97 Stimmen fehlten zum Sieg

electionsDas Bild trügt: So wie auf dem Foto oben sehen Verlierer aus und keine Sieger. Schade. Mein Favorit bei der Oberbürgermeisterwahl in Montreal hat verloren. Genau 97 Stimmen haben ihm zum Sieg gefehlt. Doof gelaufen mit der Demokratie.

Es hätte so schön sein können: Rockmusik und Bier vom Fass. Tausend Leute in Feierlaune. Das Ganze in einem der schönsten Montrealer Varieté-Theater. Und dann, kurz vor Mitternacht, der Downer: Mein Kandidat für den Bürgermeisterposten in meinem Stadtviertel St. Henri hat es nicht geschafft.

Auch der Oberbürgermeister der Metropole Montreal ist so gar nicht nach meinem Geschmack. Ein Karrierepolitiker, der seinen Wahlkampf in den letzten Tagen schleifen ließ, weil er angeblich ohnehin wusste, wie es ausgeht.

Da lobe ich mir Mélanie Jolie, eine 34jährige Newcomerin, die aus dem Stand heraus einen souveränen 2. Platz erzielte. Oder Richard Bergeron, den linksliberalen Chef der von mir favorisierten Öko-Partei Projet Montréal. Leider reichte auch diesen Beiden die Stimmenzahl nicht.

Noch kurz vor dem Wahltag hatten zwei von Monsieur Bergerons Wahlhelfer bei uns angeklopft, um uns in aller Ruhe die Politik des Chefs zu verklickern. Die hörte sich gut an: Mehr Grünflächen für unser Quartier, bessere Müllentsorgung, Hilfe für die Obdachlosen.

Dass die Spitzenkandidatin von Projet Montréal während des Wahlkampfs jede meiner Mails persönlich beantwortete, rechne ich ihr hoch an. Wenigstens sie zieht in den Gemeinderat von St. Henri ein.

Für das Amt des Oberbürgermeisters gewählt worden ist schließlich Denis Corderre. Der künftige erste Mann im Montrealer Rathaus wird keinen leichten Stand haben. Es herrscht viel Misstrauen. Zwei seiner Vorgänger mussten den Hut nehmen, einer davon wurde mit Handschellen abgeführt. Beiden wird vorgeworfen, Betrügereien im großen Stil begangen zu haben. Korruption, Mafia, Schwarzgeldkonten – ein teuflisches Trio, das den Montrealer Stadtbetrieb zeitweise zum Stillstand brachte.

Jetzt soll also alles besser werden. Wirklich? Der am Sonntag gewählte Oberbürgermeister war mit gut zwei Dutzend KandidatInnen in den Wahlkampf gezogen, die der Partei des einen oder anderen geschassten Ex-OBs angehören.

Ob sich mit so viel Ballast im Gepäck eine krisengeschüttelte Metropole wie Montreal sauber regieren lässt, wird sich weisen.

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