Der tote Gangster Joe und ich

IMG_8089Eine der ersten Begegnungen, die ich nach meiner Ankunft in Montreal vor 37 Jahren hatte, war die mit einem Gangster. Es war ein Mafioso namens Joe. Aber als ich Joe sah, war er schon tot. Jemand hatte ihn vom 23. Stock des „Aldred Building“ in Alt-Montreal geschubst.

Joe starb in dem Film „Es war einmal in Amerika“ von Sergio Leone. Ich stieß zu den Dreharbeiten, als sie Joe gerade zum xten Mal vom Hochhaus gestoßen hatten – als lebensgroße Puppe. Ich erinnere mich noch genau, wie eine Maskenbildnerin nach jedem Wurf mit roter Farbe nachhalf. „Once Upon A Time In America“ sollte ein blutiger Gangsterfilm werden.

Ich war tief beeindruckt von dem, was ich sah. Bis dahin war ich noch nie bei Dreharbeiten eines Films dabei gewesen. Und dann gleich ein Hollywoodfilm mit Robert de Niro in der Hauptrolle!

Heute, an einem wunderschönen Herbsttag in Montreal, habe ich mir den Tatort zum erstenmal genauer angesehen.

Das „Aldred Building“ am „Place des Armes“, unmittelbar neben der Notre-Dame-Basilika, ist eines der schönsten Art-Deco-Gebäude in Montreal.

Mit seinen 23 Stockwerken war das Sandstein-Konstrukt das erste Hochhaus in Montreal überhaupt. Damit der amerikanische Architekt Ernst Isbell Barott 1927 den Kasten in der von ihm vorgesehenen Höhe von 96 Meter bauen durfte, mussten eigens dafür die Bauvorschriften von Montreal neu geschrieben werden. Bis dahin waren nur 61 Meter erlaubt.

Die Stadtverwaltung wollte das Projekt auf keinen Fall verlieren, denn der Architekt Ernst Isbell Barott war ein Großer seines Fachs. Zeitgleich mit dem Montrealer Turm baute er das Empire State Building in Manhattan. Das hat 102 Stockwerke.

So ist es zu erklären, dass das Alred Building ein Spiegelbild der obersten 23 Stockwerke des Empire State Buildings geworden ist.

Dass ich heute ganz spontan beschloss, „L’Alred“, wie die Montrealer den imposanten Bau nennen, mal von innen zu besichtigen, hat keinen speziellen Grund. Vielleicht den, dass ich allen meinen Besuchern irgendwann das eindrucksvolle Gebäude in Alt-Montreal zeige und dabei immer die Episode vom toten Gangster Joe erzähle. Und Besucher hatten wir im Laufe dieses Sommer mal wieder jede Menge.

Alles ist aus Marmor, Messing, erlesenen Hölzern und handgeschliffenem Glas. Die imposante Eingangshalle, der Aufzug, die langen Flure, von denen es in die verschiedenen Büros geht: Anwaltskanzleien, Notare, Schiffsreeder, Banker und Immobilienbroker. Auch eine Agentur  für Filmschauspieler habe ich gesehen.

Irgendwelche Mafiosi sind mir allerdings nicht über den Weg gelaufen. Zumindest nicht solche, die ich aus dem Kino kenne.

TRAILER ZU „ES WAR EINMAL IN AMERIKA“:

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Blick vom 23. Stock auf Downtown Montreal.

3 Gedanken zu „Der tote Gangster Joe und ich

  1. Kann man da einfach so reingehen? Also ist das Gebäude offiziell für Besucher geöffnet oder einfach nur ein normales Bürogebäude?

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