Mein Freund gibt mir Rätsel auf

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Besuch beim Freund in Sherbrooke: Dr. Peter Bernath (rechts)

Es gibt Freunde, die einem auch nach 35 Jahren noch Rätsel aufgeben. Der Freund: Peter. Das Rätsel: Wie kann ein fast Achtzigjähriger noch diese mentale und körperliche Fitness aufbringen?

Ich vermute mal, die Lösung des Rätsels – oder zumindest ein wesentlicher Teil davon – besteht aus acht Buchstaben: L*A*U*R*E*T*T*E. So heißt die Frau an Peters Seite.

Dass sie selbst die 80 schon überschritten hat und dabei ein Beispiel für geistige und körperliche Gelenkigkeit ist, soll hier lediglich im Flüsterton der Überzeugung weitergegeben werden. Laurette hat es nämlich nicht so mit dem Scheinwerferlicht.

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Des Rätsels Lösung heißt Laurette

Peter dagegen schon. Er, der schon als junger Kerl im heimischen Berlin auf der Theaterbühne und vor der Filmkamera stand, ließ es sich nicht nehmen, mir bei meinem jetzigen Besuch in Sherbrooke wieder einmal eine Kostprobe seines Showtalents zu geben.

Quasi zum Nachtisch ließ er Wagners Wotan singend und mit dramatischen Worten Abschied nehmen von seiner Lieblingstochter:

„Wer meines Speeres Spitze fürchtet, durchschreite das Feuer nie!“

Allein diese Solo-Darbietung war es schon wert gewesen, die zweistündige Autofahrt von Montreal nach Sherbrooke zurück zu legen. Dort, in der lieblichen Hügellandschaft der „Eastern Townships“, haben es sich Peter und Laurette nett gemacht.

Vorbei ist die Zeit, da Peter sich mit einer Dissertation über Kleist zwei Buchstaben vor

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Spätzle, Wagner und Rouladen: Warum Blaukraut in Berlin Rotkohl heißt, ist ein weiteres Rätsel.

den Namen erschreiben musste. Vorbei auch die Phase, da Dr. Peter Bernath an einer angesehenen kanadischen Universität lehrte.

Und erst recht passé sind die Jahre, da Peter als Sprecher und Produzent beim angesehenen Sender Radio Canada International aktiv war. Damals lernten wir uns kennen. Das war in den 80er-Jahren.

Wer jedoch glaubt, ein Peter Bernath würde nur noch Rouladen mit Spätzle und Blaukraut („Rotkohl“, heißt es in Berlin) für den hungrigen Schwabokanadier zubereiten, der jetzt besuchsweise bei ihm aufgetaucht ist, irrt.

Einen Großteil seiner Zeit verbrachte der Mann aus Berlin in den letzten Wochen und Monaten damit, Hunderte von Vinyl-Opern-Schallplatten zu digitalisieren.

Das geschieht in Echtzeit. Takt für Takt. Rille für Rille. Arie für Arie.

Was für viele ein Gräuel wäre, ist für meinen Freund Peter ein Geschenk an sich selbst. So kann er all die Wagners, Puccinis und Bellinis noch einmal hochleben lassen.

Das tut er übrigens wirklich. Peter ist der einzige Mensch, den ich kenne, der sich ein Dirigentenpult gebaut hat, um gelegentlich mit dem Taktstock Arien und Opern mit zu dirigieren. Das Dirigieren, sagt er, sei für ihn nervenberuhigend und schmeichle, da ist der Peter ganz ehrlich, auch seinem Ego.

Wie sonst könne einer für fünf Minuten Karajan und Furtwängler in Personalunion sein?

Dass er selber Musik nur im angeheiterten Zustand produziere, sagt Peter, „und dazu noch mit zwölftonigen Varianten“, lasse sich an diesem wunderbaren Walküre-Ausschnitt abhören, der als Video am Ende dieses Beitrags zu finden ist. Peters innigster Wunsch ist es, dass dieses Video hoffentlich nicht der Nachwelt erhalten bleibt.

Pech für Peter: Das Internet schläft nie. Vor allem aber: Es vergisst nichts.

Mit Dingen wie diesen beschäftigt sich also mein Freund, wenn er nicht gerade kocht, Weine kostet, neue Käsesorten ausprobiert oder Computerprogramme testet.

