
Man muss schon ein Hardcore-Fan der Beatles sein, um unbeschadet acht Stunden mit den Jungs aus Liverpool zu verbringen. Ich bin dieser Fan, war es schon immer und werde es wohl auch immer bleiben. Jetzt erst recht.
Als vor Monaten die Nachricht über den Internet-Ticker lief, dass demnächst eine achtstündige Doku über die Beatles erscheine, war mir klar: Ich muss das sehen. Egal wie, wo und wann.
Seit vorgestern ist die Doku da – und ich fiebere mit. Wen juckt’s, dass die dreiteilige Serie auf einem Kanal läuft, den ich bisher nur in Verbindung mit Mickey Mouse kannte. Für so viel Beatles ist mir auch ein Abo für den Disney-Channel nicht zu teuer.
Drei Stunden habe ich hinter mir, auf fünf weitere darf ich mich noch freuen. Auch wenn “The Beatles: Get Back” nicht vor Spannung strotzt, ist es trotzdem ein sehenswertes cineastisches Kunstwerk.
Der Macher des Films ist der Herr der “Herr der Ringe”. Dem neuseeländischen Star-Regisseur Peter Jackson ist es gelungen, aus bisher unbekanntem Filmmaterial ein Œuvre zu schaffen, bei jedem Beatles-Fan das Wasser im Mund zusammenläuft.
Die Beatles, so kommt es mir manchmal vor, sind mir schon in die Wiege gelegt worden. Der einfachste Gitarrengriff der Welt ist der erste Akkord von „A Hard Day’s Night“. Es ist ein Griff, der eigentlich gar keiner ist: Einfach über alle sechs Saiten gleichzeitig strollen, ohne den Gitarrenhals auch nur mit einem einzigen Finger zu berühren. So einfach und doch so kunstvoll konnten nur die Beatles Musikstücke schmieden.
Bei den “Outlaws” spielten wir dann freilich auch einige der frühen Beatles-Songs. Einer davon wird bei uns bis heute bei Trink- oder sonstigen -Festen gesungen: “When I’m Sixty-Four” gehört zum Basis-Repertoire eines jeden Beatles-Coverers.
Obwohl ich mir einbilde, die Schuhgröße von John, Paul, George und Ringo zu kennen, hat die Disney-Doku mir in einigen Punkten dann doch noch die Augen für Neues geöffnet:
Das wahre Genie der Beatles war wohl nicht, wie ich immer dachte, John Lennon. Ich tippe heute auf Paul McCartney. Eine Meinung, die mein Rocker-Freund und Neffe Ralf in Wien mit mir teilt. Eben schreibt er:
“Ich denke schon lange, dass Paul McCartney stark unterschätzt wurde. Wenn ich an große Beatles-Songs denke, dann fallen mir Hey Jude, Let it be, Eleanor Rigby und das Medley auf der zweiten Seite des Abbey Road Albums ein. Alles Songs von McCartney. John Lennon war geistreich, schlagfertig und wunderbar zynisch. Aber, der Innovative in der Band war McCartney. Lennon war immer eher ein klassischer Rock’n Roller der irgendwann auf den Dada/Gaga-Zug von Yoko Ono aufgesprungen ist. Aus heutiger Sicht ist das, was die Beiden veranstaltet haben, meines Erachtens belanglos, zum Teil lächerlich und mehr von Narzissmus als von Idealismus motiviert. Aber Lennon/McCartney mit einer Prise Harrison sind eben unschlagbar”.
Besser kann man es nicht sagen, finde ich.
Dass ich mehr als einmal im Leben das große Glück hatte, den Beatles sehr nahe zu kommen, sei hier nur am Rande erwähnt. (Es war ja auch schon genug davon im Blog und im Buch die Rede).
Zum erstenmal, als ich von einer Jugendherberge in Mailand aus einen unverbauten Blick ins nahegelegene San Siro-Stadion werfen und quasi als Trittbrettfahrer einem Beatles-Konzert beiwohnen konnte. Zum zweitenmal, als ich mit George Harrison am Rande eines Formel-Eins-Events in Montreal an einem Bistro-Tisch saß und nicht wusste, wie ich das Gespräch mit einem wahrhaftigen Beatle beginnen sollte. Den genialen, wenngleich überschaubar kreativen Tipp dazu gab mir dann ein befreundeter Kollege: “Sag’ ihm doch einfach, dass du auch Gitarre spielst!” Es hat geklappt.
Und ein bisschen Namedropping durfte jetzt auch mal sein.

Genial Herbert !
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