Ein Abend mit meinem Mann

Leonard Cohen hat viele Songs geschrieben, die mir ans Herz gegangen sind. „I’m your Man“ war einer von ihnen. Ohne ihn wäre mein Leben ärmer. Ohne Cohen und ohne den Song. Gestern Abend wurde ich reichlich beschenkt: Mit einem Konzert zu Ehren des vor einem Jahr verstorbenen Sängers. Mit einem Staraufgebot, wie man es nur selten erlebt.

Von Sting bis Elvis Costello, von k.d. lang über Feist bis zu dem Hollywood-Comedian Seth Rogen. Von Courtney Love, der Witwe von Curt Cobain, bis zu Céline Dion, die per Video-Botschaft einen Cohen-Song in die Menge hauchte, der selbst jenen den Atem verschlug, die sonst mit der Diva nur wenig anfangen können.

Ein Cohen-Fan war ich gefühlt schon immer und werde – echt jetzt – auch immer einer bleiben. Auch wenn „my man“ längst in anderen Sphären „Closing Time“ singt, kann ich noch immer nicht genug von ihm hören, sehen, lesen. So muss es wohl auch 15.000 anderen ergangen sein, die zum „Leonard Cohen Memorial Concert“ ins Montrealer “Bell Centre“ gekommen waren, um ihrem Helden noch einmal die Reverenz zu erweisen.

Als Leonard Cohen vor einem Jahr starb, bin ich zu seinem Haus am „Place du Portugal“ gepilgert, habe eine Kerze gezündet und so lange „So long Marianne“ mitgesungen, bis mir das Wasser in den Augen stand.

Adam Cohen war vom Vater kurz vor dessen Tod per Erb-Dekret auferlegt worden, das gestrige Memorial-Konzert zu organisieren. Der Sohn, selbst ein arrivierter Künstler, hat Großes geleistet. Ein mehr als dreistündiges Event zu gestalten, ohne auch nur eine Sekunde Langeweile aufkommen zu lassen, ist eine Meisterleistung.

Großartig auch, dass die Stars des Abends ohne Gage auftraten. Der Reinerlös floss in eine Stiftung für kanadische Nachwuchstalente.

Um an Tickets für dieses denkwürdige Event zu kommen, war Multitasking gefragt. Als an einem Samstag im vorigen Sommer die Karten im Internet verkauft wurden, fieberte ich mit Laptop, Handy und Kreditkarte dem Moment entgegen, der mir die Plätze im Bell Centre garantierte. Innerhalb weniger Minuten waren die Tickets ausverkauft. Viele von ihnen – nicht unsere – für tausend Dollar und mehr.

Als hätte der gestrige Abend nicht ohnehin schon genügend Highlights geboten, gab es irgendwann noch Besuch von Justin Trudeau und seiner Frau Sophie. Dabei plauderte der kanadische Premierminister ein wenig aus dem Nähkästchen.

Den ersten Tanz als Ehepaar tanzten Justin und Sophie bei ihrer Hochzeit zu einem Cohen-Lied: „I’m your Man“ – was sonst?

Das komplette Konzert wird ist am 3. Januar bei CBC-Fernsehen zu sehen. Ein Film von dem Memorial ist für Januar 2018 geplant.

Die Konzertkritik der Montreal Gazette gibt’s  >> HIER <<

Wandbemalung im Viertel „Plateau-Mont-Royal“. Als wäre er Everybody’s Man. Fotos: Bopp

 

4 Gedanken zu „Ein Abend mit meinem Mann

  1. Wow, was für eine Wahnsinns-Erfahrung das gewesen sein muss! Ich wäre sooooo gerne dabei gewesen! Ich höre Leonard Cohen seit ich Kind war (habe ihn sogar mal mit meinen Eltern im Bagel Shop in Montreal getroffen), er hat mein Leben begleitet, mich inspiriert und bewegt. Ich hatte großes Glück, sein letztes Berlin-Konzert miterleben zu dürfen vor wenigen Jahren. Es war unglaublich, wie dieser bescheidene Mann uns alle so bewegen konnte. Ich habe mitgesungen, geweint und gelacht… Gänsehaut!! Ein einmaliges, prägendes Erlebnis. Ich vermisse ihn wie es so viele tun, aber seine Musik und seine Worte werden immer bei uns sein, uns helfen, erfreuen, inspirieren, von Liebe erfüllen. Ich kann die DVD kaum erwarten… Liebe Grüße aus Wuppertal, Chrissi Sommer

    Danke Chrissi. Ja, es war eine tolle Erfahrung. „My Man“ hat bestimmt ein paar Wolken weggeschoben und mitgeguckt. Denn, wie wir wissen: „The is a crack in everything“ :)

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  2. Toll! War sicher ein einmaliges Erlebnis. Vielleicht gibt es ja bald eine CD oder DVD für die, die nicht das Glück hatten live dabei zu sein!

    Ja, es war großartig. Das komplette Konzert wird am heutigen Dienstag, 7. November 2017, auf CBC übertragen. Kanadische Sendezeit: 20 Uhr. Anschließend ist es >> HIER << abrufbar. Ein Film von dem Memorial ist für Januar 2018 geplant.

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  3. Wahnsinn, wieder einmal beneide ich Dich! So was bekommt man halt nur in einer Metropole geboten. Da kann die oberschwäbische Provinz nicht mithalten. Aber wir haben dafür Schützen- und Rutenfest. Die sind auch nicht zu verachten!

    Stimmt, lieber Uli. Ob wir es je mal wieder gemeinsam auf „d’Schütza“ schaffen?

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