Da lebe ich jetzt seit ziemlich genau 37 Jahren in Montreal und stehe zum ersten Mal vor dem Haus meines Helden: Leonard Cohen. Keine Ahnung, warum ich zwar 900 Kilometer weit den Jakobsweg gepilgert bin, aber die Strecke von meiner Wohnung zu Lennys Haus in all den Jahren nie geschafft habe. Dabei sind es zu Fuß gerade mal 25 Minuten.
Dass ich ausgerechnet heute, an einem heißen Montrealer Sommertag, den Weg zu Cohens Geburtsthaus im feinen Stadtteil Westmount gegangen bin, hängt wiederum mit einem Film zusammen, den wir uns vor ein paar Tagen angesehen haben: Marianne & Leonard – Words of Love.
Auch wenn die meisten Kritiker anderer Meinung sind: Ich fand die Verfilmung der Liebesgeschichte zwischen Leonard Cohen und seiner langjährigen Muse Marianne Ibsen eher schwach. Sie hat mich nicht berührt.
Vielleicht, weil sie kaum etwas enthielt, das ich als Hardcore-Cohen-Fan nicht ohnehin schon wusste. Vielleicht aber auch, weil im kompletten Film nicht ein einziger Cohen-Song zu hören war.
Warum wohl?
Genau weiss ich es nicht. Aber vermutlich hat es etwas mit dem Budget zu tun, das der Regisseur Nick Broomfield zur Verfügung hatte.
Ein paar Tage vor dem Cohen-Film habe ich mir die Beatles-Persiflage „Yesterday“ von Danny Boyle angesehen. Ein Drittel des Gesamtbudgets des Films, also um die 25 Millionen Dollar, seien für die Musikrechte diverser Beatles-Songs draufgegangen, sagte Boyle in einem Interview.
Fast traurig mutete an, als der Regisseur dem Interviewer erzählte, er habe eine Vorab-Kopie des Films an Paul, Ringo und die Witwe von George Harrison geschickt. Ringo und Olivia Harrison hätten sich freundich bei ihm bedankt, sagte Danny Boyle. Paul McCartney habe sich nicht einmal bei ihm gemeldet. Echt jetzt?
So viel zu den Helden meiner Jugend.
Zurück zum Cohen-Film. Es war viel davon die Rede, wie auf der griechischen Insel Hydra seinerzeit die Post abgegangen sei und wie kaputt viele der Künstler, Hippies und Möchtegern-Künstler waren, die dort in den 60er und 70er-Jahren lebten. Es war auch von Cohens exzessivem Drogenmissbrauch die Rede. Und natürlich von seiner obsessiven Promiskuität, die ja so etwas wie sein Markenzeichen wurde.
Ansonsten? Wurde viel zusammen geschnipseltes Archivmaterial gezeigt, das in seiner technischen Qualität so schlecht, weil verpixelt war, dass man oft gerne darauf verzichtet hätte.
Nein, das hier ist keine Filmkritik. Es sind lediglich ein paar persönliche Anmerkungen zu einem Film über einen Künstler, den ich ein Leben lang verehrt habe – und es auch weiterhin tun werde.
Der Film wird seinem Andenken nicht gerecht.
Vielleicht brachte Lore es am besten auf den Punkt, als sie sagte: „Warum so schnell?“ Die Filmemacher hätten so kurz nach Cohens Tod lieber noch etwas gewartet. Bis sie besseres Archivmaterial zur Verfügung gehabt hätten. Und vielleicht auch mehr Geld für Musikrechte für die Cohen-Songs.
So long Marianne. So long Leonard. So long Film.
Hier noch ein früherer Blogpost über Leonard Cohen: BEIM ZAHNARZT MIT LENNY
Trauer über Leonard Cohens Ableben: MEIN HELD IST TOT
Ich glaube, man sollte seine Helden nicht näher verstehen wollen. Sie sollten weiter durch ihr Werk leben und eigentlich auch nur hierdurch. Keine fremden Interpretationen, keine fremden Zusammenstellungen.
„That you were meant to keep.“
LG Prensal ;)
LikeGefällt 1 Person