Trauerspiel mit Trump und Moore

Mit Michael Moore ist es ein bisschen wie mit McDonald’s. Man weiss, was einen erwartet und es schmeckt eigentlich nichts so richtig. Wenn man dann alles hinter sich gebracht hat, ist man zwar satt, aber nicht immer zufrieden.

So jedenfalls ging es mir, als ich eben Michael Moores neuesten Film „Fahrenheit 11/9“ gesehen habe. Die Doku rund um die Politik von Donald Trump zeigt Moores Ankündigung zufolge, „wie der Wahnsinn anfing und wie man ihn beendet“.

Fahrenheit 11/9 ist nicht zu verwechseln mit Fahrenheit 9/11. Der Titel bezieht sich auf den 9. November 2016, das Datum, an dem Trumps Wahlsieg verkündet wurde. Damals, auch schon wieder 14 Jahre her, hatte Moore die Politik der Bush-Regierung nach dem Anschlag auf das World Trade Center thematisiert. Dass man sich eines Tages glatt nach George W. Bush als Präsident zurück sehnen möchte, ist Teil der hoffnungslos verqueren amerikanischen Politszene.

So richtig viel Neues bietet „Fahrenheit 11/9“ nicht. Die meisten der dümmlichen, sexistischen und rassistischen Trump-Clips kennt man bereits aus dem Fernsehen. Viele der O-Töne, die Moore unter anderem in Schulklassen einfängt, gehen zwar unter die Haut. Aber wie so oft predigt der Filmemacher zu den Bekehrten.

Egal wie hoch Michael Moore den Arschlochfaktor von Donald Trump ansetzt, die Wirklichkeit ist leider immer noch schlimmer. Das verleiht dem Film eine dramaturgische Hilflosigkeit, die er nicht verdient hat.

Die Aufreger-Momente Fahrenheit 11/9 sind entweder schon bekannt, oder aber vorhersehbar. Was zurück bleibt, ist die abgestumpfte Fassungslosigkeit über einen Präsidenten-Darsteller, der nicht ins Weiße Haus gehört sondern ins Irrenhaus.

Viele der Szenen im Film spielen in Moores Heimatstadt Flint/Michigan: Bleiverseuchtes Trinkwasser und ein selbstverliebter Halbkrimineller als Gouverneur. Die Not unter der Bevölkerung ist groß. Sie hat zwar keine Jobs, dafür aber ständig Angst, krank zu werden. Das Unheil hatte übrigens begonnen, noch ehe Trump Präsident geworden war.

Als dann ein Erlöser namens Obama aus der Air Force One tritt, hofft der Kinobesucher endlich auf einen Lichtblick in diesem Depri-Drama. Bestimmt würde der damalige Präsident dem Spuk in Flint/Michigan ein Ende bereiten. Weit gefehlt.

Moores ernüchternde Erlärung lässt einen noch tiefer in den Kino-Sessel sinken. Also doch: Auch Obama war nicht der Heilsbringer, für den ihn bis heute so viele halten. Zum Beweis dafür, dass sich die Menschen von Flint/Michigan nicht so aufspielen sollen und das dortige Trinkwasser völlig in Ordnung sei, nippt er an einem Glas. Surprise, surprise: Er überlebt!

Wieder ein Traum vom guten Amerika geplatzt.

„Fahrenheit 11/9″  hatte kürzlich beim Torontoer Filmfestival Weltpremiere. In Deutschland ist der Film noch nicht angelaufen. Ein Termin steht nicht fest.

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