
Irgendwo am Highway #133 auf dem Weg von Henrysburg nach Sabrevois, tief im tiefsten Québec, wo der Richelieu-River es sich kurz überlegt, ob er noch zu Kanada gehört oder schon zum US-Bundesstaat New-York, ragt er aus einem Schneehaufen in den Winterhimmel: Ein gut sechs Meter hoher Riese in weiss und blau. Es ist der “Géant Antique”, der Riese der Antiquitäten. So heißt einer der größten überdachten Trödelmärkte, die ich je gesehen habe.
Auf einer Fußballplatz großen Verkaufs- und Ausstellungsfläche warten gut 35000 antike Gegenstände auf ein neues Heim. Der “Géant Antique” hat nichts, das es nicht gibt.
Vom Kamelhaarmantel bis zur Marylin-Monroe-Perücke, von der 60er-Jahre-Bierdose bis zum Harmonium. Und soll es ein voll ausgestatteter Ärztekoffer inklusive Stethoskop und Verbandszeug sein, hat der alte Riese auch das im Programm.
Kirchenbänke und Langlaufski, Tiffanylampen und Schiffsschrauben, Altar-Zubehör und Eishockey-Devotionalien, Glücksspiele und Lederklamotten – es ist eine schwindelerregende Auswahl, die der Flohmarkt “in the middle of nowhere” auf Lager hat.
Den Alten Riesen gibt’s seit 1965. Doch sein Überleben ist alles andere als gesichert. Die Räumlichkeiten seien gemietet, sagt der Betreiber des Trödelmarkts – ein untersetzter, freundlicher Mann, der den Antiquitätenladen zusammen mit seinen drei Söhnen betreibt.
Der Vermieter meldete Eigenbedarf an, bald muss der Trödler packen. Schon stehen die Container bereit.
Aber ganz werden die Flohmarkt-Fans auch künftig nicht auf Antiquitäten verzichten müssen. Im Internet geht’s weiter, sagt der Besitzer. Auch ein Trödler könne sich “der neuen Mode” nicht verschließen, sagt er.
Und wir so?
Schlenderten heute stundenlang durch die Hallen, nahmen eine geschliffene Konfektschale mit und auch den hundertsten Kerzenleuchter, für den wir sicher irgendwo noch ein Plätzchen finden. Auch ein geflochtener Korb war dabei und eine hölzerne Altarsäule, die in keinem Haushalt fehlen sollte.
Eine kleine Auswahl unserer Fotopirsch durch den Trödelmarkt finden Sie weiter hier:
























Den in Lachute haben wir schon vor 25 Jahren unsicher gemacht, als wir noch in Hudson wohnten. Und dann natuerlich den Marché aux Puces St. Michel. Nicht zu toppen war allerdings Finnegan’s Market in Hudson. Aber der hat ja nun geschlossen: https://blog.herbertbopp.com/2011/08/12/elvis-war-in-unserem-dorf/
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Ich liebe diese Trödelmärkte, in Deutschland möglicherweise vergleichbar mit dem Flohmarkt jeden 3. Samstag in der Bonner Rheinaue.
Im Sommer, bei schönerem Wetter, empfehle ich Euch den Markt in Lachute! https://www.lachutefarmersmarket.com/lachute_farmers_market.html
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Ich liebe diese Trödelläden in den USA und Kanada :-) Bei manchen Dingen frage ich mich tatsächlich ob ich es bin, der einen komischen Geschmack hat, oder der ehemalige Besitzer/ ehemalige Besitzerin. Siehe das „schöne“ Bild mit dem blauen Hintergrund 😁
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Unwahrscheinlich! Der Eigner muss ja auch den Überblick über diese eigentlich unüberschaubaren Stücke behalten. Wie macht er das? Ähnlich wie im amazon-Großlager?
Bei den Tassen kommt mir spontan der Begriff „Sammeltassen“ in den Sinn.
Kennst du die auch noch? Etwa in der 50er-Jahren: Zu Geburtstagen, an Weihnachten ließ man sich eine „Sammeltasse“ schenken. Das war kein Alltagsporzellan sondern etwas Feineres, besonders Hübsches, bestehend meist aus Tasse mit passender Untertasse und vielleicht noch Kuchenteller. So hatte man nach einiger Zeit eine bunte Mischung unterschiedlichster aber „edler“ Kaffeegedecke im Schrank. Es galt nicht als Stilbruch, das vom Design her nicht immer zusammen harmonierende Porzellan auf der Kaffeetafel einträchtig nebeneinander zu platzieren. Im Gegenteil, eine reiche Vielfalt zeugte von vielen schönen Geschenken.
Das war eigentlich eine sinnvolle Mode.
Wo steht denn, dass immer alles gleich sein muss?
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Da kommen Erinnerungen an Finnegan‘s auf…..
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