BIXI: Das etwas andere eBike

Ganz ohne eBike geht gar nicht. Mein Baby wohnt ja nun auf dem Land. Also musste für die Tage in der Stadt eine Alternative gefunden werden. Der Plan B heißt BIXI – ein Leihrad-System, das vor 15 Jahren in Montreal eingeführt wurde und bis heute als eines der größten Nordamerikas gilt.

Bei BIXI hat die Stadt Montreal nicht gekleckert, es wurde geklotzt. Gut 11.000 Fahrräder warten an fast 1000 Docking-Stationen auf die Radler. Das sind, anders als in Städten wie Palma oder Malaga, meistens Einheimische, die von A nach B kommen wollen – und manchmal auch nach C. Bei rund 1200 KM bestens ausgebauten Fahrradwegen, selbst durch die Innenstadt, ist das meistens kein Problem.

Als BIXI vor genau 15 Jahren mit wenig Tamtam eingeführt wurde, musste man eBikes noch mit der Lupe suchen, weil sich die Technologie noch nicht durchgesetzt hatte. Und heute? Muss man an den meisten Docking-Stationen noch immer auf freie eBikes warten, weil sie zu den absoluten Darlings der Fahrradszene gehören.

Obwohl es inzwischen 2620 Fahrräder mit Elektromotor gibt, sind die blauen Bikes fast überall Mangelware. Das hat zum einen damit zu tun, dass Montreal ganz schön hügelig sein kann und mit herkömmlichen Fahrrädern schwer zu navigieren. Zum andern, dass viele NutzerInnen die Bikes nicht mieten, um sich einen faulen Lenz zu machen. Sie benötigen sie, um zur Arbeit, zur Uni, zur Schule zu kommen.

Voll geladene Batterien sind Glückssache.

Bei meiner ersten Testfahrt seit langem, die mich heute Abend nur 8 Kilometer den Kanal entlang führte, musste ich geschlagene 30 Minuten warten, bis ein eBike frei wurde. Wäre ich allerdings ein paar hundert Meter bis zur nächsten Metro-Station spaziert, sähe die Lage anders aus. Dort sind eBikes eher zu haben als in reinen Wohngebieten.

Und wie war’s so? Ganz gut. Aber auch ganz schön gewöhnungsbedürftig. BIXIS sind Arbeitspferde, etwas schwerfällig und eine Spur zu robust gebaut für meinen Geschmack. Mein eigenes eBike ist zwar auch „kein Fahrrad, sondern ein Moped“, wie Lore gerne spöttelt. Aber es verfügt dennoch über die Eleganz eines Freizeitrads.

BIXIS haben nur drei Gänge und schaffen höchstens 20 Stundenkilometer. Meins hat, wenn man die mechanischen Gänge dazurechnet, mehr als 20. Mit seinem 750-Watt-Motor schafft es bis zu 42 Km/h, was in der Stadt allerdings verboten ist.

Ein Problem bei BIXI ist die Handhygiene. Notiz an mich: Beim nächsten Trip unbedingt Desinfektionsmittel mitnehmen. Außerdem sind voll geladene eBikes an den Stationen selten. Wer also eine längere Strecke zurücklegen möchte, muss damit rechnen, sein Rad unterwegs mehrfach gegen besser geladene Bikes einzutauschen. Diese mangelnde Planungssicherheit kann zur Spaßbremse werden.

Docking-Station „Atwater Park“

Ein bisschen anachronistisch gedacht ist die in Montreal gesetzlich vorgeschriebene Helmpflicht für eBikes. Für mich kein Problem, ich nehme meinen eigenen Kopfschutz einfach zur Mietstation mit. Was aber machen Touristen, die bestimmt keinen Helm im Reisegepäck haben? Angeboten wird er vom BIXI-Verleih leider nicht.

Sehr nutzerfreundlich ist dagegen die Art und Weise, wie so ein BIXI gemietet werden kann. Einfach mit dem Smartphone den QR-Code abscannen – und schon bist du drin.

Und was kostet so ein BIXI-Leihrad? Schwer zu sagen, denn die Tarifstruktur ist nicht einfach zu durchschauen. Es gibt Jahres-Grundabos, auch monatliche Abos, man kann aber auch nur stunden- oder gar minutenweise mieten. Ich habe mich für das monatliche Basis-Abo für 22 Dollar entschieden. Die Minute auf dem eBike kostet dann allerdings immer noch zusätzlich 17 Cents, aber weit weniger als die Hälfte dessen, was User ohne Abo bezahlen.

Fazit: Als Plan B erfüllt das BIXI-Konzept durchaus seinen Zweck. Nicht mehr, nicht weniger.

Ein Gedanke zu „BIXI: Das etwas andere eBike

  1. Hallihallo Herbert 🙋‍♂️..kennst Du AVAS? das ist dieses akustische, meist spacige Geräusch für E-Autos ! gedacht als Fußgängerschutz ! Besonders betroffen und gefährdet sind natürlich gehörlose und blinde Menschen im Öffentlichen Raum – oder ? inzwischen flitzen und sausen aber nun auch zusätzlich ,alle möglichen Fortbewegungsmittel elektrisch betrieben durch die Gegend ! Für all diese Situationen und alle Beteiligten, ist natürlich ein zeitnahes und effizientes Vorwarn System erforderlich ! lustig fände ich : , wenn aus den Lautsprechern so eine Art Hufschlag / Pferdegetrappel kommen würde – oder ? 😂 R🌴

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