Frau Merkel hat beim CDU-Parteitag in Karlsruhe eine bemerkenswerte Rede gehalten, in der auch das Thema Globalisierung vorkam. Als ich der Kanzlerin so zuhörte, kam mir die Idee, über unsere eigene, quasi hausgemachte Globalisierung nachzudenken. Die fängt schon mal damit an, dass es mir nur dank des Internets vergönnt war, die Ansprache überhaupt mitzuverfolgen.
Wer mehr als sein halbes Leben im Ausland verbracht hat, weiß es sehr wohl zu schätzen, den Anschluss an Deutschland und alles, was dazu gehört, nicht zu verlieren. Dazu gehören die Lektüre von deutschsprachigen Zeitungen und Zeitschriften sowie der Konsum von Radio- und Fernsehsendungen in deutscher Sprache und, noch wichtiger, das Ganze aus deutscher Perspektive.
Zur hausgemachten Globalisierung gehören natürlich auch Speisen und Getränke, die bei uns dank eines ausgeprägten Genuss-Sinnes einen außergewöhnlich hohen Stellenwert haben.
Auch wenn die kanadische Küche, vor allem im französischen Teil Kanadas, in dem ich lebe, nur wenig an Köstlichkeiten vermissen lässt, könnte ich mir ein Leben ohne Spätzle, Leberkäs, Kassler und Sauerkraut nicht vorstellen. Das mag manchem, der mit seiner Region verhaftet ist und in Italien Urlaub macht, ein Naserümpfen entlocken. Aber im Ausland Urlaub zu machen heißt, exotische Speisen zu entdecken und diese über einen begrenzten Zeitraum hinweg zu genießen, um anschließend wieder an den heimischen Herd zurück zu kehren.
Für den, der jedoch permanent im Ausland lebt, gelten andere Gesetze. Das trifft vor allem für eine extrem multikulturell ausgerichtete Stadt wie Montréal zu. Dort tobt die Küchen-Exotik in Form von fünftausend Restaurants quasi 24 Stunden am Tag unmittelbar vor der Haustür.
Pad Thai, Tao Chicken, Bhuna Gosht, Poutine oder Smoked Meat gehören hier fast schon zu den Grundnahrungsmitteln. Dagegen kommt der selbst gebackenen Laugenbrezel, dem Christstollen, der Mohnseele oder einem frisch gebackenen Stück Leberkäs eine Bedeutung zu, die nur der ermessen kann, der nie für lange Zeit auf den Genuss von Pellkartoffeln mit Backsteinkäse verzichten musste. Mit Deutschtümelei oder Küchen-Chauvinismus hat dies absolut nichts zu tun, mit Genuss ohne Grenzen dagegen sehr viel.
Meine eigene Erfahrung ist die: Kulinarische Bedürfnisse verändern sich nicht, egal in welcher Umgebung sich der Genießer gerade befindet. Man mag während eines Besuchs in Argentinien die Vorzüge eines perfekt gebratenen Rindersteaks entdeckt haben oder in Valencia glauben, nie mehr auf eine köstliche Paella verzichten zu wollen . Zurück in NRW, BW oder HH funktioniert der Gaumen ganz schnell wieder im Heim-Modus.
So gesehen ist es mir keineswegs peinlich, hin und wieder beim deutschen Feinkosthändler meines Herzens vorbeizuschauen, um den Einkaufskorb mit Hengstenberg-Essiggurken, Bechtle-Spätzle und Lübecker Marzipan zu füllen.
Es geht eben nicht nur die Liebe durch den Magen, sondern auch die Globaisierung. Zumindest bei uns.
Die Globalisierung macht dann eben doch vieles einfacher :-) .
Was ich in Kanada festgestellt habe: Die Deutschen Nachrichten von den Öffentlich rechtlichen haben mir tatsächlich gefehlt. Zum Glück gibt es seit einiger Zeit ja die Mediatheken im Internet.
Ebenso wie deutsches Brot oder die Auswahl an Milchprodukten. Wenn man dafür kein vermögen ausgeben möchte, ist es in (West) Kanada ja teilweise fast unmöglich einen „richtigen“ Quark zu bekommen, wie man ihn aus Deutschland kennt. Also entweder selber machen, oder dann doch für verhältnismäßig viel Geld kaufen – aber auch das sollte man sich gönnen, sofern einem danach ist. Warum auch nicht?! :-)
Nutella war auch so ein Produkt, auf das ich nicht verzichten wollte! Gab’s beim Costco im 2er Pack immer etwas günstiger :-)
In diesem Sinne: Ein hoch auf die Globalisierung und eine schöne Vorweihnachtszeit!
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