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Über Herbert Bopp

Deutscher Journalist bloggt aus Kanada. Lebt in Montréal, auf Mallorca und im Internet. Mag Kommentare am liebsten per Mail: bloghausmail@herbertbopp.com

Herbstliches aus Stadt und Land

Wenn die meisten Touristen wieder abgereist sind, gehört „Le Vieux Montréal“ wieder den Montrealern. Es ist schon eine Weile her, dass ich den Weg zur „Place Jacques-Cartier“ gefunden habe. Diese Woche war es dann wieder so weit. Ein paar Fotos von einem kleinen Bummel gibt es in der Bildergalerie.

Nicht in der Altstadt, sondern im Stadtteil St. Henri gab es im Innenhof unseres Gebäudes ein Gartenfest mit vielen Nachbarn, Lamm am Spieß und Livemusik.

Nach einem kleinen Ausflug ins „Plateau Montréal“ mit Kaffeepause und immer wieder neuen Wandbemalungen noch kurz zu den „Satay Brothers“ in die Markthalle bei uns um die Ecke. „Laksa“ heißt die leckere Suppe, die so ziemlich alles an Gewürzen enthält, was die südostasiatische Küche zu bieten hat.

Gestern ging’s dann bei herrlichem Wetter, das nun schon seit Wochen anhält, endlich wieder mit dem E-Bike über Land. Der Herbst schickt schon mal ein paar Farbtupfer voraus.

Keine Bildergalerie ohne „Poppy“: Auf der Farm scheint sich Cassians Puppy am wohlsten zu fühlen – wer könnte es ihr verdenken?


Stadt, Land, Cohen und Poppy

GRIFF IN DIE FOTOKISTE: Beim Bummel über den Sankt-Lorenz-Boulevard eher zufällig an Leonard Cohens Haus vorbeigekommen. Wenige hundert Meter weiter südlich dann die erste von mehreren Wandmalereien mit dem Konterfei des Künstlers. Und immer wieder Szenen einer Großstadt: Chinatown, Alter Hafen, Ave Mont-Rpyal, Rue St. Denis und Atwater Market bei uns um die Ecke. Dazwischen Landleben auf der Farm. Und natürlich ein Puppy namens Poppy.

Reisen auf Bierdeckel-Radius

Freunde und Follower haben es bemerkt: Ich bin – mal wieder – aus den sozialen Medien ausgestiegen. Schon klar: Es gibt Wichtigeres, als jemandem dabei zuzuschauen, ob Facebook, Instagram & Co nun gerade gut oder schlecht für einen sind.

Weil die Antwort darauf auch viel mit dem Zeitgeist zu tun hat, erlaubt sich der Küchenphilosoph heute ein paar Gedanken dazu.

„Social Media – ja oder nein?“ Die Antwort: manchmal ja, manchmal nein. Zum Beispiel jetzt.

Je häufiger ich in den letzten Wochen und Monaten auf Facebook und Insta gepostet habe, desto deutlicher wurde mir, wie verdammt klein mein Radius geworden ist.

Während Freunde Bilder vom Lachsfischen in Alaska, Radeln durch die Toskana, Brotzeit auf einer Almhütte, Kajacken im Senegal oder vom Kochen auf einer Finca posteten, waren meine Highlights eher überschaubar: Stadt, Farm, Poppy, eBike, Farm, Sushi, Poppy, Bike, Eiscreme, Stadt, Farm, Fähre, Poppy, Stadt, Land, Fluss … Aber halt weit und breit kein Meer.

Woher sollen Menschen, denen dieser Unterhaltungsblog Zuversicht und easy living suggeriert, auch wissen, dass der Autor der fröhlichen Zeilen seit Jahren aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr reisen kann?

Für jemanden, der fast sein ganzes Leben lang durch die Welt geflogen ist und gefühlt immer unterwegs war – beruflich, privat, – ist es, sagen wir mal: gewöhnungsbedürftig, plötzlich Zeuge zu werden, wie andere jetzt in Marseille, Nepal oder Costa Rica Urlaub machen.

Kein Vorwurf, kein Neid. Nur das Ergebnis einer sehr persönlichen Nabelschau, die einen zwar nicht weiterbringt, aber manches erklärt.

Und hier sind wir wieder bei den sozialen Medien.

Weil es manchmal fast körperlich weh tut, anderen beim wohlverdienten Reisevergnügen zuzuschauen, habe ich beschlossen: Für mich bis auf weiteres bitte keine digitalen Urlaubsvorträge mehr.

„Verschone mich bitte mit anderer Leute Krankheiten“, schrieb neulich ein guter Freund ziemlich ungnädig. Kein Problem. Message angekommen.

„Verschont mich bitte mit euren Urlaubsfotos“, könnte ich im Umkehrschluss sagen. Sage ich aber nicht. Sollen sie ihre Bilder gerne weiterhin mit der Welt da draußen teilen, nur eben nicht mit mir. Stattdessen schaffe ich die Voraussetzung, dass mir die weltweite Diashow gar nicht mehr frei Haus geliefert werden kann – durch den Abschied von Facebook und Instagram.

Was bleibt, sind ein wenig Demut und ganz viel Dankbarkeit: Wenn schon der Körper nicht mehr mitmacht, tut es gut zu wissen, dass der Kopf noch einigermaßen funktioniert.

Und dass man sich selbst die Pausen gönnen kann, die der Seele gut tun.

