So hatten wir nicht gewettet: Ein sonniger Mallorca-Tag war angesagt, laue 17 Grad, allenfalls ein paar Wattewölkchen. Und dann? Weltuntergangshimmel. Strömender Regen. Glitschige Steinpfade. Und genau deshalb werden wir die heutige Wanderung von Santa-Maria nach Orient nicht mehr so schnell vergessen. Für uns war es die erste Regenwanderung überhaupt.
„Die Tour ist nicht schwierig”, hatte der Wanderführer schon in der ersten Zeile beschwichtigt. “Wunderschön”, schwärmte der Kellner im Frühstückscafé in Santa-Maria, “aber manchmal so – und manchmal so”. Beim ersten “so” machte seine Hand eine atemberaubende Steigung, beim zweiten eine gefährliche Rutschbahn nach unten.
Der Kellner hatte recht. Die Wanderung wurde zur Achterbahn.
Dass wir für die Tour fast sechs Stunden benötigten, lag zum einen an der unerwarteten Steigung, zum anderen am Wetter. Stundenlang ging es über serpentinenartige Felswege, die wegen des einsetzenden Regens höchste Konzentration erforderten. Ein Blick in die gewaltige Schlucht zur Linken genügte, um uns daran zu erinnern: Diese Wanderung ist für Erwachsene. Jeder Tritt musste sitzen. Einen Ausrutscher hätten weder Wetter noch Wegbeschaffenheit verziehen.
Der Blick vom Gipfel war dann … absolut der Gipfel. Plötzlich lag es vor uns, das Panorama des Tramuntana-Gebirges, das unter dem wolkenverhangenen Mallorca-Himmel ein bisschen den Eindruck machte, als hätte Petrus sich der Majestätsbeleidigung schuldig gemacht.
Die Höhle, in die uns der Wanderführer nahe der „Son Pou“-Schlucht lotsen wollte, schenkten wir uns. Der Regen hatte den Zugang glitschig und beschwerlich gemacht.
Stattdessen spazierten, nein: stürmten wir ins Tal. Zwei Wanderer mit Regenschirm in der Zielgerade. Orient, ein verträumter Höhenort, begrüßte uns freundlich im Regen. Orangenkuchen, Cortado, Wein – Herz, was darf es denn sonst noch sein?
Von Orient wieder den Anschluss an den Rest der Welt zu finden, ist gar nicht so einfach, wenn man nicht im Auto, sondern mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Ausgangort Palma zurück möchte. Der Bus nach Bunyola musste am Vortag telefonisch reserviert werden. Dass es ein Kleinbus war, der auf uns wartete, machte Sinn: Die atemberaubenden Serpentinen, die Orient mit Bunyola verbinden, wären mit einem ausgewachsenen Brummer nie und nimmer zu navigieren.
Kurzer Barbesuch in Bunyola, dann Umsteigen in den Überlandbus nach Palma. Als hätte uns die Natur heute nicht schon genug verwöhnt, gab es kurz vor dem Ziel noch ein weiteres Spektakel vor dem Busfenster: Petrus, der alte Schmeichler, schmiss sich mit einem ausgewachsenen Regenbogen an die nassen Wanderer heran.
Gut gemacht, alter Zauberer.
Dann schmecken der Kuchen und der Kaffee im Anschluss (?!) doch gleich doppelt so gut, oder?! :-)
Sehr schöne Fotos!
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Wie immer toll die Bilder und toller Bericht. Ich sag nur: Nur die Harten kommen in den Garten! :) Wie immer lecker Stulle.
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Hey Folks , great show and pictures. Ok, der Regenschirm evtl etwas zu schwach für seine Aufgaben ausgelegt. ieD Vesperzeiten haben mir sehr gefallen. Ich breche auch gerade auf, zum Pas de sa Ventalla / Puigpunyent ( 12km /. 520 upm ). Hoffe, die Felsen sind nicht mehr zu nass und rutschig. Es hat sich leider merklich abgekühlt. Hoffe, ihr plant aber bereits das nächste Abenteuer. Ich freue mich auf die Berichterstattung. Mögen unsere Lungen und Glieder das ALLES auch begrüssen und bewältigen! Hasta la proxima. Rodolfo
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