Die gute Nachricht lieferte DIE ZEIT heute schon vor dem Frühstück: Wer erst mal die 60 erreicht habe, hieß es da, könne im Schnitt noch auf mindestens weitere 20 Lebensjahre hoffen. Wie man das schafft? Unter anderem durch jede Menge Bewegung.
Das passt. Wenn ich (demnächst 68) von irgend etwas mehr als genug habe, dann ist es Bewegung. Zum Markt, zum Bäcker, zum Meer, zur Bar – ständig auf Achse zu sein, heißt in meinem Fall viel Zeit auf den Füßen zu verbringen.
Meine Achsen sind die Knie. Die bewegen sich zwar auch nicht immer so geschmeidig, wie ich es gerne hätte. Aber sie bringen mich von A nach B und wenn ich mich anstrenge auch nach C.
Heute zum Beispiel waren es mehr als zwölf Kilometer, gestern nicht viel weniger. Am Montag um einiges mehr. Die einzigen Fortbewegungsmittel auf Mallorca sind für uns Bus oder Beine.
Während der letzten neun Aufenthalte haben wir es geschafft, ohne Mietwagen auszukommen – und trotzdem fast die komplette Insel zu sehen. Immer zu Fuß, manchmal im Bus, einmal per Autostopp.
Gut zu Fuß sind wir übrigens auch im heimischen Montreal. Dort steht der Wagen oft wochenlang in der Tiefgarage. Bewegung tut gut, hält fit und – siehe oben – verlängert das Leben.
Dabei bin ich von Haus aus eher faul. Das hauseigene Fitness-Centre hat mich im vorigen Jahr genau null Mal gesehen. Dabei soll es ausgesprochen hübsch und gut bestückt sein. Laufbänder sind mir ein Gräuel, Gewichte stemmen sollen die andern. Selbst Fitnessbikes können mir gestohlen bleiben.
Aber gehen, gehen, gehen.
In meiner Kindheit gab es eine Fernsehserie, die nannte sich „So weit die Füße tragen“. Es ist die Geschichte eines Soldaten, der aus einem sibirischen Gefangenenlager flieht und eine abenteuerliche Flucht nach Hause antritt.
Die Story selbst hat mich nie interessiert, der politische Bezug erst recht nicht. Aber was mich schon als Zehnjähriger faszinierte, war die körperliche Ausdauer, die dieser Mann bei seinem Fluchtversuch an den Tag legte. (Dass ein Großteil der Winterszenen im warmen Studio gedreht wurden, erfuhr ich erst später).
Gehen, gehen, gehen.
Schon mein Vater, von seiner Statur her nicht weniger massig als ich, war ein Geher vor dem Herrn, der Großvater erst recht. Noch im hohen Alter radelte Opa jeden Mittwoch die 20 Kilometer von Dietenwengen zum Wochenmarkt nach Biberach. Und wieder zurück. Dass er einen Teil des Weges schiebend zurücklegen musste, weil der Bergaufstieg sonst nicht zu schaffen gewesen wäre, hat ihn nie sonderlich gestört. Er wurde 80 – damals ein gesegnetes Alter.
Dass auch Cassian das Geh-Gen in sich trägt, hat er vor vier Jahren bewiesen. Als er wochenlang auf dem Jakobsweg unterwegs war.
Darf’s ein bisschen esoterisch sein? Gehen schafft Freiräume im Kopf, sorgt für Wohlbefinden und setzt Glücksgefühle frei. Endorphine wirken angeblich sogar als Schmerzstiller und sollen Extremsituationen erträglicher machen.
Komisch. Warum plagt mich nach dem Gehen dann immer so der Hunger? Und der Durst? Meine Theorie: Gehen macht dick.
Vielleicht sollte ich die Geh-These doch noch einmal überdenken. Am besten beim nächsten Spaziergang.
Sich beim Gehen einfach Gehenlassen…:-)! Wer viel verbrennt, braucht sich über Hunger und Durst keine Gedanken zu machen und darf zu sich nehmen worauf er/sie Lust und Appetit hat. Zwar habe ich jetzt auf Mallorca mein eigenes Auto, parke aber immer noch sehr gerne am Paseo Maritimo – manchmal gar nicht so weit von Porto Pi entfernt. Ich genieße den Spaziergang entlang der vielen tollen Boote, die ich mir weder leisten kann noch will, biege dann manchmal erst bei der Kathedrale ab, manchmal aber auch schon in Santa Catalina wo ein Besuch in der Markthalle ein Muss ist. Etliche Kilometer dann in der Stadt die ich – eher Stadtnichtliebhaber – sehr gerne habe und zurück zum Auto kommen gerne mal rund 8-10 km zusammen. Aber dieses Jahr wird auch mal wieder richtig gewandert…mit Zelt und Schlafsack und allein…denn meine Vorstellung von Wandern teilt die Family nicht…:-)!
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Also Herbert – dein ‚Geh Gen‘ beflügelt dich ja zu ganz beachtlichen Leistungen. Hast du eventuell irgendwelche Mitläufer oder Schrittmacher? Ich glaube, die WHO spricht von 10.000 Schritten täglich, die der Gesundheit so besonders zuträglich sind. Die hast du nun ja bereits überschritten. Wie wäre es, wenn du nun das Alphabet abarbeitest: G= Gehen, H – Hüpfen J – Joggen, K – Klettern, L- Laufen, M- Marschieren , R – Rennen, T- Trippeln etc.
Bei dem W für Wandern gehen wir dann konform. Mallorca hat über 50 Berge über 1000 m. Die wechselnden Steigungen geben der ganzen Sache noch einen besonderen Reiz. Optisch, landschaftlich – aber auch physisch. Der Körper wird so überflutet mit Sauerstoff, dass du dich in den nächsten acht Stunden im Endorphin-Rausch wähnst. Der Bedarf anSch laf und Nahrung scheint auf die Hälfte reduziert. Der Stoffwechsel wird offensichtlich so stark angekurbelt, daß der Körper eine kleine Verjüngungskur erlebt.
Wir bleiben im ‚Geh-spräch‘ :)
Saludos! R..🏝
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