Auch dafür bleibt ihm freilich nur die Zeit, in der er nicht gerade auf Reisen nach Bora Bora, Peru oder Ägypten unterwegs ist. Oder Vorträge hält über das Berlin von damals und heute oder einen deutschen Spion, der aus der kanadischen Kälte kam.

Wie es Peter Bernath eher nebenher geschafft hat, den 16 Stunden dauernden Ring des Nibelungen mit unglaublichem Aufwand zu editieren, bzw. zu kürzen, könnte irgendwann das Thema eines eigenen Blogposts werden. Für eine Doktorarbeit darüber dürfte die Zeit knapp werden.

Ach, übrigens: Peters Transfer-Job von Vinyl auf Mp3 ist kein gänzlich selbstloser Akt. Mein Freund möchte nämlich seine komplette Sammlung mit vielen auserlesenen Sammler-Stücken verkaufen.

Und jetzt kommt das größte aller Rätsel: Wie stellt man so etwas am besten an?

Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen. Mail an den Blogmaster genügt auch.

Treue Blogleser kennen meinen Freund schon. Vor genau drei Jahren gab es hier schon einmal eine Geschichte über Peter Bernath. Und zwar  >> H I E R  <<

PETER SINGT WAGNER:

4 Gedanken zu „Mein Freund gibt mir Rätsel auf

  1. All that seems very interesting. The only thing I can think of is that it could be possible to advertise in the montly publication of the Guilde des muciciens. It happens that tomorrow there is a meeting of the Guilde and I will go . I will talk to the president about the possibility for your friend to advertise in that publication and I will come back to you about it.
    Jacques🎼

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  2. I found this website: http://www.popsike.com it can help find the value of a record to get an idea. I didn’t test it because I have no idea of his collection.

    In Montreal, there’s quite a few record shops but aux33tours.com seems to be very serious on how they proceed to buy vinyls. They have a direct contact (Pierre 514-910-3911) to call when it’s for a big collection. They can even travel to go see the collection if it’s worth it.

    I also found a professional store that has a big reputation but it’s in Vermont haha ! It’s only 2h away though… http://www.autumnrecordsvt.com

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  3. Also das war ja mal wieder ein Hammer, auf den ich nicht vorbereitet war. Du hast da wieder eine Biografie von mir in die Weltöffentlichkeit gebracht, die zwar, an der Realität gemessen, einige diskrete Lücken aufweist, aber sonst rundum schmeichelhaft ist, auch für die 8 Buchstaben an meiner Seite, und mir natürlich runtergeht wie Öl. Die Ohren deiner Leser sollten allerdings auf die unerwartete Wagner-Attacke eingestimmt werden, da zartbesaitete Musikfans eventuell mit inkurablen gesundheitlichen Schäden rechnen müssen!

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  4. Die tägliche Ansprache durch Lebenspartner (Ehefrauen, Kinder, Freundeskreis, Wohngemeinschaften usw.) zwingt zur Beweglichkeit, geistig und körperlich. Mein olles Gymnasium hielt nur einen wachen Geist für eindeutig lebensverlängernd und trainierte uns durch reichliches Auswendig-Lernen. Meine Großtante und ihre Chorkolleginnen am Staatstheater Kassel schworen auf den Chorgesang. Dies ist inzwischen sogar medizinisch verbürgt: Durch das Singen wird dem Gehirn über einen längeren Zeitraum mehr Sauerstoff zugeführt als beim normalen Schnaufen pro Minute. In den 60-ern und 70-ern gab es den Hype der „Sauerstoffkuren/-therapien“, allerdings ausschließlich für Privatpatienten, die dann auch ganz privat glaubten, dadurch länger zu leben.
    Dein Freund genießt sozusagen trimediale Ansprache samt dem Eigentraining durchs Digitalisieren. Er hat gute Chancen, 100 zu werden, falls kein Organ auf ein früheres Versagen programmiert ist.
    Danke für Deine Schilderung, die mich hochlöblich in einer Zeit trifft, in der ich mich von der Versorgung lieber alter Nachbarn im Pflegeheim freier machen muß, um nicht den Vorwärtsblick zu sehr als einen Blick ins eigene Altwerden zu focussieren. Erster Ansatz: ich hab‘ mir soeben mein Lieblingsgedicht von Schiller (Die Worte des Glaubens) hevorgekramt, denn mir fehlten 2 Zeilen und andere waren meine freie Dichtung. Danke also für Deine Bewegung im Blog.

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