Achtung, Stinktier-Alarm!

Die Geschichte vom Haushund, der vom Stinktier bepinkelt wird, war eine der ersten Anekdoten, die ich nach meiner Auswanderung nach Kanada zu Ohren bekam. Meine neuen deutschkanadischen Freunde in Winnipeg erzählten mir sehr eindrucksvoll, wie sie nach einer Skunk-Attacke den Hund mit Gummihandschuhen in eine Decke hüllten und in die Badewanne verfrachteten.

Während er den armen Kerl festhielt, schamponierte sie das Tier mit Tomatensaft. Obwohl dieser Vorgang mindestens fünf Mal wiederholt worden sei, blieben danach wochenlang die Besucher fern. Da nützte es auch nichts, dass Decke und Gummihandschuhe verbrannt wurden und die Beiden ein stundenlanges Handbad nahmen, um den Stinktiergestank loszuwerden. Dass schließlich auch noch die Badewanne ausgewechselt werden musste, sei hier nur am Rande erwähnt. Ich kann nur darüber spekulieren, warum meine Freunde ihr Haus, das sie noch gar nicht sehr lange hatten, wenig später schon wieder verkauften.

 Die Nummer mit dem Tomatensaft

Geschichten von Stinktieren, die Hunde, Katzen und Menschen anpinkelten und manchen dabei in den Wahnsinn trieben, sind mir im Laufe der Jahre dutzendfach erzählt worden. Dabei war der Brüller stets die Nummer mit dem Tomatensaft. So sehr hatten mich diese Skunk-Stories anfangs beeindruckt und auch verunsichert, dass ich mir für den Rest meines Kanada-Lebens vorgenommen hatte: Ein Stinktier kommt dir nicht in die Nähe.

Ein paar Skunks habe ich zwar hin und wieder schon davon schleichen sehen. Und als Roadkill sind mir diese Viecher schon häufig in Pfannkuchenversion auf der Fahrbahn begegnet. Nur: Einen Skunk im, neben oder unterm Haus – das war noch nie da.

 Jetzt auch bei uns – aber wo kommt der Gestank nur her?

Jetzt ist es aber doch so weit. Zumindest glauben wir das, denn der Gestank, der sich schon seit Tagen unmittelbar vor unserem Hauseingang breit macht, ist hundertprozentig einer Stinktiertdrüse entfleucht, so viel steht fest. Nur weiß ich leider nicht, wo sich a) der Stinker aufhält und b) warum sich der Gestank trotz Wind, Sonne und Regen bisher nicht verflüchtigt hat.

Bleibt als letzte Rettung nur noch der partielle Hausabriss?

In einem kanadischen Bauernkalender habe ich gelesen, dass Stinktiere ihre Drüsen in jede erdenkliche Stellung bringen und das übel riechende Sekret bis zu sieben Meter weit schießen können. Das könnte theoretisch bedeuten, dass sich so ein Skunk unter dem Fundament unseres Wintergartens verkrochen hat. Das wäre fatal, denn eine genaue Inspektion des Verstecks wäre nur nach einem partiellen Hausabriss möglich.

 Der Duft der kleinen, weiten Welt

Der Duft ist übrigens schwer zu beschreiben. Faule Eier spielen dabei eine Rolle, auch Schwefel und irgendwo auch Fäkalien. Jedenfalls würde ich den Duft keinem meiner Freunde antun wollen, nicht einmal im Spaß. Bei meinen Feinden bin ich mir da nicht so sicher. Wenn ich da so an meinen Ex-Nachbarn Yvon denke, den Südfranzosen, der im Nachbargrundstück den Kahlschlag geprobt hat?

This just in: Rezept aus der Dorf-Apotheke

Dazu druckfrisch aus unserem „Local Journal“ ein Rezept, das den guten, alten Tomatensaft zur Hundereinigung ersetzen soll. Die Tinktur hatte der Dorf-Apotheker von Hudson für eine verzweifelte Frau zusammengebraut, deren Hund von einem Skunk besprüht worden war: Eine Viertel Tasse Backpulver. Vier Tassen Wasserstoffperoxid und zwei Esslöffel Geschirrspülmittel. Das Ganze gut vermischen und damit den Hund einseifen. Viel Glück!