„Hobn’s wos ausgfress’n?“ Auf dem Jakobsweg durch Spanien

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Pilgerpässe mit Jakobsmuschel.

Wenn Mann gerade den Siebzigsten gefeiert hat und Frau auch nicht mehr weit davon entfernt ist, kommt man schon mal ins Grübeln, was man sonst noch so alles mit seinem kleinen Leben anstellen könnte. Unsere Bucketlist bekommt demnächst ein Häkchen mehr: Wir wandern den Jakobsweg quer durch Spanien.

In genau einer Woche geht es los. Es ist ein ehrgeiziges Projekt und natürlich weiss keiner, ob wir es auch tatsächlich schaffen werden. Aber wir haben es uns fest vorgenommen, auch wenn ein Plan B immer im Rucksack schlummert.

760 Kiometer von Pamplona nach Santiago

Von Pamplona bis nach Santiago de Compostella sind es 760 Kilometer. Wenn alles klappt, werden wir um Ostern herum am Ziel sein. Irgendwann quer durch Spanien zu wandern – das hatten wir uns schon vor vielen Jahren vorgenommen – lange noch bevor Hape Kerkeling dann mal weg war.

Aber wie das so ist im Leben: Entschuldigungen, Dinge nicht zu tun, gibt es immer. JetztScreen Shot 2019-02-28 at 11.01.56 gibt es keine mehr. Mit dem Flieger geht’s von Montreal nach Lissabon und dann nach Bilbao. Von dort aus weiter mit dem Bus nach Pamplona. Hier kann die Pilgerreise beginnen. Gerne hätten wir mit unserem Fußmarsch schon in Saint-Jean-Pied-de-Port auf der französischen Seite der Pyrenäen angefangen. Aber die Gefahr, dass dort um diese Zeit noch Schnee liegt, ist groß. Die Strapazen einer Eiswanderung wollten wir uns nach einem der kältesten kanadischen Winter seit vielen Jahren dann doch nicht antun.

Hotels, Herbergen oder doch ins Kloster?

Wie viele Kilometer wir uns am Tag zumuten können, wird sich zeigen. Zwischen 18 und 25 werden es sein, manchmal weniger, vielleicht auch mal mehr. Ob wir in Hostels, Klöstern oder Pensionen übernachten, steht ebenso wenig fest wie die Entscheidung, ob wir von Santiago aus noch einen Abstecher ans Ende der Welt machen werden.

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760 Km von Pamplona nach Santiago de Compostella

Finisterre liegt zwar nicht mehr am Jakobsweg, gilt aber bei vielen Wanderern als das ultimative Highlight der Strecke. Auch Cassian hat damals nicht in Santiago aufgehört, sondern marschierte einfach noch 100 Kilometer weiter in Richtung Meer, zum Kap Finisterre.

Wir wollen den Mund nicht zu voll nehmen

Überhaupt war unser Sohn stets ein guter Motivator, wenn es um die Vorbereitungen für die Wanderung unseres Lebens ging. „Ihr schafft das!“, sagte er während der letzten Wochen und Monaten immer dann, wenn Zweifel bei uns aufkamen. Und Zweifel gibt es vor so einem Unterfangen jede Menge. Es wäre vermessen, den Mund zu voll zu nehmen, noch ehe der erste Schritt gewandert ist.

Die Vorbereitungen für unsere Wanderung laufen schon seit Monaten. Auch wenn wir uns körperlich fit fühlen, muss jedes Gramm Gepäck gut überlegt sein. Wegen der Gewichtsersparnis verzichten wir sogar auf einen gedruckten Wanderführer. Das Kartenmaterial gibt’s als Handy-App im Internet.

Das Leben passt in einen Sieben-Kilo-Rucksack

Mein Rucksack wird genau sieben Kilo wiegen – mehr nicht. Wochenlang sieben Kilo auf dem Rücken – das wird eine logistische Herausforderung, der ich mich in meinem Leben noch nie stellen musste. Ob in Alaska, Südamerika, Australien oder Nordafrika – was gebraucht wurde, kam in den Koffer. Nicht so bei dieser Wanderung. Hier ist weniger mehr.

Das fängt bei einem extrem leichten Rucksack an und hört bei Spezialsocken auf, die nicht nur federleicht sind, sondern auch rutschfest. Blasen an den Füßen könnten unseren Plan von einer Stunde auf die andere zunichte machen. Bettläuse übrgens auch.

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25 Jahre alt und noch immer dabei.

Und natürlich steht und fällt so eine Wanderung mit dem richtigen Schuhwerk. Ich habe mich für meine alten kanadischen Hiking Boots entschieden. Die hatte ich mir vor genau 25 Jahren für eine Bushwalking-Tour in Australien angeschafft. Im Gegensatz zu den Wanderhosen von  damals passen die Schuhe noch immer.

Für Vaters wollene Unterhosen ist im Rucksack kein Platz. Es musste Spezialunterwäsche her, die kaum ins Gewicht fällt und vor allem schnell trocknet.

Wir haben uns vorgenommen, den Jakobsweg ohne vorherige Hotelbuchungen zu wandern. Auch auf den von vielen Pilgern gerne in Anspruch genommenen Gepäcktransport von einem Hostel zum anderen wollen wir verzichten. Frei sein heißt, den Tagesablauf selbst zu bestimmen. Den Takt geben die körperliche Tagesform und das Wetter vor. Schaffen wir es, werden wir uns einen Uralt-Traum erfüllt haben. Schaffen wir es nicht, haben wir es wenigstens versucht.

