf man einen Rollator mit ins Flugzeug nehmen? Als ich 2024 mit Lufthansa von München nach London flog, musste ich das Teil am Gepäckschalter abgeben und wurde dann per Rollstuhl zum Gate gekarrt. Und auf dem Rückflug lief das auch so.
„Als Fußgänger bist du in Winnipeg King of the Road“ – beim Lesen bin ich fast grün vor Neid geworden. ;-)
Liebe Grüße!
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It is much the same in the U.S. Midwest and Prairie states. I recently read a Boston-based movie producer’s comment about the friendly people he met in rural Wisconsin.
As we encountered the same thing in our travels across the U.S., Australia and Canada, I wondered if in areas that aren’t so densely populated, people found they had to rely on their neighbors both for help and social contact; the habit passed down even as population centers grew.
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