
Wie die Groupies standen wir heute vor fünf Jahren vor diesem Haus an der Rue Marie-Anne, gleich neben dem Parc du Portugal, mit leicht wässrigen Augen, einer Kerze in der Hand und viel Gefühl für einen Mann, der an diesem Tag gestorben war. Kein anderer Künstler hat mich in meinem Leben mehr berührt als Leonard Cohen – weder Charlie Watts noch Joe Cocker und auch nicht John Lennon oder George Harrison. Alle habe ich sie verehrt, aber geliebt habe ich nur Leonard Cohen und sein Lebenswerk.
Dass er gebürtiger Montrealer war, und ich in Montreal gelandet bin, ist eher ein Zufall. Schon lange ehe ich den Entschluss gefasst hatte, nach Kanada auszuwandern, waren mir seine Lieder, sogar seine Gedichte, ein Begriff.
Die Gitarrengriffe für “So long Marianne”, „Suzanne“ oder “Birds On The Wire” kannte ich lange bevor ich meine Postleitzahl in Winnipeg und später in Montreal auswendig lernte.
Fünf Jahre ist es also her, dass Cohen tot ist. 82 Jahre alt Ist er geworden. Ein langes Leben, könnte man sagen. Für mich war es viel zu kurz.
Seine Lieder, selbst die allerletzten, die er noch vom Sterbebett aus veröffentlicht hatte, sind für mich zu Leuchttürmen meines eigenen Lebens geworden. Kein Tag, wirklich kein Tag vergeht, an dem ich nicht irgendeinen Cohen-Song höre. Meine Spotify-Playliste quillt über von seinen Liedern.
Als ich neulich Adam Cohen in einer deutschen Talkshow gesehen habe, wurde mir erneut klar, welche Lichtgestalt sein Vater Leonard war. Virtuos wie der Papa und mit demselben schelmischen Augenaufschlag wie er lauschte Adam den Worten der Moderatorin, konterte manchmal charmant und ließ sich sogar zu ein paar deutschen Sätzen hinreißen.
Es gibt nicht viel, das man als Cohen-Fan nicht schon von ihm gehört, gesehen, gegeoogelt hätte. Hier ist eine kleine Weltpremiere:
Zum 5. Todestag brachte der Regisseur Davis Askill das Video zu Cohens Song “Puppets” heraus. Es ist zusammen mit Adam Cohen entstanden, der den Namen des großen Vaters mit einerm dunklen Porträt eines Mannes ehrt, der im Laufe seines – und meines – Lebens ein Teil von mir geworden ist.