Liebeserklärung an mein Hotel

My Hotel is my Castle. Zumindest, wenn ich auf Geschäftsreise bin. Das Hotel, das mir mein Auftraggeber nun schon seit zehn Jahren immer dann bucht, wenn ich in Köln zu tun habe, ist nicht das erste Hotel am Platze. Aber es hat einen besonderen Platz in meinem Herzen. Der Empfangschef kennt meinen Namen. Und wenn mir die Nase läuft, stellt mir die Frühstückskellnerin einen Obstteller ins Zimmer.

In diesem Hotel habe ich schon viele Monate vebracht, rechnet man alle Aufenthalte zusammen. Dass die Wasserspülung gelegentlich hängt und der Heizkörper Klopfgeräusche von sich gibt, stört mich nur ein bisschen. Das Foyer meines Hotels ist vollbehängt mit Fotos aus vergangenen Zeiten. Peter Kraus und Conny Froböss waren schon hier. Auch Bill Ramsay und Peter Frankenfeld haben ihr handsigniertes Konterfei hinterlassen. Sogar der große Kulenkampff ist hier schon abgestiegen. Und selbst Roy Black muss sich irgendwann mal ins weisse Hotelbett gelegt haben. Aber das ist lange her. Schlafe ich heute Nacht in einem Bett, in dem sich schon Caterina Valente geräkelt hat?

Teller voll? Einer geht immer noch drauf!

Ich liebe also mein kleines Hotel. Was mich dagegen tierisch nervt, sind Gäste, die ihre Teller beim Frühstücksbüffet mit solchen Bergen Schinken und Rührei beladen, dass regelmäßig Wursträdchen auf den Teppich fallen. Wenn dann noch mehrere Scheiben Brot und eine halbe Gallone frisch gepresster Orangensaft auf dem Tisch zurück bleiben, macht mich das rasend und auch ein wenig traurig. Oft verhalten sich ja gerade solche Gäste so rücksichtslos, die aus Regionen kommen, wo nicht gerade die Reichsten leben.

Was mir dagegen gut gefällt an meinem Hotel, ist die Lage. Es liegt mitten im Zentrum von Köln, mittiger geht’s nicht. Rechts der Dom, links die Funk- und Fernsehstadt WDR. Dazwischen Köln, wie es leibt und lebt. Nur zweimal habe ich mein Hotel verflucht. Einmal während der Fußball-Europameisterschaft und dann noch während des Karnevals. „Kannst du bitte das Fenster zumachen, solange du mit mir telefonierst? Ich versteh ja kein Wort!“, hatte mich Lore während eines Telefonats aus Kanada gebeten. Ich musste meine Frau enttäuschen: Die Fenster meines Hotelzimmers waren zu. Und den Höllenlärm, der morgens um zwei noch draußen herrschte, konnte man nur schwer auszuhalten.

Berühmt – aber leider kennt sie niemand

Toll finde ich, dass ich in meinem Stammhotel andere Stammgäste treffe. Einen Dirigenten aus Wien, zum Beispiel, der gelegentlich das WDR-Symphonieorchester leitet. Oder einen „Tatort“-Pathologen, den jeder an seiner Vollglatze erkennt. Oder einen Fernsehmoderator, den jeder schon gesehen hat, aber dessen Namen sich keiner merken kann. Und dann die Sprecherin, die immer die Presseschau im Radio vorliest. Herrlich, wie sie ihre Stimmbänder morgens mit Lindenblütentee und Honig ölt. Sie zelebriert die Stimmpflege so unübersehbar öffentlich, dass Jeder weiß: Diese Frau ist stimmlich in wichtiger Mission unterwegs. Und bestimmt ist sie total berühmt.

Schon doof, wenn man als eitler Mensch beim Radio arbeitet, wo die Stimme kein Gesicht hat.