Köln: Wie Palma ohne Palmen

Dort, wo ich Dutzende Male beruflich zu tun hatte, war ich am Wochenende zur Abwechslung mal ganz privat. Bilanz eines Blitzbesuchs: Köln hat seinen Zauber nicht verloren.

Alles war diesmal anders als sonst. Ich flog nicht aus Montréal ein, sondern aus Mallorca. Das Hotel lag nicht am Dom, sondern im Szenenviertel.

Viel Zeit blieb nicht, um die Stadt zu genießen, die für viele Jahre so etwas wie ein „home away from home“ für mich war. Gerade mal 30 Stunden hatte der Logistikregisseur für meine Blitzvisite vorgesehen. Genug, um ein Stück Köln kennen zu lernen, das ich so noch nicht kannte.

Da war es wieder, das Geh-Gen. Schon kurz nach dem Frühstück meldete es sich und wollte wieder Forrest Gump spielen, so weit die Füße tragen. Sie trugen uns genau 17 Kilometer weit, vom Dom bis nach Rodenkirchen und zurück – immer am Rhein entlang. Die Nacht war kurz gewesen, der Fußmarsch dafür umso länger.

Ein bisschen Montréal, ein wenig Palma: Die Frachtschiffe auf dem Rhein erinnern an den Sankt-Lorenz-Strom. Die Kneipen und Straßencafés, die Masse an Touristen – das alles ähnelt schon sehr der Altstadt von Palma.

Achtung, Spaßbremse: Dass die meisten Straßenmusiker auch in Köln unterirdisch schlecht sind, soll hier nicht unerwähnt bleiben.

Köln werde auch das „Rom des Nordens“ genannt, hatte in der Nacht noch der Taxifahrer gesagt. Mich wundert diese Charakterisierung nicht. Ein gewisses mediterranes Flair ist diesem lebenslustigen Flecken Erde nicht abzusprechen. Millowitsch meets Mallorca.

Zwar wachsen in Köln, soweit ich weiss, keine Palmen. Dafür werden auf Marktständen Pfingstrosen und Spargel angeboten. Auch das noch: Vor einem loftigen Designerstudio gucken frech mit dunklen Augen ein gutes Dutzend Olivenbäume ins rheinische Land – so, als stünde ihre botanische Wiege am Rheinufer und nicht am Mittelmeer.

Feste feiern, Freunde sehen, gewohnte Wege mit neuen Augen begehen. Frische Perspektiven gewinnen, vor deren Hintergrund sich alte Ansichten relativieren. Menschen besuchen, deren Geschichte – und Geschichten – mit zunehmendem Alter wichtiger werden.

Erinnerungs-Optimismus, der vieles aus der Vergangenheit erklärt, manches aber auch verklärt, ist eine feine Sache.

Ein Gedanke zu „Köln: Wie Palma ohne Palmen

  1. Der Text und die Bilder zeugen von einer zauberhaften Zeitreise ! NEID !! Der Zeitraum vielleicht etwas kurz bemessen, aber die jungen Leute von heute …👍
    Dein Beitrag hat auch bei mir ganz schnell viele schöne Erinnerungen geweckt !
    Wobei der Klang der Dieselmotoren, in den Lastkähnen auf den Rhein ,wohl am meisten herausstachen !
    Tja , Time flies when you’re having fun !! Ich fühle, es geht mal wieder zum Endspurt für Euch auf der Insel !?
    Auf gewisse Weise für mich auch, denn morgen ist die letzte große Wanderung der Saison !
    Es geht noch mal in den Torrente de Pareis .Escorca to Sa Calobra und zurück !
    Hoffentlich hat sich das Hochwasser in Quebec inzwischen verteilt. Safe travel and return !
    Inzwischen kann man sich hoffentlich auf eine weitere Insel Saison vorbereiten und darauf freuen ! Alle Jahre wieder !? Dann eventuell ohne Straßenmusikanten ? glg. R…🏝

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