Die Geschichte von Erich Kästners „Drei Männer im Schnee“ geht so: Der Millionär Tobler will die Menschen studieren. Er beteiligt sich unter dem Namen Schulze an einem Preisausschreiben seiner eigenen Firma und gewinnt einen zehntägigen Aufenthalt im Grand Hotel. Dorthin fährt Tobler, um zu erleben, wie die Menschen auf einen armen Schlucker reagieren.
Hier geht es nicht um drei Männer im Schnee, sondern um drei Männer am Meer.
Der eine ist groß und schlank und geht auf die 80 zu. Der andere ist auch groß, aber nicht schlank und geht auf die 70 zu. Der Dritte im Bunde ist weder groß noch schlank und hat die 70 gerade hinter sich. Die drei Männer am Meer haben eines gemeinsam: Sie wissen, wie Mann das Leben genießt.
Man trifft sich also zum Mittagessen in einem Strandlokal. Nomen est Omen: „La Vida“ heißt das hinreißend nette Restaurant am Strand von Paguera. „La Vida“ ist „das Leben“. Und das Leben ist für die drei Männer am Strand schön. Nicht nur im „La Vida“.
Der große Schlanke hat den Großteil seines schönen Lebens in New York verbracht, den Rest in Afrika und Asien. Gerade ist er von einer monatelangen Segel-Tramper-Bus- und Fußmarschtour durch halb Europa zurückgekehrt. Der Mann ist in drei Jahren 80 und verbringt seine nicht knapp bemessene Freizeit am liebsten auf seiner Harley-Davidson. Wenn er nicht gerade im „La Vida“ sitzt und dort Meeresfrüchte und das Leben genießt. Oder wandert. Oder Zitronen pflückt und damit Freunde beglückt. Oder mit der Angelrute vom Wind verwehte Wäschestücke von mallorquinischen Dächern fischt.
Auch der nicht so schlanke Große hat die meiste Zeit seines schönen Lebens im Ausland verbracht, hauptsächlich in Kanada. Er hat viel erlebt und sogar ein Buch darüber geschrieben. Hungrig ist er nicht nur nach mehr Leben, sondern auch nach mehr Essen. Am liebsten am Meer. Da bietet sich „La Vida“ an.
Der nicht Große und auch nicht Schlanke ist ein schlauer Kopf, der die Welt kennt und nicht etwa, wie viele andere Lehrer, nur die Schule. Er ist gerade einen Monat lang mit dem Rucksack auf dem Buckel durch Vietnam gezogen, musste sich ein andermal im südlichen Afrika ausrauben lassen. Dafür lässt er jetzt für ein paar Wochen den lieben Gott einen guten Mann sein. Auf Mallorca und im „La Vida“.
Keiner der drei Männer am Strand ist meines Wissens nach Millionär. Und keiner von ihnen hat je aufgehört, das Leben zu studieren. Wie der Fabrikant Tobler.
So ein Studier-Nachmittag am Strand macht hungrig. Nach mehr Leben und mehr Meeresfrüchten.
Nach mehr „La Vida“ eben.
das liest sich nach großer Vertrautheit und Wärme…. viel Freude weiterhin „en la vida“
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Wurde Kästners Komödie nicht letztendlich umbenannt und aufgeführt unter dem Titel :
“ Das lebenslange Kind “ ? – Diese ‚ ganz besondere Sichtweise ‚ hat mindestens einem der ‚ Drei Männer am Meer ‚ das ganze Leben , sowie auch diesen Nachmittag , besonders geniessen lassen. Die Gesellschaft und Begleitung , sowie das
‚ La Vida ‚ , taten ihr Übriges! Das Leben ist schön. Muchas gracias. Rodolfo
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Ja, der Hunger bleibt. Solch passende Studiertage werden oft gekrönt durch intelligente, schöne, bezaubernde und schlanke „Salzkristalle“, die viele Momente irgendwie himmlisch erscheinen lassen.
V.
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