
Phil während seines letzten Hawaii-Urlaubs.
Erst Bob, dann Marga, dann Charly. Etwas später Elke und Scott und Tante Anna. Schließlich noch Steve, Gerheide, Gudrun und Günter. Und jetzt, völlig unerwartet, auch noch Phil. Es hört einfach nicht auf mit den Trauerfällen in unserer nächsten Umgebung.
Und das sind nur die Toten in unserem nahen Freundes- und Familienkreis. Die Bekannten oder gar Freunde von Freunden aufzuführen, würde einen eigenen Blogspace füllen.
Wenn du 30 bist und mitten im Leben stehst, häufen sich die Nachrichten über Hochzeiten, Häuslebauen, Hunde und Katzen, die ja oft zur jungen Familie gehören. Es werden Babies geboren und Karrierepläne geschmiedet. Freunde, was kostet die Welt?
Mit 50 ist die Gefahr groß, dass sich genau diese Freunde wieder getrennt haben, die Hunde gestorben, die Katzen im Wald verschwunden sind und das Häusle im Rosenkrieg versilbert werden musste.
Richtig bitter wird’s zwischen 60 und 70. Da begann in unserem Freundes- und Bekanntenkreis das große Sterben.
Nicht alle haben das gesegnete Alter von Marga (93) oder Tante Anna (99) erreicht.
Scott, den wir vor eineinhalb Jahren zu Grabe getragen haben, wurde nur 64. Und Phil, der am vorigen Sonntag gestorben ist, war gerade mal elf Tage älter als ich: 71.
Wir kannten uns seit 33 Jahren, 25 davon lebten wir Haus an Haus.
Noch vier Tage vor seinen Tod haben wir telefoniert. Im Winterurlaub auf Hawaii hatte er zum erstenmal über Atemnot geklagt. Jetzt ist er an Herzversagen gestorben. Keiner wusste, dass es ihm so schlecht ging. Auch Jennifer, die Liebe seines Lebens, hatte den plötzlichen Tod nicht kommen sehen.
Morgen wird Phil verabschiedet und ich soll die Trauerrede halten. Wegen Corona findet alles im kleinen Kreis statt. Lediglich 20 Personen dürfen sich versammeln. Mit Mundschutz und „social distancing“.
Was sagt man einer Runde von Trauernden, die alle noch unter Schock stehen?
Und überhaupt: Alles nicht so einfach, wenn man die Witwe umarmen und dem Bruder des Verstorbenen gerne die Hand auf die Schulter legen würde, Covid-19 aber zwei Meter Abstand vorschreibt.
Man sagt das so leicht: „Immerhin ist es schnell gegangen und er musste nicht leiden“.
Stimmt. Leiden musste Phil nicht. Aber Trost ist anders.
Danke, lieber Joachim. Stimmt: Ein erfuelltes Leben hat Phil gehabt, haben die meisten derer gehabt, die vor mir in letzter Zeit gehen mussten. Aber es ist halt doch immer zu frueh, zumal die ultimativen Plaene meistens doch nicht ausgelebt werden konnten. Einer geht noch immer. Liebe Gruesse und danke fuer deinen Input – Herbert
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Lieber Herbert, ich verstehe gut, wie Dir zumute ist. Und ja, auch ich schaue bei Todesanzeigen mir bekannter Menschen immer wieder auf das Alter. Aber ist das Alter wirklich der relevante Maßstab? Ist es nicht viel wichtiger, ob der Verstorbene ein erfuelltes Leben hatte? Seinen ihm von der Schöpfung mitgegeben, ganz persönlichen Auftrag erfüllen konnte? Man denke an frueh Vollendete wie Mozart! Hätte er noch 50 weitere Jahre so ungemein kreativ wirken koennen? Tragisch ist es, finde ich, wenn ein Mensch, der das Leben noch vor sich hatte, gehen muss Aber auch dann muss man sich vor Augen halten, dass es menschliche, nicht objektive Massstaebe sind, mit denen wir messen, so wie die Frage, was gerecht ist, von Menschen nicht objektiv beurteilt werden kann. Herzlich, Joachim
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Dankeschoen! Ich denke, meine kleine Trauerrede war in Phils Sinn. Es musste alles sehr schnell gehen. Liebe Gruesse!
