Horror: Der „fiese Riese“ ist da!

Jetzt ist er also da, der „fiese Riese“. „Der Wind peitscht, der Schnee türmt sich auf: Der Wintersturm fegt über Teile Deutschlands“, schreibt BILD. Und dann: „Räumfahrzeuge stecken fest. Der Verkehr ist fast völlig zum Erliegen gekommen“. Das Schlimmste: „Die Russenpeitsche kommt“ und bringt „extreme Kälte in den nächsten Tage“. Und der Verkehrsminister warnt: „Am Montag lieber zu Hause bleiben!“

Was war passiert? Eigentlich nur das, was bei uns gestern, vorgestern und vorvorgestern auch der Fall war: Es hat ordentlich geschneit und es war kalt.

Schon klar: Montreal ist nicht Mannheim. Und außerdem: Kanada kann Schnee.

Eigentlich ist der „fiese Riese“ ja ganz nett. Man setzt sich ans Fenster, schaut den Schneeflocken nach und freut sich, dass man es so schön warm hat auf dem Sofa.

Hier in Montreal schneit es viel und oft. Und weil der Niederschlag in Zentimetern vielen Kanadiern nicht viel sagt, veröffentlichen die großen Tageszeitungen statt metrischen Angaben oft lieber Dollarsummen.

Ein durchschnittlicher Schneefall – und mehr als „Durchschnitt“ wäre der heutige deutsche Schneetag in Kanada nicht – kostet in Montreal 20 Millionen Dollar für Räumarbeiten. Sowas bezahlt die Oberbürgermeisterin doch eisglatt aus der Knöllchenkasse, in die Verkehrssünder ihre Taler einwerfen müssen, die Räumfahrzeuge behindern.

Aber ich will nicht freveln. Eis und Schnee und massenweise Auffahrunfälle sind alles andere als lustig. Vor allem, wenn man nicht das richtige Equipment dafür hat. Daran mangelt es hier nicht.

Kleine Fräsen für die Gehwege, etwas breitere für die Nebenstraßen. Monstertrucks für die Stadtautobahn und Hunderte von Lastwagen, die neben den Fräsen und Schneepflügen herfahren und den Schnee zu Sammeldepots bringen. Vorbei sind die Zeiten, da Tausende Tonnen Schnee in den Sankt-Lorenz-Strom gekippt werden – Streusalz inklusive.

Schneeräumen geht hier also ganz geschmeidig. Wer lange genug in Kanada lebt, weiss: Vorfahrt hat immer der Schneepflug. Für ihn steht die Ampel stets auf Grün.

Aber auch in Deutschland sehen nicht alle die russische Invasion des fiesen Riesen ganz so bitterernst wie BILD.

Ein Blogger-Kollege („ByBasti“) schreibt eben: „Man könnte meinen, dass die Welt untergeht. Meine Warnapp hat mich in den letzten 3 Tagen so oft informiert wie im ganzen letzten Jahr zusammen“.

Noch spitzer – und dazuhin perfekt gender-korrekt – kommentiert ein Freund aus dem Rheinland den heutigen Horror:

„Ich mir mache mir selbst schlimme Rassismusvorwürfe: ich sehe ausschließlich weiße Schneeflock:innen!“

3 Gedanken zu „Horror: Der „fiese Riese“ ist da!

  1. Wir hier im Süden Deutschlands sind vom Riesen ja verschont geblieben. Bis jetzt noch. Und ja, es ist richtig: Das Equipment in Deutschland ist fernab alpiner Gebiete nicht so auf riesige Schneemengen vorbereitet. Und mein Eindruck: Auch die Autofahrer dort sind es nicht. Und es fehlt halt oft auch an Erfahrung. Hier im äußersten Süden, wo einem manchmal der Nordstau der Alpen auch erhebliche Schneefälle beschert (Ich habe im Januar 61cm in meinem Garten gemessen), geht man im Allgemeinen etwas routinierter damit um.

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  2. Das hast du jetzt alles sehr gut beschrieben!
    Und ja, Ausruestung ist alles! Ich will mich ja jetzt nicht lustig machen, aber ich habe ein Foto von einem Schneepflug in Deutschland gesehen – da sind die Schneepfluege, mit denen unsere Einfahrten geraeumt werden, groesser!
    Aber eines ist sicher – fuer alle die jetzt verzweifeln: Auch der groesste Schneeberg und die groessten Schneemassen schmelzen wieder!
    Viele Gruesse
    Christa

    Gefällt 2 Personen

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