
Airbus A340 – Copyright: Lufthansa
Mein Kumpel Joerg war hier: „Stern“-Reporter. SWF3-Moderator. Airbus-Kapitän. Im Irish Pub in Montreal plauderten wir eine Nacht lang über das Fliegen, den Journalismus, die Welt – und ein bisschen auch über Gott. Aus aktuellem Anlass heute ein Blogpost, der in ähnlicher Form schon einmal an dieser Stelle erschienen war.
Journalist wollte ich schon immer werden. Hätte ich mir diesen Lebenstraum nicht erfüllt, wäre ich auf Plan P umgestiegen: Pilot. Ein Freund von mir hat sich beide Träume erfüllt. Er war „Stern“-Reporter und SWF3-Moderator. Jetzt ist er Airbus-Kapitän bei der Lufthansa. Heute treffen wir uns mal wieder in Montréal.
In Montréal war er nur eine Nacht. Wieder einmal. Die Stadt meines Herzens fliegt er häufig an. Joerg liebt Montréal. Er würde gut hierher passen. Ein Kerl, knorrig wie ein kanadischer Ahornbaum. Warum sehen Piloten eigentlich immer aus, wie sich Hänschen Piloten vorstellt? Ein Gesicht voll gelebtes Leben. Es gibt Frauen, die träumen von solchen Männern. Ich träume von der Karriere, die dieser Mann hingelegt hat.
Einsatz in Harlem: Als 24jähriger Reporter unterwegs mit der Feuerwehr
Mit gerade mal 24 ging er für den „Stern“ nach New York. Für eine Reportage über Feuerwehreinsätze in Harlem. Es war die Zeit, als dort viel „heiß saniert“ wurde. Die Firefighters kamen nicht zur Ruhe. Tag und Nacht im Einsatz. Genau wie Joerg, der rasende Reporter.
Einsatz bei SWF 3: Toller Journalist mit geiler Stimme
Vorher schon hatte er beim Südwestfunk angedockt. SWF3 war damals die erste Radio-Adresse für die meisten Jugendlichen in Deutschland. Mit diesem Sender bin ich groß geworden. Und mein Kumpel Joerg hinterm Mikro. Wahnsinn. Mehr geht nicht, wenn du jung bist, eine geile Stimme hast und reden kannst wie ein Weltmeister. Wir hatten damals viel miteinander zu tun. Ich lieferte für Joerg die Korrespondenten-Beiträge aus Kanada und Alaska. Er moderierte sie an.
Einsatz Cockpit: Seine Bordansagen klingen noch immer wie damals beim Radio
Toll reden kann Joerg noch immer. Aber er sitzt jetzt nicht mehr im Rundfunkstudio, sondern im Cockpit. Von dort aus macht er die Bordansagen. Er ist Kapitän geworden. Bei der Lufthansa. Im Airbus A 340. Ein Kollege war zufällig mal auf einer Maschine, als Joerg das Kommando im Cockpit hatte: „Seine Bordansagen klingen noch immer wie damals bei SWF3“. Nur: Jetzt interviewt Joerg nicht mehr Popstars und Politiker. Er kündigt Sonnenuntergänge und Windgeschwindigkeiten an. Lebt immer noch sein pralles Leben.
Einsatz weltweit: Schanghai, Rio, Alaska, Montréal …
Joerg fliegt nur noch Langstrecken. China. Indien. Südamerika. Kanada. Neulich hat er seinen Sohn mit nach Alaska genommen. Zum Fischen. Zwei Brummer von Lachsen hat der Kleine aus dem Fluss gezogen. Da strahlt der Papa.
Tolles Leben? Schon. Jetlag? Klar. Aber da muss ein Käpt’n durch. Noch Träume? Ja. Weniger fliegen. Mehr Zeit für den Sohn. Und regelmäßiger Schlaf.
Mein Mitleid für meinen Kumpel hält sich in Grenzen. Zwei Traumjobs in einem Leben – wer hat das schon? Und ich dachte immer, ich hätte den Sechser im Lotto gezogen.
Dein Freund Joerg wird in diesem Zeit-Artikel erwaehnt: http://www.zeit.de/2017/01/wahrscheinlichkeit-zufall-unberechenbar-fragen/komplettansicht
DANKE fuer den Link. Spannende Geschichte.