Kein Platz für den Laptop: Gebloggt wird mit dem Handy

Ich werde versuchen, über den Verlauf der Wanderung zu bloggen. Auch hier: Kein Laptop, nicht einmal ein Tablet hat im Gepäck Platz. Texte und Fotos werde ich nach Möglichkeit auf dem Handy hochladen.

Warum tut man sich mit 70 noch so eine Strapaze an? Vielleicht, weil es Zeit wird, noch einmal seine Grenzen auszuloten. Für mich wird es jedenfalls die größte körperliche Herausforderung meines Lebens.

Ein Bayer in Kuba: „Hobn’s wos ausgfress’n?“

Und wie sieht’s mit dem Spirituellen aus? Wer immer dort oben Regie führt, ist uns recht. So gesehen sind wir vielleicht nicht die typischen Pilger, auch wenn es letztendlich doch eine Pilgerwanderung sein wird. Es heißt, der Jakobsweg hinterlasse bei allen seine Spuren.

Ein 80jähriger Bayer, dem ich neulich in Kuba von unseren Plänen erzählt habe, brachte das Thema mit einer wunderbaren Frage auf den Punkt: „Hobn’s wos ausgfress’n?“

Wetter und Live-Webcam in Pamplona gibt’s   >> HIER <<

8 Gedanken zu „„Hobn’s wos ausgfress’n?“ Auf dem Jakobsweg durch Spanien

  1. Super, dass ihr euch den Jacobsweg zutraut! Elke reist oder laeuft in Gedanken mit.
    Gutes Gelingen! Ihr schafft das! Ich freue mich schon auf eure Berichte.
    Heinke

    Danke, liebe Heinke. Ich glaube auch, dass uns Elke in Gedanken begleiten wird.
    Dass unser „Wunder auf zwei Beinen“ nicht mehr unter uns weilt, ist in Phasen wie
    diesen besonders traurig.

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  2. Na da wünsche ich nun auch ein ganz besonders gutes Gelingen !
    Dieses Unterfangen wird euch dann auch ausreichend auf der schönsten Insel der Welt entschuldigen !
    Möget ihr gesund und geläutert diese vielversprechende Tour bewältigen !
    Für mich selber ,der Ältere , wäre die Küstentour, hoch zu Ross ,äußerst reizvoll !
    Aber ein Esel mit Gepäck drauf , der hinter mir her zottelt ,wäre auch gar nicht so schlecht !?
    ( keep on dreaming ) Alle freuen sich , ganz offensichtlich, auf interessante Etappen und die Zwischenberichte dazu ! Ich auch ! Looking ..👀..much forward !! Rolfo…🏝

    Danke, du Lieber! We ich dich kenne, wirst du dir auch noch diesen Traum erfuellen.
    Ob hoch zu Ross oder auf Schusters Rappen: Du wuerdest das nochimmer schaffen.

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  3. Da seit ihr ehrgeiziger als mein Mann und ich! Wir wandern auf der Via Podiensis in Frankreich, allerdings nur wieder eine Woche und mit Gepäcktransport und gebuchter Unterkunft!
    Ich wünsche euch alles Gute, schönes Wetter, nette Bekanntschaften, keine Blasen und ein gutes Ankommen am Ziel! Viele Grüsse Christa

    Dankeschoen! Das wuenschen wir euch auch. Via Piodiensis hoert sich auch schoen an.

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  4. Wir wünschen Euch all das, was Euch auf einer solchen Wanderung gut tut. Wir haben zum Wandern gute Erfahrung mit der komoot-App gemacht. Das Kartenmaterial kann für gespeicherte Routen offline verfügbar gemacht werden und enthält auch Informationen von Menschen, die sich dort schon mal bewegt haben, wenn Ihr Internet habt. Das europäische Gebiet als Funkloch ohne Städte kennt Ihr ja punktuell. Spanien hat weniger Städte. Wir haben das so in Dänemark und auf Mallorca erlebt. Daher unser Rat für Offline-Kartenmaterial.
    Wir freuen uns auf Eure Erfahrungen und wünschen Euch Gottes Segen irgendwann irgendwie irgendwo.

    Dankeschoen! Es gibt erstaunlich gute Apps speziell fuer den Camino – mit Kartenmaterial und Tipps fuer Herbergen etc.

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  5. Wow, sehr tolle Idee und Respekt dass euch das vorgenommen habt. Ich bin sehr gespannt auf den Reisebericht von unterwegs 😃

    Ja, gespannt sind wir auch. Mal sehen, ob ich regelmäßig bloggen kann.
    Du weisst ja, wie das ist …

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  6. Richtig: der Weg ist das Ziel und fast niemand macht die 750 km in „einem Rutsch“ und wenn Ihr merkt, dass es nach der Hälfte Zeit ist, zu unterbrechen, dann geht es eben nächstes Jahr weiter. Aber die mannigfaltigen Eindrücke und Erfahrungen, die Ihr unterwegs sammeln werdet, sind sicherlich schon etwas Besonderes!
    Alles Gute und viel Glück!!
    Elgard
    Dankeschön! Genau so ist es.

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  7. Finde ich super toll, daß Ihr das macht.
    Habe Freunde die “La Compostelle” schon glaube ich drei mal gewandert haben.
    Freue mich schon über Eure Abenteuer zu lesen.
    Viel Spaß und “spiritual discovery”.
    Harald

    Danke, lieber Harald! Wir werden voneinander hoeren.

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  8. …Ihr wisst ja: der Weg ist fast Ziel! Als genießt Eure Zeit in Spanien, auch wenn es mal schmerzen sollte. Wir wünschen Euch alles Gute und schließen uns Cassian an: Ihr schafft das!
    Liebe Grüße aus dem Allgäu
    Michael und Carmen

    Danke, ihr Lieben! Euer Wort in Gottes Ohr …

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