Eine Locke von Cohens Haar

Treue Blog-LeserInnen wissen längst: Wenn es um Leonard Cohen geht, bin ich Fanboy Number One. Kein Song, den ich nicht kenne, kaum ein Lied, das ich nicht spiele. Selbst Bücher, die niemand braucht (Flowers for Hitler), habe ich gelesen – nur weil sie aus Lennys Feder stammen.

Am Abend seines Todes sind wir zu seinem Haus am Place du Portugal gepilgert, um mit Kerzen und Liedern dem verstorbenen Helden zu gedenken. Und natürlich war ich dabei, als in der größten Konzerthalle Montreals Weltstars wie Sting, k.d. lang und Damien Rice ein Jahr nach seinem Tod Cohen-Songs sangen.

Was mir in meiner Sammlung noch fehlt, ist eine Locke von seinem Haar.

Die wird jetzt tatsächlich versteigert. Sie stammt von einer Freundin, die ihm irgendwann mal die Haare geschnitten hatte. Später schenkte ihr Cohen, gar nicht eitel, ein Amulett, das ein paar Haare enthielt, die beim Schneiden zu Boden gefallen waren.

Bei einer Auktion in Los Angeles kommen am 28. Februar 164 Cohen-Memorabilien unter den Hammer. Gebote sind bereits jetzt online möglich.

Versteigert werden Fotos, die Leonard Cohen mit Bierflasche in der Hand an einem See in den Laurentians zeigen. Auch Kerzenhalter, Türschlüssel, Zeichnungen, Briefe, Notizen und sogar die berühmte Fischermütze, die er auf der griechischen Insel Hydra trug – dort, wo er jahrelang mit Marianne liebte und lebte.

Aviva Layton, Witwe des kanadischen Poeten Irving Layton und eine gute Freundin Cohens, erzählte dazu dem Rolling Stone Magazin:

„Leonard trug seine Mütze, und Irving sagte: ‚Ich schreibe Gedichte, aber ich würde gerne Lieder schreiben und damit eine Menge Geld verdienen, so wie du. Und Leonard antwortete: ‚Ich habe diese Mütze, sie ist eine magische Mütze. Ich habe all meine frühen Lieder mit dieser Mütze geschrieben. Ich werde sie dir geben, und du wirst ebenfalls Lieder schreiben und viel Geld verdienen können. Leider schien die magische Mütze nur für Leonard zu funktionieren.“

Wer lässt die Welt in so private Dinge blicken wie einen Briefwechsel zwischen Freunden? Und warum?

Die meisten Memorabilien stammen von Aviva Layton und ihrem verstorbenen Mann. Das Paar war bis zu Cohens Tod eng mit ihm befreundet. Jetzt sei es an der Zeit, sich von Dingen zu trennen, um auch andere an ihnen teilhaben zu lassen, heißt es.

Echt jetzt? Ein paar Manuskripte oder auch zusammenhanglose Kritzeleien – okay. Aber Haarbüschel? Nein, danke.

Da höre ich mir lieber zum tausendsten Mal Famous Blue Raincoat an. Auch darin ist von Locken die Rede. Aber die stehen nicht zum Verkauf:


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4 Gedanken zu „Eine Locke von Cohens Haar

  1. Ja, da braucht wohl jemand Geld. Wobei man als Käufer wenigstens etwas dafür bekommt, was einen gewissen Wert hat, wenn man Hardcorefan ist.

    Ganz abgedreht wird es dann aber, wenn man für 6,2 Millionen Dollar eine Banane ersteigert, die an der Wand klebt und dazu noch alle paar Tage erneuert werden muss. So geschehen letztes Jahr im November, als ein Chinesischer Unternehmer diese Millionensumme auf den Tisch gelegt hat für etwas völlig Sinnbefreites.

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