
„Frohe Weihnachten“, tippe ich dem Bruder in Ummendorf sarkastisch ins Whatsapp-Fenster und schicke ihm ein Winterbild, das ich gestern hier um die Ecke aufgenommen habe. „Frohe Ostern“ antwortet er frech zurück. Und hängt ein Blumenfoto an, das aus Trumps Twitter-Account stammen könnte.
Fake News nennt man sowas. Doch der Bruder meint es ernst: Es ist Frühling in Deutschland. Und hier herrscht noch tiefer Winter.
In den letzten zwölf Jahren hat es uns nicht weiter gestört, dass im Montrealer März noch Eis und Schnee das Stadtbild bestimmen. Schließlich waren wir zu dieser Jahreszeit längst im sonnigen Spanien. Doch Corona hat uns dieses Frühjahr einen Strich durch die Rechnung gebracht. Wir bleiben daheim.
Luxusprobleme, schon klar. Aber wer den kanadischen Winter eigentlich gar nicht mehr so richtig auf dem Schirm hatte, muss jetzt ganz stark sein.
Da sind gut gemeinte Frühlingsbilder wie das obige – vielen Dank auch, Lotta – wenig hilfreich. Auch wenn wir uns natürlich immer freuen, von Freunden, Familie und Verwandten zu hören.
Genau vor einem Jahr waren wir zu Fuß irgendwo zwischen Sevilla und Salamanca unterwegs. Die Via de la Plata hätte uns eintausend Kilometer von Andalusien nach Santiago de Compostela bringen sollen. Aber dazu ist es aus den inzwischen bekannten Gründen nicht gekommen.
Die Fallhöhe zwischen spanischen Temperaturen und kanadischen Winterfotos ist enorm. In Verbindung mit dem Lockdown, der bei uns fast durchgängig seit März herrscht, ist diese Jahreszeit manchmal schwer zu ertragen. Wobei mich die nächtliche Ausgangssperre zwischen 20 Uhr und 5 Uhr morgens noch am wenigsten stört.
Winter in Kanada kann schön sein, keine Frage. Nichts geht über einen kuscheligen Abend am Kamin oder einen Spaziergang auf dem zugefrorenen Lac Dufresne.
Aber warum kann sich der kanadische Winter nicht auch im März verabschieden, wie es sich gehört?
Das mit der überstrapazierten Gastfreundschaft muss er noch üben, unser Old Man Winter.
Die nächsten Wochen und Monate werden hart. Wenn wir die Zeit bis zum kanadischen Frühlingsbeginn heil überstehen wollen, müssen wir uns warm anziehen.
Oui, cher Marc. J’ai vu pire. Mais ces photos d’Allemagne m’ont fait beaucoup de peine le jour où nous avons eu une tempête de neige ici à Montréal. Merci pour ton commentaire !
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Lieber Herbert,
puisque Peter, notre ami commun, m’a dit que tu parles très bien le français, je te ferai mon commentaire (à prendre avec un clin d’oeil) dans ma langue maternelle. Qu’est ce que sont ces pleurnichages de poule mouillée en regard de l’hiver canadien venant de la plume de quelqu’un qui vit au Canada depuis près de 30 ans, dont quelques-unes au Manitoba, là où les hivers sont reconnus pour être parmi les plus froids en Amérique du Nord? Tu en as vu d’autres! Je pense que les derniers hivers passés en Espagne „t’ont ramolli la couenne“, selon une expression bien québecoise! Amicalement!
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Unfassbar. Man sollte nicht denken, dass dies im Amerika des 21. Jahrhunderts noch möglich ist. Danke für Deinen Kommentar.
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Mit viel Schnee und Eis wuerde ich persoenlich fuer einen Winter in Kanada ja rechnen, aber nicht hier in Suedtexas. Da hat es uns dieses Mal ganz ausserordentlich erwischt, und natuerlich ist Alles zusammengebrochen. Bei uns selber zum Glueck „nur“ die Baeume. Das sieht dann nur schrecklich aus. Was wirklich schlimm ist, sogar jetzt, zwei Wochen danach, sind manche Leute immer noch ohne Strom. Und manche haben wegen der geplatzten Leitungen Haus und Habe verloren. Und das Alles, weil Texas wegen seiner Unabhaengigkeitssucht sich nicht an das US Stromnetz anschliessen will.
Mach’s gut, und liebe Gruesse,
Pit
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