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The magnificent men and their flying machines !
Alles eine Sache des Betrachters ! Diese nun fast 80 jährige ‚ Berliner Göre ‚ verband mit dem sonoren Brummen dieser riesigen Vögel nichts Gutes ! Es bedeutete immer ab in den Luftschutzkeller ! Zerstörung ! 1948 aber sah das ganz anders aus ! Wir Knirpse standen am Flugfeld Tempelhof auf den Trümmerbergen und hatten Blickkontakt mit den Piloten in den C54 und den DC 3 Maschinen im Landeanflug ! The Candy – oder Rosinenbomber ‚ rocked their wings ‚ zur Begrüssung und warfen nun kleine Fallschirme mit Süssigkeiten , meist Schokolade , durch die Bombenschächte ! Die us airforce flog in einer beispiellosen logistischen Leistung, über ein Jahr lang ,im 3 Minuten Takt (Tag und Nacht ) auf 5 Ebenen , die Operation Vitels ! Anlass war : ‚Die Berlin-Blockade‘ ! Sie versorgen fast 3 Millionen Menschen, mit allem was sie benötigten aus der Luft ! Auch die Sutherland Wasserflugzeuge auf dem Wannsee waren ein absolutes Spektakel ! Alles sicher Gründe ,die mich zur Imigration in die USA bewegten ! Dort durfte ich dann ein paar Jahre lang ‚ power & glider ‚ Fliegen geniessen ! Zur beruflichen Nutzung war es da allerdigs etwas zu spät ! Aber, wie so viele Sehnsüchte, in USA konnte ich sie mir erfüllen.
Den Candybomber Pilot ( Gal Halverson -er lebt noch) durfte ich in den neunziger Jahren selber noch kennen lernen . Wir hatten auch e-mail contact , und ich hatte Gelegenheit mich zu bedanken !
Auch Kapitän Sullenburgers Landung (ein Airbus ) auf dem freezing Hudson River ,habe ich zufällig auf CNN trotz Zeitunterschied , in Echtzeit mit erleben dürfen ! Das geht als absolut einmalig in den Annalen der Luftfahrt ein !
All diese , meine kleinen Etappen in den 100 Jahren Luftfahrt ,erfüllen mich mit großer Dankbarkeit. Gab es mir doch die Möglichkeit die ganze Welt zu erkunden !
Ich glaube dein Freund Jörg würde heute nicht noch einmal Pilot werden wollen. Die heutige Flugzeug – Technologie ist so voll – automatisiert , dass der Pilot fast überflüssig ist !
The good all days , ‚ flying a plane by the seat of your pants ‚ are over !
Das gleiche passiert uns nun schon ab nächstem Jahr , mit unseren Automobilen ! Na Prost 🍷
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Ich denke du hast einen sechser im Lotto
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In der Tat ein faszinierendes Leben. Kapitän auf einem Lufthansa-Airbus. Männer-Herz, was willst du mehr! Jetlag? Geschenkt, auch andere Berufsgruppen leiden unter andauernder Schlaflosigkeit. Monsun-Gewitter über Indien? Schwerste Unwetter beim Landeanflug auf Rio?
Die hat doch schon der Kollege von deinem Kumpel Jörg, Rudolf Braunburg in seinen zahllosen Büchern verharmlost. Familienleben?, Weihnachten daheim? Nur was für Weicheier und Warmduscher! Aber: nicht alles ist Gold, was glänzt, sonst müssten die „armen“ Kerle nicht für ein höheres Gehalt streiken und der deutschen Wirtschaft erheblichen Schaden zufügen. Ich glaube, die Götter in blau mit den vier goldenen Streifen sind augenblicklich dabei, ihr himmlisches Image gewaltig zu zerkratzen.
Außerdem gilt der A340 wegen seiner vier Triebwerke als Spritfresser und soll demnächst bei Lufthansa ausgemustert werden.. Vielleicht geht dein Kumpel noch einmal zum SWR, dann hätten wir die Chance, seine tolle Stimme wieder zu hören, ohne dafür ein teures Lufthansa-Ticket lösen zu müssen.
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