Wanderung mit Widersprüchen

„Warum“, fragte der Bruder vor ein paar Tagen,“ geht ihr eigentlich immer wieder nach Mallorca und nicht auch mal woanders hin“? Die Antwort kannte er schon: Weil ich nirgends in der Welt auf so kleinem Raum so viel geballte Schönheit gesehen habe wie auf Mallorca. Nicht in Kalifornien, nicht in der Karibik, nicht in Südamerika, nicht in Australien. Nicht einmal auf Hawaii. Und das will etwas heißen.

Heute hätte ich Eberhard den Beweis für diese gewagte These antreten und alle Zweifel ausräumen können.

Die Wanderung von Cala Agulla über Talaia de Son Jaumell zur Cala Mesquida zurück nach Cala Ratjada war der Hammer. Anstrengend war sie und lang und steil und dabei war es auch noch sommerlich heiß. Doch der Panoramablick von dem ehemaligen Piraten-Aussichtsturm in Richtung Cap Formentor und bis nach Menorca war schlicht sensationell.

Dabei war die heutige Tour eine Wanderung der Widersprüche.

Nie zuvor waren wir so früh aufgestanden (05:30 Uhr) und so lange unterwegs (4 Stunden), um überhaupt zum Ausgangspunkt unserer Wanderung zu gelangen. Weil der Zug von Palma nach Manacor Verspätung hatte, saßen wir fürs Erste in der zweitgrößten Stadt Mallorcas fest. Höhepunkt unseres Stadrundgangs war die Orgelprobe in einer wahrhaft schönen Kirche, deren Pforten – gottseidank – doch geöffnet waren.

Irgendwann kam dann auch der Anschluss-Bus und brachte uns in das Touristenstädtchen Cala Ratjada. Schon bald verzogen sich die Wolken – und schon waren wir am Strand. Nicht zum Chillen, sondern zum Auftakt-Cortado. Vom Strand aus führte die Wanderung über steiles, schwer zu navigierendes Gelände hinauf zur Ruine des Wachturms Torre de Son Jaumell.

Erst kam das Vesper – und dann der Abstieg.

Der führte über einen alten Schmugglerpfad in ein Idyllisch gelegenes, aber leider mit Hotels vollgepflastertes Touristendorf: Cala Mesquida.

Endstation? Keine Spur! Jetzt ging es über einen sandigen, mit Wurzeln gespickten Weg zurück zur Cala Agulla und anschließend nach Cala Ratjada.

Als hätte der Tag nicht ohnehin schon genügend Highlights geboten, sorgte der Besuch von Tinas Toasteria in Cala Ratjada für einen würdigen Abschluss. Tina und Gerhard Kolberg – sie aus Berlin, er aus Dortmund – hatten das Lokal erst zwei Tage zuvor eröffnet.

Die Speisekarte liest sich verheißungsvoll. Das Wirtsehepaar strahlt genau jene Liebenswürdigkeit aus, die zwei müde Wanderer nach den vorausgegangenen Strapazen besonders zu schätzen wissen.

Der Weißwein und die Halbe Warsteiner schmeckten nie besser.

 

Ein Gedanke zu „Wanderung mit Widersprüchen

  1. Das sieht aber sehr abenteuerlich aus! Die Kontraste auf den Fotos gefallen mir sehr gut. Abgesehen davon könnt ihr ja froh sein, derzeit nicht in Montreal zu sein.Viel Spaß noch auf der Insel!

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