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lieber herbert, erstmal: mein herzliches beileid. ich finde, du hast hier schöne worte gefunden für deinen freund und nachbarn. ich denke, trost erwartet niemand von deiner rede, was soll schon trösten in der schmerzhaften trauer. ja, dass es schnell gegangen ist. aber auch das tröstet nicht wirklich. vielleicht ist es hilfreich(er), sich auf das schöne zu besinnen, es zu erinnern und zu betonen. gestern las mir jemand ein gedicht vor, das er für seinen vater geschrieben hat. am berührendsten fand ich die stelle, an der er schrieb, wie sehr er seinen vater schätzt für bestimmte eigenschaften und verhaltensweisen und das, was er durch ihn und mit ihm erfahren und von ihm gelernt hat. vielleicht ist das ja eine idee auch für dich und die zu schreibende rede. alles liebe, viel kraft dir und liebe grüße aus berlin.
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Thanks for that. This is indeed very valuable advice.
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My condolences. Having lived in an orphanage and been through a war, death has long been an old acquaintance. As said above, the best you can do is „be there“ for their loved ones and celebrate the life of the deceased with stories that made you love them or even laugh.
An as we go forward, it is a reminder that it is never too soon to tell our friends and loved ones that we appreciate them, love them and are glad to know them.
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Dankeschön. Du weißt, wovon du sprichst. Das geht aus jedem Satz hervor. Danke, dass du für uns deine schmerzlichen Erfahrungen der jüngsten Zeit in wertvolle Tipps für das Leben und Sterben der Anderen umgemünzt hast.
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Floskeln wie „immerhin hat er nicht leiden müssen“ oder „ihm ist viel erspart geblieben“ sind immer gut gemeint, aber sie trösten tatsächlich nicht. Sie setzen immer in der Situation der Krankheit an. Warum ist dieser Mensch überhaupt so krank geworden, verdammt noch mal!
Es tröstet Trauernde, insbesondere dem Verstorbenen ganz Nahestehende, wenn man bei ihnen steht und ihre Fassungslosigkeit und Traurigkeit teilt. Wenn man Erinnerungen aufleben lässt, die den Verstorbenen ganz persönlich ganz besonders charakterisieren.
Und für sich selbst sollte man sich vornehmen, dass man das Leben noch mehr feiern sollte. Aber das hast Du ja auch vor.
Was die Trauerbekundungen im kleinen Kreis angeht, wird dies sicherlich die Situation vorgeben. Ich kann mir denken, dass die Witwe gerade an diesem Tag nicht an Covid 19 denkt und Ordnungsbehörden nicht auf Trauerfeiern Bußgeldbescheide schreiben.
LG
Prensal
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Thanks so much, John. You’re so right. That’s exactly what we plan to do: Celebrate and cherish friendships and family. Talking about it: We should get together again soon. Let me know when you are in town. We can always play it safe.
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Herbert….so very sorry for your loss.
I hear what you are saying….it’s the age cycle we have entered. The sadness is in realizing that this will not abate, the joy is in knowing that and then celebrating the friends and family who yet remain.
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Danke, liebe Dorothee. Wie immer: treffsicher, empathisch, liebevoll.
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Danke, lieber Harald.
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Über die Entfernung von Kontinenten drücke ich Dir/Euch still die Hand. Ab 60
kommen die Einschläge immer näher.
Die Bilder der sich nur durch Tod erneuernden Natur hilft Euch sicher jetzt genau so wenig wie das Wissen um die Liebe, die von Phil bei Euch bleibt. Nichts kann das Lachen, die guten Gedanken, die Erinnerung vertreiben. Sie bleiben dem Leben, Eurem Leben, für immer erhalten. So geht er nicht völlig, sondern nur der vergängliche Teil von ihm.
Was das Umarmen angeht, so gehen die Köpfe anatomisch aneinander vorbei, also landet der Atem jeweils hinter dem Kopf des anderen. Es ist die einzige Position, die eine Ansteckung unmöglich macht.
Wir wünschen Dir Kraft, die Liebe und Freundschaft, die Euch verbunden hat, weiterleben und weitergeben zu können. Wir denken an Dich, an Euch!
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Mein herzliches Beileid Herbert.
Einer meiner Kollegen, 55, seit April in Rente, ist während der Nacht gestorben. Widow maker, cardiac arrest….
Ein Athlet, Fahrrad, Kayak, Gym….FIT !!!
Nach 30 Jahren Arbeit hatte er nur 3 Monate Rente….
Autopsie hat gezeigt dass er schon Vernarbungen am Herz hatte, also schon frühere Herzinfarkte.
Mein weiß also nie.
Freue mich immer wenn ich über Eure Abenteuer lese…Ihr lebt !!!
Gut so !
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Sehr treffend geschrieben! So ist der Lauf der Zeit.
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Es gibt eigentlich gar keinen Trost! Man muss lernen, ohne die geliebte oder die befreundete Person zu leben. Und das braucht Zeit – und auch wenn man es dann gelernt hat, fehlen wird dieser Mensch immer!
Mein Beileid zum Tod deines Freundes.
Christa
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