
Träume sind doof, heisst es. Man sollte ihnen keine weitere Bedeutung zuschreiben, meinen die meisten. Mag sein. Dass ich hier ausnahmsweise doch mal einen Traum teile, hat damit zu tun, dass mir in der vergangenen Nacht vieles, was Glück bedeutet, in einem einzigen Traum passiert ist.
Mein Traum spielt in einem kleinen mallorquinischen Dorf und – ich schwöre – hat sich genau so zugetragen, wie ich ihn jetzt aus meiner noch taufrischen Erinnerung heraus erzähle.
Ich stehe vor einer Bäckerei. Ein paar Passanten erkennen mich von früheren Besuchen und bitten mich, ein Lied zur Gitarre zu spielen. Wo um Teufels Namen soll ich jetzt eine Gitarre hernehmen? Ganz einfach, sagt der Regisseur im Traum, du fragst den Bäcker.
Der freundliche Bäckersmann kommt aus seiner Backstube, überreicht mir die mit Mehl bestäubte Wandergitarre und meint, da ich ja aus Kanada komme, solle ich doch bitte “Hallelujah” von Leonard Cohen singen.
Verflixt: Der Text dieses Songs, den ich im richtigen Leben rauf und runter spiele, fällt mir partout nicht mehr ein. “Kein Problem”, sagt der Bäcker. Es gebe im Rathaus ein Liederbuch mit allen Songs der Welt. Toll, sage ich, dann hol mal. (Oder so ähnlich).
Der Bäcker, der sich mir mit “Humus” vorgestellt hatte, geht in die Dorf-Bibliothek und kommt mit einem riesigen Schinken von Buch zurück. Doof nur: Die Songs hören bei “G” auf. Für alle nachfolgenden Anfangsbuchstaben braucht man einen Schlüssel. Der ist aber nicht aufzutreiben.
Da kommt ein gebückter, alter Mann des Weges und fragt, wo das Problem liege. “Lenny”, sage ich, “du kommst wie gerufen! Wie geht nochmal der Text zu deinem ‘Hallelujah’?”
Leonard Cohen stellt sich zu Bäcker Humus und mir und beginnt mit uns zu singen. Mitten im Song bricht der alte Mann ab. “Wir brauchen mehr Publikum”, sagt Leonard Cohen, “sonst singe ich nicht mit.” (Oder so ähnlich).
Träume sind toll. In diesem Moment kommt ein groß gewachsener, gut aussehender, dunkelhaariger Typ daher, den ich sofort als Justin Trudeau wiedererkenne. “Hier kommt euer Publikum”, sagt der frühere kanadische Premierminister. “Auf geht’s.” (Oder so ähnlich).
Da stehen wir nun: der Bäcker Humus, Leonard Cohen, Justin Trudeau und ich. Und singen zusammen “Hallelujah” in einem Dorf in den mallorquinischen Bergen.
Mehr Glück geht nicht.