Einmal Journalist, immer Journalist. Der Morgen beginnt bei mir auch nach Jahren des Ruhestandes noch immer mit der Zeitungslektüre im Internet. Vom SPIEGEL über DIE ZEIT, von WDR bis tagesschau.de, La Presse, Washington Post, Le Devoir, New York Times und Radio Canada.
Mehr als eine Stunde im Netz schadet den Augen. Wenn die Zeit reicht, nehme ich noch die taz ins Visier und manchmal auch die Schwäbische Zeitung.
Habe ich was vergessen? Achja, BILD. Sie bildet zwar nicht, bietet aber die beste Sportberichterstattung weit und breit. Das stimmt wirklich und ist ungefähr so, wie wenn man früher sagte, man lese den Playboy nur wegen der tollen Artikel. Auch das stimmte ganz oft. BILD ist zwar eine Hauruck-Zeitung, die eigentlich in die Tonne gehört. Aber Sport können sie bei Springer.
In letzter Zeit macht es keinen richtigen Spass mehr, die erste Stunde nach dem Aufwachen mit Zeitunglesen zu verbringen. Chemnitz hier, Syrien da. AfD, Pegida und Hutbürger. Und immer dieser Trump, dessen Idiotie keine Grenzen zu kennen scheint.
Keine Angst, Opa erzählt jetzt nicht aus dem Krieg. Aber es sei mir gestattet zu sagen: In diesem Punkt war früher wirklich alles besser.
Schlagzeilen wie „MIT DEM MOTORRAD ZUM NORDPOL“ oder „IM GURKENFASS ÜBER DIE NIAGARAFÄLLE“ hatten beim Kanada-Korrespondenten lange Zeit eine geradezu elektrisierende Wirkung.
Heute? „TRUMP WILL NAFTA NEU VERHANDELN“. Oder auch: „JUSTIN TRUDEAU LOSES HIS APPEAL“.
Welchen Appeal jetzt, den Sexappeal oder den politischen? Wir leben in einer Welt, in der beides gleich wichtig ist. Deshalb ist mir ehrlich gesagt der Sexappeal in diesem Fall sympathischer.
Am widerwärtigsten finde ich zur Zeit das, was ich über Chemnitz lese. Schon mal überlegt, wie man diesen Hutbürger-Hass einem kanadischen Freund beibringt, den man über Jahre hinweg zu überzeugen versuchte: Wir sind nicht so, wie ihr denkt?
Überzeugungsarbeit kann ganz schön anstrengend sein. „Die aus dem Osten sind doch auch Deutsche. Warum sind die dann so anders als ihr?“ Oder: „Ihr sprecht doch dieselbe Sprache, oder?“
Schon, Jean, aber Sächsisch und Deutsch ist ungefähr so wie Polnischrückwärts und Französisch. Gut, so viel besser ist Schwäbisch dann auch nicht. Aber Sie wissen, was ich meine.
Einfacher als Deutschland seinen kanadischen Freunden zu verklickern ist es, wenn deutsche Freunde Kanada verstehen wollen. Da genügt der tägliche Blick auf Trump.
Wer neben dem nicht glänzt, muss irgendwas verkehrt gemacht haben im Leben. Vielleicht ist Kanada ja doch das bessere Amerika.
Du hast vollkommen recht, liebe Elgard. Aber in Sachsen dürfte „Säxsch“
schon am weitesten verbreitet sein. 😀
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Wieder ein guter Artikel, Herbert! Aber man spricht ja nicht NUR „Säxsch“ in der ehemaligen ;-) Ich habe auch viel Berlinern gehört. Beste Grüße, Elgard
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