Lassen Sie uns ausnahmsweise mal übers Wetter reden. Es ist Ende September und es ist heiß und schwül und wir sind in Kanada. So extrem ist die Hitze, die hier schon seit Tagen herrscht, dass selbst der Marathonlauf für den kommenden Sonntag abgesetzt wurde. Voraussichtliche gefühlte Temperatur: Bis zu 38 Grad Celsius.
„Ich hasse es“, schreibt mein Kumpel Jean auf Facebook. Die Temperaturen seien in der Stadt schier unerträglich. „Ich habe nichts dagegen“, sagt die Frau an meiner Seite. Und ich? Ich liebe diesen Hochsommer, der sich Herbst nennt. Der nächste Winter kommt noch früh genug. Und der kennt in Kanada keine Gnade.
Wir haben das Glück, ein kleines Fleckchen Paradies in der Wildnis zu besitzen. Zwei Stunden nördlich von Montreal liegt der Lac Dufresne. Dort flimmert die Luft zwar an diesem Freitagnachmittag um halb vier auch. Aber die Hitze ist erträglich. Und überhaupt: Das Seewasser lädt zum Baden ein, wenn’s am Ufer dann doch zu heiß werden sollte.
Wer in Kanada lebt, muss mit Wetterextremen rechnen. In Miami haben sie den Hurrikan, in Montreal sind es Schneesturm oder Eisregen. Oder eben eine Hitzewelle im September.
Als ich während meines bewegten Kanada-Lebens mal für kurze Zeit in Calgary am Fusse der Rocky Mountains lebte, spielte Petrus auch dort verrückt. Ich erinnere mich an einen Hörfunk-Beitrag, den ich an einem Tag gemacht habe, an dem das Thermometer 32 Grad anzeigte. PLUS! Und es war Februar! „Petrus spinnt!“, moderierte der Kollege im ARD-Studio die Sendung an. Diesen Satz habe ich nie vergessen.
Die meisten Kanadier tragen die Wetterkapriolen mit Fassung. Ein Nachbar, dem ich einmal bei minus 30 Grad im Schneegestöber begegnet bin, murmelte unter seinem gefrorenen Vollbart hervor: „Wenigstens keine Moskitos heute.“
Kann man so sehen.
Auch das ein Vorteil des späten Sommers: Stechmücken gibt es so gut wie keine mehr. Die Nächte sind nicht mehr so schwül wie im Juli und August. Und der Holzofen ist zurzeit ein Dekorationsstück, das den Winter lediglich erahnen lässt.
Bis Mitte nächster Woche soll die Hitzewelle noch anhalten, eigentlich perfekt, um so lange am See auszuharren. Aber wie das so ist im Leben: Auch als Rentner hat man Termine in der Stadt. Also geht es noch heute zurück in den Glutofen Montreal.
Den Prosecco, vermute ich mal, hat mein Kumpel Jean schon auf Eis gestellt.
Nirgendwo wird mehr über das Wetter geredet, als in Kanada. Bleibt ja auch ein spannendes Thema. Bei uns im Schwarzwald war es zwischenzeitlich schon richtig kühl, aber ich hoffe noch auf den goldenen Oktober. Der nächste Winter kommt bestimmt, also geniesse diesen Spätsommer, lieber Herbert.
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Weniger Mücken hätte ich auch gerne. Aber leider finden die es in der Wohnung im Moment schöner als draußen 😐
Lass dir den Prosecco schmecken!
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Ich bin in diesem Punkt zu 100% auf Jean’s Seite. :)
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