Was tun, wenn man als Montrealer dem funkelnagelneuen Auto mal kurz die Nachbarschaft zeigen will? Man fährt einfach über die Grenze in die USA. Vermont und New-York sind immer eine Reise wert. Auch das Auto sagt: Gefällt mir!
Vorurteile sind dazu da, gepflegt zu werden. Schon klar: Alle Amis sind blöd, verfettet und haben orangefarbene Haut. Außerdem tragen alle von ihnen mindestens eine Waffe.
Echt jetzt?
Mein Kurzbesuch beim südlichen Nachbarn erbrachte genau das Gegenteil: Die Amerikaner, die wir getroffen haben, waren durchweg freundlich, ja liebenswert. Und ihr IQ war garantiert weitaus höher als die zulässige Höchstgeschwindkeit. Die liegt auf amerikanischen Freeways bei 70 m/ph.
So viel zum Thema Vorurteile.
Dass die Neuengland-Staaten von ausgesuchter Schönheit sind, soll hier nur der Vollständgkeit erwähnt werden. Eine Fahrt mit der Fähre über den Lake Champlain von Burlington nach Plattsburgh, das Ganze bei noch immer hochsommerlichen Temperaturen, ist auch für den reiseerprobten Touristen der Hammer.
Der im Spätsommerlicht glänzende See vor der zauberhaften Kulisse der Adirondacks: ein Gedicht.
Nur eins kriegen sie noch immer nicht richtig gebacken, meine amerikanischen Freunde: Die feine Küche. Zumindest die im mittleren Preissegment.
Wer aus Montreal kommt, wo die Quebecker Küche der Haute Cuisine des französischen Mutterlandes kaum nachsteht, kann sich nur wundern.
Musste der eigentlich schmackhafte Teller mit Meeresfrüchten wirklich mit einer dicken Schicht fettiger Brotkrümel zugeschüttet werden?
Und warum wird die Clam Chowder mit ihrer sämigen Sauce mit einem Schuss Ketchup verhundst?
À propos Schuss: Wir mussten auf unserer ganzen Reise in keinen einzigen Gewehrlauf blicken!
Wieder ein Vorurteil weniger.