Pigapalooza: Schöne Schweinerei

“Sag mir, wer deine Freunde sind – und ich sage dir, wer Du bist”. Als hätten wir’s nicht ohnehin gewusst: Cassians Freunde sind großartig! Gut 40 von ihnen waren am Samstag zu Gast auf seiner Farm – und wir als Eltern mittendrin.

“Pigapalooza” nannte er das Event. Abgeleitet von einem legendären US-Musikfestival namens “Lollapalooza”, das 1991 von Phoenix/Arizona aus seinen Anfang nahm.

Jetzt also Pigapalooza. Das “Pig” in Palooza war ein Spanferkel, das ein professioneller Grillmeister fachgerecht gut acht Stunden lang über glühenden Holzkohlen zu einem knusprig-braunen Festbraten schmoren ließ.

Schon am frühen Nachmittag kamen die ersten Gäste angereist: Freunde und Kunden, Kolleginnen und auch ehemalige Schulkameraden Cassians, die längst zu unseren Freunden geworden sind.

Einer davon ist Matt Holubowski. In Kanada kennt man ihn seit Jahren und auch in einigen europäischen Ländern wird er als Singer/Songwriter immer bekannter. Eben von einer erfolgreichen Tournee durch Frankreich und Belgien zurückgekehrt, gab er beim Grillfest ein Stück zum Besten, das sich der Blogger eigens von ihm gewünscht hatte: “Mango Tree” heißt es – eine wunderbare Ballade, die Matt während seiner Zeit in Uganda komponiert und getextet hatte – buchstäblich unter einem Mango-Baum, wie er versichert.

Die jüngsten Gäste beim Pigapalooza waren Enkelkinder der befreundeten Farmer von gegenüber. Kathy und Dennis hatten in dankenswerter Weise ihr Gelände als Parkplatz zur Verfügung gestellt. So blieb Cassians Areal autofrei für die vielen Gäste.

Die ältesten Besucher hatten den fast dreistündigen Weg aus Sherbrooke auf sich genommen. Peter und Laurette kamen nebst Käsekuchen angereist. Im Schlepptau: Peters gewichtiger Freund Jean mit Partnerin Christine. Jean brachte sein legendäres Sauerteigbrot ofenfrisch mit zum Fest. Auch Doug, Marjolaine und Alec waren gekommen – Uralt-Freunde vom Lac Dufresne.

Und dann war da noch ein süßes Hundegeschöpf namens “Poppy”. Für die Kleine war es der erste öffentliche Auftritt. Es wird nicht der letzte gewesen sein.

„Poppy“: Zuckersüße Nervensäge

Irgendwann musste es ja passieren: Wir sind wieder auf den Hund gekommen. „Poppy“ heißt der jüngste Familienzuwachs. Eigentlich gehört Poppy Cassian. Aber da Herrchen häufig unterwegs ist, spielen wir nun öfter mal „Grandpoppys“. Bilanz nach gut zwei Wochen: herrlich anstrengend.

Mit Vierbeinern aller Art haben wir Erfahrung. In Ummendorf gab es stets Hunde und Katzen, manchmal auch Schweine, und zeitweise sogar ein Reh im Gehege.

Lore brachte viele Jahre Hundeerfahrung mit nach Kanada – und sogar eine Katze im Reisegepäck, als sie damals mit Swissair in Montreal ankam.

Und dann war da natürlich Bella, unsere geliebte Labradordame, die uns 13 Jahre lang begleitete, bevor sie über die Regenbogenbrücke ging. Bella bleibt unvergessen. Ihre Urne ruht an der Cottage, gleich neben der wilden Rose, die wir eigens für sie gepflanzt haben.

Unvergessen: Bella ✛

Und nun also Poppy. Auch sie trägt Labrador-Gene in sich, der Rest ist nicht ganz leicht zu bestimmen. Wir tippen auf ein bisschen Windhund – so wie sie jetzt schon rennt, als trainiere sie für die Hunde-Olympiade.

Poppy hat gleich mehrere Zuhause: bei Cassian in der Stadt, bei uns in der Stadtwohnung – und am liebsten auf der Farm. Dort kann sie nach Herzenslust toben, suchen (nach was eigentlich?) und finden (alles!).

Kleine Hunde sind süß und voller Energie. Aber sie haben auch einen Heidenspaß daran, ständig den Stresstest mit dir zu machen. Stubenreinheit gilt in diesem Alter noch als Option. Dass der fluffige Ball im Wäschetrockner aus Filzwolle besteht und nicht als Spielzeug gedacht ist, merkt man spätestens dann, wenn das Wohnzimmer unter einer Schicht blütenweißer Wollfetzen liegt.

Am pflegeleichtesten ist Poppy, so lange sie sich mit Kauknochen aus der Tierhandlung beschäftigt. Besonders angetan hat es ihr – Vorsicht: Jagdinstinkt – ein Stück Rehgeweih.

Kleine Hunde wollen spielen, fressen, pinkeln, hüpfen, helfen und immer alles richtig machen, auch wenn es noch so verkehrt ist. Und sie wollen immerzu kauen. Lores UGGS konnten wir in letzter Sekunde aus dem Poppy-Mündchen retten. Für zwei Apple-Ladekabel war es zu spät. Poppy hat eben Geschmack. Der darf dann auch ein bisschen teurer sein.

Kleine Hunde sind meistens süß und manchmal nervig. Sie sind, naja, wie kleine Hunde eben.