
Valérie Plante ist eine kleine Frau mit großer Strahlkraft. Passt ihr etwas nicht, schickt sie schon mal einen Mitarbeiter in die Wüste. Oder legt sich mit einer prominenten Beigeordneten an, die es nicht schafft, Mobbing in ihrem Büro zu unterbinden, ehe die ganze Abteilung toxisch unterwandert ist. Jetzt steht Valérie Plante als Montrealer Oberbürgermeisterin zur Wiederwahl. Ihre Chancen stehen so làlà.
Da gibt es nämlich zwei Alphamänner, die der Powerfrau tüchtig einheizen. Der eine, Denis Coderre, war Valérie Plantes Vorgänger, ehe sie ihm vor vier Jahren überraschend den Stuhl unter dem damals noch ziemlich gut gepolsterten Hintern weggezogen hat. Um fit in den Wahlkampf zu steigen, hatte er um 45 Kilo abgespeckt.
Beim anderen ist Abspecken kein Thema. Der studierte Jurist Balarama Holness war Profi-Footballer und hat mit den Montrealer Alouettes vor elf Jahren den Grey Cup gewonnen. Mehr geht nicht im bezahlten Football in Kanada. Als Junge ist er in einer Hippie-Commune aufgewachsen. Viele Montrealer mögen sowas.
So unterschiedlich die drei KandidatInnen sind, so einig sind sie sich in einem: Montreal ist eine internationale Metropole von wachsender Bedeutung. Entsprechend wichtig sind die Wahlen am kommenden Wochenende.
Im Moment liegen Valérie Plante und Denis Coderre noch Kopf an Kopf. Der Ex-Footballer Holness hatte den Hut erst relativ spät in den Ring geworden. Umso lautstärker verkündet er jetzt sein Programm.
Bei ihm haben der soziale Wohnungsbau, Frauenrechte, Nahverkehr, Bandenkriminalität und Nachhaltigkeit Priorität. Bei Madame Plante sind es Nahverkehr, Nachhaltigkeit, Bandenkriminalität, Frauenrechte und sozialer Wohnungsbau. Bei Coderre? Sie haben es erraten.
Weil am Wahltag am kommenden Sonntag mit einem besonders starken Andrang gerechnet wird, haben wir schon am Wochenende gewählt. Motto „Rentner immer in der ersten Reihe!“
Bei dem überschaubaren Programmangebot steht man am besten zu dem, was man hat. Es spricht schon sehr viel für Valérie Plante. In einer Rede vor den Vereinten Nationen schaffte sie sich mit einem der ambitioniertesten Klimaziele aller Weltstädte Gehör. Bis 2030 will sie 55 Prozent der CO2-Emissionen reduziert haben. Greta Thunberg bedankte sich später mit einem Besuch im Montrealer Rathaus.
Wenn Valérie Plante, eine passionierte Radfahrerin, jetzt noch eine Oase aus dem Montrealer Baustellenchaos macht, verspreche ich hiermit feierlich, ihr auch bei den nächsten Oberbürgermeister-Wahlen in vier Jahren meine Stimme zu geben.