
Genau. Jetzt haben wir den Schnee. Erst neulich hatte ich ihn an dieser Stelle noch vermisst. Jetzt ist er da. In solchen Mengen, dass ich seit Tagen nicht mehr aus dem Haus war. Dabei funktioniert die Schneeräumung in Kanada vorbildlich. Aber in einer Millionenstadt wie Montreal dauert es halt, bis Fräsen, Pflüge und Laster auch noch in die letzten Ecken kommen.
Das heisst, das mit dem “Nicht-mehr-aus-dem-Haus” ist nur die halbe Wahrheit. Zum Glück gibt es Freunde, die ihren gehbehinderten Kumpel auch im Blizzard im Auto abholen und wieder zurückbringen. Abendessen beim Inder? Lunch beim Portugiesen? Alles kein Problem.
Und wo ist die Frau an meiner Seite? Steckt im Schneesturm auf der Farm fest. Auch das kein Beinbruch: Sie macht es sich am Holzofen kuschelig mit der Freundin aus der schneearmen Schwyz.
Einem Schneesturm etwas Positives abzugewinnen, ist gar nicht schwer. Zu wissen, dass es vorübergehend keine einfache Möglichkeit gibt, die Wohnung zu verlassen, trägt wesentlich zur Entschleunigung bei.
Hörbücher, die ich längst schon hören wollte, sind jetzt plötzlich auf meiner Playlist (Aktuell: “Berlin Alexanderplatz”) Podcasts, die ich schon fast nicht mehr auf dem Schirm hatte, werden wieder aktuell. (“Canadian True Crime”, “ZEIT-Verbrechen”, “Deutsches Reiseradio” und auch die schrägen Mädels aus Chemnitz mit “Da muss man dabei gewesen sein”).
Songs, die ich schon seit Jahren nicht mehr auf der Gitarre gespielt hatte, werden entstaubt und mit neuen Akkorden aufgepimpt (Le Métèque, Sailing, Hallelujah).
Nur das mit den höheren Tönen muss ich noch üben. Mit Kreuz- und Stimmbändern geht das Alter nicht immer gnädig um. Seitdem ich weiss, dass auch Rod Stewart sein „Sailing“ um eine Oktave tiefer singt als noch vor ein paar Jahren, fühle ich mich besser.
Langeweile? Keine Spur. Manchmal lese ich sogar die BLOGHAUSGESCHICHTEN.
Sie offensichtlich auch. Danke dafür!
Auf den Schnee warten wir hier noch, und seit Monaten auf Regen!
Liebe Gruesse,
Pit
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