Wenn 5000 Motorradfahrer gleichzeitig ihre Motoren aufheulen lassen, gibt’s zwei Möglichkeiten: Man macht sich schnellstens aus dem Staub, um keinen Hörschaden davonzutragen. Oder aber man hat vorgesorgt und trotzt dem Feind mit Oropax. Wer sich dann noch eine Bandana vor den Mund bindet, um nicht den Abgastod zu sterben, ist im Vorteil. Hurra, ich lebe noch!
Ein entspannter Sonntagmorgen sieht anders aus: Vor dem größten Kaufhaus von Mallorca, dem El Corte d’Ingles auf der Avenida d´Alexandre Rossello in Palma, versammelten sich schon kurz vor neun Tausende von Motorradfahrern. Sie sind gekommen, um einmal die Insel zu umrunden.
Die 250 Kilometer lange Strecke führte durch die Tramuntana, die Nordostküste entlang und über Manacor zurück.
Die Volta Internacional a Mallorca en Moto hat Tradition. Die Insel-Umrundung fand bereits zum 41. Mal statt.
Gekommen waren sie alle: Die Harley-Biker, die Rollerfahrer und die Quads- und Trikes-Piloten. Ein ganz Mutiger kam sogar auf dem Moped daher.
Mit dabei: Die „Königin der Wüste“. So nennen die Spanier ihre Star-Bikerin Laia Sanz, die schon mehrfach die legendäre Dakar-Rallye gewonnen hat.
Dass ausgerechnet an diesem Wochenende auch das größte Fahrrad-Event der Insel stattfand, war Zufall. An der Playa de Muro, im Nordosten Mallorcas, waren Tausende Radler unterwegs.
Am Ende gab es 5000 glückliche Biker, 6500 stolze Radler. Und eine Menge frustrierter Autofahrer, die im Slalom die Insel passieren mussten, um den Zweiradfahrern nicht in die Quere zu kommen.
Natürlich sind Events wie diese ökologisch im höchsten Maße bedenklich und gehören eigentlich verboten. Aber in einer idealen Welt dürften in Palma (und anderswo) auch keine Pferdekutschen legal sein, die Touristen in der prallen Sonne durch die Altstadt schleppen. Ebenso wenig dürften Straßenmusiker erlaubt sein, die ihren Audiomüll stundenlang vor meinem Fenster absondern. Oder Männer, Frauen und sogar Kinder, die von Hintermännern unter Gewaltandrohung zum Betteln vor der Kirche neben meinem Haus gezwungen werden. Aber leider ist das Leben keine Dachterrasse – auch nicht auf Mallorca – und wir haben zwei Möglichkeiten: Entweder wir führen gnadenlos gegen jeden und alles unsere Kämpfe aus und ruinieren dabei unsere Nerven, während wir irgendwelche Anwälte noch reicher machen. Oder aber wir akzeptieren diese wunderbare Welt auch mit Warzen und freuen uns darüber, dass es offensichtlich noch Menschen gibt, die ihren Spaß auch mit weniger Pferdestärken haben. Ich habe mich für die zweite Variante entschieden.
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Nicht nur Autofahrer, auch Menschen, die in Linienbussen saßen, waren frustriert. Wir mussten lange warten, bis die ganze Meute vorüber war. Ich halte solche Veranstaltungen (wie auch das Rad-Event) für fragwürdig. Viele Freunde machen sich die Teilnehmer bei den Betroffenen nicht. Und ökologisch bedenklich ist das Ganze eh.
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In den heutigen Zeiten, mit dem weltweit gereiften Umwelt-Bewusstsein, ist es schon eine höchst verwunderliche Veranstaltung. So viel vorsätzlicher, konzentrierter Lärm und Emissions-Output ist echt Frevel. 5000 ‚Wuthocker‘ aller Couleur sind also sonntags auf dieser schönen Insel im Einsatz bedenklich!
Ein kleineres Kontingent der „Harley Owners Group“ aus Mallorca nimmt ja auch jedes Jahr daran teil, aber ich weigere mich. Wenn man bereits in den USA an der verrückten „Daytona Bike Week“ mit 150.000 HARLEY’S (und/oder Sturgis, South Dakota) teilgenommen hat, erscheint das lokale Sammelsurium fast albern. Da bin ich dann froh, dass ich stattdessen heute eine 14-Km-Wanderung von Esporles aus unternommen habe. Auf dem Rückweg habe ich dann einen Plastiksack voll Müll gesammelt – Getränkedosen und Plastiktüten am Wegesrand. Aufgefallen ist dabei, dass die „Fahrad-Ritter“ aus deinem Blogpost ganz hässliche Angewohnheiten haben: Sie werfen ihre Trinkflaschen im hohen Bogen einfach in den Straßengraben. Darauf angesprochen, lautet die Begründung, das wäre ja die Aufgabe des Veranstalters. Es bleibt also noch vieles zu verbessern. In diesem Sinne ! R..🏝
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