In einem Blog, den ich abonniert habe, fand ich heute eine bizarre Geschichte. Zwei junge Deutsche, die zurzeit in Vancouver leben, wollten mit dem Auto von Kanada in die USA übersetzen. An der Grenze wurden sie von einem amerikanischen Zöllner wieder zurückgeschickt. Ihr Verbrechen? Sie hatten Feuerholz im Kofferraum, das sie für ihren Campingtrip benötigten.
Ich fasse es nicht! Diese Spaßbremsen am Zoll brachten es also tatsächlich fertig, zwei jungen Leuten ihren Campingtrip zu vermiesen. Am besten ich zitiere mal eben aus dem Blogpost:
„Das Zelt ist gerade erst von unserem letzten Trip getrocknet, da wird es auch schon wieder zusammengepackt. Da wir auch noch etwas Feuerholz haben, wird dieses ebenfalls eingepackt und los geht’s Richtung USA.
An der Grenze warten wir ca. eine halbe Stunde. Als wir dann endlich dran sind und die Frage nach den Aktivitäten, die wir machen möchten, mit “Camping” beantworten, müssen wir auch schon den ersten Dämpfer hinnehmen.
Frage: Darf man in Kanada gekauftes Feuerholz in die USA einführen? Antwort: Nein. Grund: Feuerholz aus Kanada, welches nicht nach bestimmten Richtlinien behandelt wurde, darf nicht mitgenommen werden. Also raus aus dem Auto, rein zu den Grenzbeamten.
Nach einer Autodurchsuchung, die ohne unsere Anwesenheit stattfand (!) mussten wir wieder zurück nach Kanada, das Holz dort irgendwo loswerden (haben es in einer Nebenstraße abgelegt) und dann die ganze Prozedur noch einmal von vorne. Hierbei sei jedoch erwähnt, dass sich der sehr freundliche Grenzbeamte ausdrücklich bei uns entschuldigt hat, weil ihm das Ganze peinlich war. War ja unser Fehler… Passiert bestimmt nicht nochmal.“
Fast jeder, der im kanadisch-amerikanischen Grenzgebiet lebt, kann eine Begebenheit wie diese erzählen. Lore wurde einmal stundenlang in einem fensterlosen Raum festgehalten, weil sie dem Grenzbeamten auf seine Frage nach ihrem Beruf wahrheitsgemäß gestanden hatte, dass sie malt.
Er: „Dann sind Sie also Künstlerin?“ Sie: „Ja.“. Er: „Und was passiert mit den Bildern?“ Sie: „Die hängen bei uns in der Wohnung. Manchmal verschenke ich eins“. Er: „Sie verschenken doch keine Bilder, Sie verkaufen sie doch bestimmt!“ Sie: „Früher ja, da hatte ich Ausstellungen, zurzeit aber nicht mehr“. Er: „Versteuern Sie die Einnahmen aus Ihrem Kunstgewerbe?“ Sie: „Ich betreibe im Moment kein Kunstgewerbe. Wie gesagt: manchmal verschenke ich Bilder, die ich gemalt habe“.
Der Beamte blieb hartnäckig, machte einen Vermerk in ihre Einwanderungspapiere, behauptete steif und fest, sie betreibe ein Gewerbe und machte ihr von da an ganz schön das Leben schwer. Jede Einreise in die USA wurde künftig zum Spießrutenlauf. Erst als sie kanadische Staatsbürgerin wurde, hörte die Schikane an der Grenze auf.
Das Härteste, das ich in dieser Hinsicht erlebt habe, spielte sich an einem kleinen Grenzposten zwischen dem Yukon und Alaska ab. Ich war auf dem Weg nach Valdez, um eine Reportage über die Nachwirkungen der bis dato größten Umweltkatastrophe der amerikanischen Geschichte (“Exxon Valdez”) zu machen.
Grenzbeamter: “Wohin?” Ich: “Valdez”. Er: “Wozu?” Ich: “Reportage über “Exxon Valdez”. Er: “Was ist eigentlich aus dem besoffenen Kapitän des Tankers geworden?” Ich: “Der lebt in den USA und hat keinen Job mehr”. Er zieht jetzt seine Knarre aus dem Halfter und macht tatsächlich Bummbummbumm-Schießbewegungen. Und dann: „Ich hätte den Bastard erschossen“.
Danach wieder zu mir: “Tragen Sie Schusswaffen mit sich?” Ich: “Nein, sollte ich?“
Noch Fragen?
Aber es gibt auch andere Episoden am Zoll: Das skurrilste Erlebnis liegt schon einige Jahre zurück. Ein Freund aus Waiblingen hatte mir diverse Schnupftabaksorten in hübschen Dosen geschickt. Dazu muss man wissen, dass ich in meinem früheren Leben stolzer oberschwäbischer Vizemeister im Wettschnupfen war.
Das ging so: Innerhalb einer Minute mussten die Kandidaten möglichst viel Schnupftabak in die Nase befördern und dabei ein sauberes Gesicht bewahren. Und weil es in Winnipeg den Schnupftabak meines Herzens nicht gab, erbarmte sich der Kumpel in Deutschland und schickte mir etwas Auserlesenes fürs Näschen.
Eigentlich eine hübsche Idee. Nur: Die kanadischen Zollbeamten rochen Schlimmes. Die diversen Pülverchen sahen ja auch verdammt verdächtig aus. Also: Vorladung ins Zollamt. Unter den kritischen Augen der Zöllner musste ich eine Prise nach der anderen probieren. Und weil man dem “German sniffer” trotz heftigen Niesens keinen Drogenrausch nachweisen konnte, war das Schmalzler-Schnupfpaket meins.
Einige der Beamte waren so von meinem Hobby fasziniert, dass sie sich auf mein Geheiß hin jetzt auch an der Schnupftabakdose bedienten. Wohl selten wurde in einem kanadischen Zollamt mehr geniest, ohne dass auch nur ein einziger Beamter Schnupfen hatte.