Nicht alles paletti im Paradies

beggars

Jeden Tag dasselbe Bild: Bettler in der Altstadt von Palma. © Bopp

Du suchst sie nicht, sie finden dich. Die Zahl der Bettler und Obdachlosen in Palmas Straßen ist ein Augenöffner. Dachte ich bisher immer, nirgends in einem zivilisierten Land gebe es mehr Bettler als in Montreal, so werde ich in diesen Tagen eines Schlechteren belehrt. Palma ist Pennerstadt.

Dabei gibt es mindestens einen Unterschied zu Montreal: In meiner kanadischen Heimat scheint die Not unter den Obdachlosen wirklich groß zu sein. Das wird dir spätestens klar, wenn sich an der roten Ampel bei minus 30 Grad ein Eskimo im Sombrero mit aufgehaltener Hand deinem Auto nähert.

Bedauernswert sind sicher auch die meisten der Männer und Frauen, die in Palma die Hand aufhalten. Nur fließt der Betrag, den sie Tag für Tag zusammenbetteln, offensichtlich nicht ihnen zu, sondern einer mafia-ähnlichen Organisation von rumänischen „Gitanos“ – politisch inkorrekt: Zigeunern.

Die spanische Tageszeitung „Ultima Hora“ hat recherchiert: Allein in der Innenstadt von Palma gehen zwischen 60 und 80 Bettler ihrem Gewerbe nach. Mit einem Plastikbecher in der Hand sprechen sie Passanten an, strecken ihnen oft Heiligenbildchen entgegen oder auch Porträts von ausgemergelten Kindergesichtern.

Es sind Betrüger, die für Betrüger arbeiten. Die Hintermänner sitzen auf dem spanischen Festland. Denen müssen die aus Rumänien stammenden „Gitanos“ den Bettellohn abliefern – zwischen 80 und 100 Euro pro Tag und Person, schätzt die Polizei.

Dass es unter den Bettelbetrügern manchmal hitzig zugeht, habe ich gestern vor der Kirche San Miguel in meiner Nachbarschaft gehört. Ein Bettler – aus Gründen des Personenschutzes in meinem Foto unkenntlich gemacht – zog in einem Moment, da er sich unbeobachtet fühlte, ein Handy aus der Tasche, diskutierte lautstark hinter vorgehaltener Hand und machte nebenher Notizen auf einem Zettel. Seiner Antwort zufolge dürfte es sich dabei um den von seinen „Arbeitgebern“ angeordneten Einsatzort für seinen nächsten Bettelauftritt gehandelt haben.

Nicht alle der oft agressiv vorgehenden Bettler sind unseriöse „Gitanos“. Aber sie sind es, die den wirklich Bedürftigen in den Straßen von Palma das Leben schwer machen.

„Sie vertreiben uns von unseren angestammten Plätzen“, sagte mir neulich eine alte Mallorquinerin, die seit Jahren in meiner Nachbarschaft um Geld und Nahrung bittet.

Die mallorquinischen Behörden sind hilflos. „Ultima Hora“ zufolge gilt unter den rumänischen Bettlern eine Art Schweigepflicht, ähnlich der Omertà der Mafia. Deshalb kommt die Polizei den eigentlichen Drahtziehern der Bettel-Betrügereien nur selten auf die Spur.

Dazu passend ein Blogpost vom 4. Februar 2013: „Obdachlos im Paradies“

Ein Gedanke zu „Nicht alles paletti im Paradies

  1. Diese Art von betteln gibt es in Deutschland leider auch zuhauf. Und ich muss leider sagen, dass mich diese Masche ganz schön nervt. Denen geht es sicherlich auch schlecht, gar keine Frage. Aber ich sehe es nicht ein, mit einem Beitrag die Hintermänner zu finanzieren.

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