Vorhang auf: Der Mann mit dem Radiogesicht spielt wieder in einem Film mit. Titel und Regisseur müssen geheim bleiben. Szenenfotos dürfen genauso wenig veröffentlicht werden wie der Name des Hauptdarstellers. Woran mich jedoch keiner hindern kann: Die Atmosphäre am Set zu beschreiben.
Gedreht wird der Film zurzeit hinter dicken Klostermauern in der Nähe von Montreal. So viel sei verraten: Es ist eine große Produktion mit einer hochprofessionellen Filmcrew. Selbst für das „Making of“, also den Film über die Herstellung des Films, gibt’s einen eigenen Regisseur. Mein Charakter: Ein bekannter Wissenschaftler, der um seine wichtigste Entdeckung bangen muss.
Eine Rolle in einem Kinofilm ist wie ein Non-Stop-Verwöhnprogramm: Die Maskenbildnerin massiert dir die Falten weg. Die Friseuse macht aus lichtem Haar dichtes. Die Kostümbildnerin zupft dir Hemd und Jacke zurecht, legt Manschettenknöpfe an und bringt den Hut in die richtige Position. Und so ganz nebenbei bindet sie dir noch den perfekten Krawattenknoten.
Es ist eine Prinzenrolle: Weil es heiss ist am Set, wirst du auf Schritt und Tritt von zwei Assistentinnen betüttelt, die dich mit kaltem Wasser und Frischluft aus kühlenden Ventilatoren versorgen. Selbst in den Drehpausen verfolgen sie dich wie ein Schatten, nehmen dir Mantel und Jacket ab, während der Requisiteur den Brief, den du deiner Filmpartnerin eben noch vor der Kamera überreicht hast, wieder fein säuberlich zusammenfaltet und in die Innentasche zurücksteckt. Ein bisschen Diskretion muss sein: Höflich warten deine persönlichen Assistentinnen – zwei jobbende Filmstudentinnen – vor dem Waschraum.
Gefilmt wird die ganze Nacht. Zum „Mittagessen“ um 19 Uhr gibt’s Catering vom Feinsten. Die Privat-Chauffeurin holt dich ab und liefert dich nach dem Dreh wieder sicher vor deiner Haustür ab – in meinem Fall morgens um halb zwei.
Wenn mehr als 50 Leute dir und deiner Filmpartnerin vor laufenden Kameras unter dem grellen Licht von Dutzenden von Scheinwerfern auf die Hände schauen und ein Team von Spezialisten jedes gesprochene Wort auf seine linguistische Vollkommenheit testet, kann das für einen Nicht-Profi-Schauspieler wie mich ganz schön überwältigend sein.
Selbst der Kuss auf die Stirn der Partnerin will geübt sein. „Etwas zärtlicher“, ruft der Regisseur aus dem Off. „Und etwas weiter links“, sekundiert die Regieassistentin. Nach gut zwei Dutzend verschiedenen Einstellungen sind die Küsse im Kasten.
Filmen ist anstrengend, vergnüglich, aufregend und immer spannend. Allerdings birgt so eine Rolle auch Überraschungen, von denen nichts im Vertrag steht. Damit musst dann nicht nur du leben, sondern auch die Frau an deiner Seite: Der Bart ist ab. Glattrasiert. Zum erstenmal seit 45 Jahren.
Seither hat SIE nur einen Wunsch: „Bitte lass ihn wieder wachsen, sonst muss ich dich leider siezen“.
Hört sich aufregend an! Kannst du wenigstens verraten wann den der Film in die Kinos kommen soll??
Frühjahr 2016, lieber Lars. Mehr weiss ich leider nicht. Aber du wirst
mit Sicherheit hier im Blog darueber lesen :)
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Herbert ohne Bart, das ist wie Currywurst ohne Curry. Das funzt nicht! Kleb‘ Dir doch zwischenzeitlich in drehfreier Zeit einen an, damit Du Dich auch weiter selbst erkennst im Spiegel.
Viel Freude und Spaß beim Drehen! Es kann nur ein guter Film werden, wenn Du mitspielst.
Die Bonnerinnen grüßen Dich und Lore von unserer Lieblingsinsel.
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Das lieber Herbert macht mich glücklich ! Ich habe selten so gelacht! Alles Liebe und bitte lass deinen Bart wieder wachsen , sonst muss ich Dich auch “ siezen“ ! Lore hat den Kern getroffen. So schön , das Du diese Abenteuer im Filmbusiness genießen darfst . Hut ab! Wir vermissen Euch! Bis bald Ihr Lieben aus Miami von Euren Ulkis
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