JAKOBSWEG, Tag 26 – 18 Kilometer von Santa Catalina de Somoza nach Foncebadón
FÜR BAUSINGERS
Wir widmen jeden Tag unserer Pilgerreise Menschen, die uns viel bedeutet haben, aber nicht mehr unter uns weilen.
Grüß Gott aus Foncebadón!
Entschuldigung, aber ich bin an diesem herrlichen, immer noch sonnigen Abend in der Herberge noch ganz im Bayernmodus. Wir sind nämlich den ganzen Tag mit Carlo gewandert, einem liebenswerten Kerl aus Bayern, der sich eine Auszeit von seinem stressigen Job bei einem bedeutenden Auto-Zulieferer gönnt und wie wir seit Wochen auf dem Camino unterwegs ist.
Dass wir Carlo schon im frühen Morgennebel getroffen haben, war in vielfacher Hinsicht ein Gewinn. Zum einen hat seine joviale, freundliche Art etwas Ansteckendes. Zum anderen ist er ein durchtrainierter Fastfünfziger, der als Motivationsfaktor für die heutige Bergwanderung äußerst stimulierend wirkte.
1430 Meter über dem Meeresspiegel sind wir inzwischen – so hoch waren wir noch nie. Morgen sollen noch ein paar Höhenmeter dazu kommen. Aber so plusminus haben wir jetzt den höchsten Punkt des Caminos erreicht. Und das ist echt der Gipfel.
Ganz ehrlich? Ein bisschen stolz bin ich schon auf uns. Der Aufstieg war nämlich nicht ohne für einen, der sich in seinem bisherigen Leben vor allem als genießerischer Boulevardier in Montréal beweisen musste.
Der Blick durchs Herbergsfenster hinüber auf die schneebedeckten Berge und auch, je nach Perspektive, ins Tal, erfüllt mich wieder einmal mit großer Dankbarkeit. Dass diese Tour auch für einen Siebzigjährigen zu schaffen ist, war nicht ganz selbstverständlich. So viel zum Thema Grenzen ausloten.
„Wie habt ihr euch eigentlich auf diese Mammut-Wanderung vorbereitet“, will ein Blogleser per WhatsApp wissen.
Die Wahrheit ist: Eigentlich gar nicht. Wir haben weder das Fitnessstudio genutzt, das uns in unserer Wohnanlage zur Verfügung steht, noch haben wir vor dem Camino unsere Ernährung umgestellt oder uns gar schlank gehungert.
Wir haben nur immer das gemacht, was wir schon seit vielen Jahren gerne und mit großer Hingabe tun: Wir bewegen uns so viel es geht und versuchen alles, was wir in Montréal zu erledigen haben, zu Fuß zu tun.
Unser Allwheeler steht oft wochenlang in der Tiefgarage. Ledliglich wenn’s zu IKEA, in den Großmarkt oder zum Blockhaus am Lac Dufresne geht, bemühen wir das Auto. Ansonsten wird gelaufen.
Da kommen in einer Vier-Millionen-Stadt wie Montréal häufig mal 10 bis 12 Kilometer am Tag zusammen.
So viele werden es heute nicht mehr werden. In höchstens 50 Metern sind wir von unserem Herbergszimmer im Speisesaal. Und genau da gehen wir jetzt hin zum „Pilgermenü“.
So schicken wir von dem herrlichen Bergdorf Foncebadón aus fitte Grüße in die weite Welt hinaus. Und sagen:
Buen Camino!
Dankeschön! Machen wir gerne 🥾👍
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Lieber Herbert,
ich liebe diesen Blog und die vielen tollen Fotos, ich wandere so gerne mit euch. Wunderbar, dass du nicht müde wirst, jeden Abend in dein Handy zu tippen und ihr uns auf den Camino mitnehmt!
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„Walking proud“ for sure. You both have much to be proud about. I have the impression the Camino keeps drawing you onward each day with the fascination of what beauty awaits.
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Hallo Herbert,
vielen vielen Dank für Deine wunderbaren Worte im Blog !
War mir eine grosse Ehre mit euch beiden zu marschieren.
Wie sagtest Du schön: „Der Camino gibt und nimmt“. Gestern hat
er sehr sehr viel gegeben !
Keep in touch and Buen Camino !
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