Die Frau mit der Raute? Oder der Mann mit Bart? Wer immer am 24. September das Rennen machen wird, sollte nicht vergessen: Auch wir Auslandsdeutschen drehen ein ganz klein wenig am Schräubchen der Demokratie mit.
Dass die Wahl wirklich zur Qual wird, hat nicht so sehr mit der Kanzlerkandidatin und ihrem Kontrahenten zu tun – diese Entscheidung ist ohnehin längst gefallen. Es ist vielmehr das Prozedere, das es uns schwer macht, unsere Stimme in die Waagschale zu werfen, bzw. in den Briefkasten.
Vor der Wahl geht’s erst einmal ins WWW. Dort wartet ein wuchtiges Formular auf den Download. „Antrag auf Eintragung in das Wählerverzeichnis zur Bundestagswahl 2017 und Wahlscheinantrag gemäß § 18 Absatz 5 der Bundeswahlordnung für im Ausland lebende Deutsche“, nennt sich das komplizierte Konstrukt. Auszufüllen „in Druck- oder Maschinenschrift“.
Vor dem geistigen Auge des Bundeswahlleiters sitzen vermutlich Millionen Auslandsdeutsche in Manitoba, Burkina Faso oder Paraguay in ihren Plüschsesseln, die jetzt ein DIN-A-4-Formular in ihre angestaubten Schreibmaschinen einführen und bei einem Tässchen Malzkaffee per Adler-Suchsystem ihre Daten eingeben.
Erst wer es schafft, sich der beiden Wohnorte zu erinnern, an denen der Antragsteller zuletzt in Deutschland gemeldet war, nebst Zeitspanne und Straßenbezeichnungen mit Hausnummern, darf sich zumindest Hoffnung machen, ins Wählerverzeichnis eingetragen zu werden.
Von der Stimmabgabe ist der willige Wähler im Ausland zu diesem Zeitpunkt allerdings noch immer weiter entfernt als Berlin von Brasilia. Erst wenn das ausgefüllte Formular spätestens 21 Tage vor der Wahl, also am 3. September 2017, beim Einwohnermeldeamt des letzten deutschen Wohnorts eingeht, steigen die Chancen auf eine Teilnahme an den Bundestagswahlen.
Jetzt liegt es am zuständigen Bürgermeisteramt, ob dem Antrag stattgegeben wird oder nicht. Bestenfalls leitet eine Verwaltungsangestellte das Papier an die „Abt. Datenerfassung für den Bundeswahlleiter, Statistisches Bundesamt, Zweigstelle Bonn“ weiter. Von dort müsste dann, wenn alles gut geht, der Stimmzettel in die weite Welt hinausgeschickt werden. Return to Sender eben.
Ist das Kreuzchen dann in Inuvik, Jerewan, Baku oder Barcelona gemacht, schlüpft der Stimmzettel wieder fix in den Umschlag. Und tritt per Schneckenpost die Heimreise an.
Da sage noch einer, Demokratie sei ein Kinderspiel.